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Depression - 100 Fragen 100 Antworten - Hintergruende - Erscheinung - Therapie

Depression - 100 Fragen 100 Antworten - Hintergruende - Erscheinung - Therapie

Titel: Depression - 100 Fragen 100 Antworten - Hintergruende - Erscheinung - Therapie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Dinner
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materiellen Besitz und in der Gesundheit. Es sind Wahnideen, die in die pessimistische, depressive Empfindens- und Sichtweise des Kranken hineinpassen und in diesem Sinne als sogenannter synthymer (der Grundstimmung entsprechender) Wahn bezeichnet werden.
    Frage 10
Gibt es kulturelle Unterschiede in der Erscheinungsform von Depressionen?
    Untersuchungen bei amerikanischen Jugendlichen zeigten auf, dass solche asiatischer Abstammung dazu neigen, ihre Gefühle und die Mitteilung unangenehmer Empfindungen zu unterdrücken, während solche afrikanischer Abstammung ihre persönlichen Schwierigkeiten ohne Verwendung von Vermeidungsstrategien viel direkter auszudrücken pflegen.
    Bei Amerikanern koreanischer Herkunft wurde beobachtet, dass Bedrücktheit und Energielosigkeit symbolhaft mittels Klagen über Lungenbeschwerden ausgedrückt werden. Hier dienen verschiedene Körperorgane als Symbolträger für bestimmte Formen psychischer Probleme. Ein Wort für Depression fehlt in verschiedenen Kulturen auch gänzlich, was dazu führt, dass Depression und auch andere Formen psychischer Not dort über eine Körpersprache mitgeteilt werden.
    In der chinesischen Bevölkerung, in der stoisches Ertragen von Leid vielfach idealisiert wird und Depression weitgehend als Ausdruck einer schwächlichen Lebensenergie Qi (siehe Frage 96 ) und auch als Zeichen von Charakterschwäche gilt, drückt sich Depression vermehrt über körperliche Symptome aus, insbesondere über Schmerzen. Die Mitteilung von seelischer Not über körperliche Ausdrucksformen hängt hier auch damit zusammen, dass in der traditionellen chinesischen Medizin keine Unterscheidung zwischen Körper und Psyche stattfindet. Diese Sichtweise hebt sich fundamental vom westlichen Krankheitsverständnis ab, das Körper und Psyche als getrennt betrachtet.
    Intensität und Bewertung aller möglichen Gefühle unterscheiden sich in den verschiedenen Kulturen, in den Subkulturen und sogar von Mensch zu Mensch und dadurch auch der Umgang mit diesen Gefühlen, die Ausdrucksform für Empfindungen so wie die Art und Weise, den Herausforderungen des Lebens zu begegnen. Entsprechend können sich auch die verschiedenen Erscheinungsformen von Depression durch kulturelle und individuelle Prägung sehr vielfältig darstellen.
    Das Klassifizierungssystem DSM-IV (siehe Anhang: Internationale Klassifikation der Depressionen) versucht dem mit «culture-bound syndromes», so genannten kulturgebundenen Syndromen (Syndrom = Gruppe von zusammengehörigen Symptomen) Rechnung zu tragen. Dennoch vermag ein noch so präzise gestaltetes Beschreibungs- und Klassifizierungsinstrument der Vielfalt von Erscheinungsformen menschlichen Erlebens grundsätzlich nicht umfassend gerecht zu werden, und dies natürlich auch im Bereich depressiver Erkrankungen (siehe z. B. Frage 51 zur männlichen Variante der Depression oder Frage 29 über Melancholie) .

Erscheinungsformen der Depression
    Depression hat viele Gesichter. Dazu gehören die ganz eindeutigen, die unseren Vorstellungen der Krankheit entsprechen. Es gibt aber auch Erscheinungsformen von Depression, die schwer zu entziffern sind, sei es, weil andere Symptome im Vordergrund stehen, sei es, weil schon gar nicht an die Möglichkeit einer Depression gedacht wird. In diesem Teil des Buches sollen die zahlreichen Gesichter der Erkrankung besser erkennbar werden und dem Leser einen Zugang zur großen Erscheinungsvielfalt von Depressionen eröffnen.

Depressionen
von jung bis alt
    Frage 41
Gibt es Depressionen bei Säuglingen?
    Kleinkinder und speziell Säuglinge können ihren Gemütszustand nicht in Worte kleiden, so dass man auf die Beobachtung von Symptomen angewiesen ist, wenn man ein ungewöhnliches Geschehen erfassen will. Fallen häufiges Schreien, Schlafstörungen, Erbrechen, Nahrungsverweigerung, ungenügende Gewichtszunahme, Kopfschaukeln und eine allgemeine Unruhe auf, so sind sie Zeichen dafür, dass es dem Säugling nicht gut geht. Unabhängig von der Ursache dieser Schwierigkeiten und ihrer diagnostischen Einordnung ist in einer solchen Situation zwangsläufig die Beziehung zur Mutter belastet, indem die Mutter sich Sorgen macht, Ratlosigkeit und Hilflosigkeit erlebt und dadurch selber unruhig wird. Eine Unsicherheit der Mutter, die sich allenfalls in ganz kleinen Verhaltensänderungen ausdrückt, kann wiederum vom Säugling wahrgenommen werden und den emotionalen Austausch in der engen Beziehung zwischen Mutter und Säugling zusätzlich überschatten.

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