Der 13. Engel
»Rufus, mein lieber, alter Freund!«, rief Mr Burbridge und ergriff seine Hand, um sie herzlich zu drücken. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass es dir gut geht.«
Die vier setzten sich an den Küchentisch und tranken von dem frisch aufgebrühten Tee, während Amy und ihr Vater abwechselnd berichteten, was ihnen widerfahren war. Mr Burbridge lauschte gebannt, schüttelte dann und wann fassungslos den Kopf, wagte es jedoch nicht, die beiden zu unterbrechen.
»Was ist mit Ihnen, Sir?«, erkundigte sich Finn anschließend. »Konnten Sie Ihre Bücher retten?«
Mr Burbridge lächelte kläglich. »Einige sehr kostbare konnte ich in Sicherheit bringen. Viele mehr sind verbrannt . Zum Glück ist die Bibliothek jedoch nicht vollständig zerstört worden. Einige Abteilungen sind überhaupt nicht von dem Feuer betroffen. Was schon an ein kleines Wunder grenzt.« Plötzlich hellte sich seine Miene auf. »Und der König hat mir bereits zugesagt, dass er den Wiederaufbau der Bibliothek unterstützen wird.«
»Wenn das keine guten Neuigkeiten sind«, meinte Amys Vater beschwingt.
Gegen Abend, als es draußen bereits zu dämmern begann, saßen Amy, ihr Vater und Finn vor dem Ofen der kleinen Küche und wärmten sich mit heißer Schokolade. Sie hatten die Ofenklappe aufgemacht, sodass mehr Wärme nach draußen drang und sie die flackernden, rotgoldenen Flammen beobachten konnten. Es war ein gemütliches Beisammensein, das jeder von ihnen, besonders aber Amy genoss. Sie hatte die beiden wichtigsten Menschen in ihrem Leben um sich und das gab ihr ein so glückliches Gefühl, das es in ihrem Bauch wohlig kribbelte. Selbst der Abschied von Cornelius erschien ihr in diesem Moment weniger schmerzhaft, trotzdem sie sich wünschte, dass er jetzt bei ihnen wäre.
»Ich frage mich, was aus Meister Chang und mir wird«, sagte Finn plötzlich und blickte betreten auf seine Hände, die mit der Tischdecke spielten.
Amy setzte sich auf. Daran hatte sie noch gar nicht gedacht. Jetzt, da Tante Hester verschwunden war, gab es niemanden mehr, der sich um das Haus kümmern und Meister Chang und Finn für ihre Arbeit bezahlen würde.
Doch Amys Vater winkte ab. »Da Tante Hester als Verräterin an der Krone gilt, fällt ihr gesamter Besitz an ihre einzige lebende Blutsverwandte. Und das ist Amy. Du siehst, es gibt nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest.«
»Was?« Amy starrte ihn mit offenem Mund an. »Heißt das etwa …«
»… dass wir bald in einer riesigen Villa wohnen werden?« Ihr Vater nippte an seiner Tasse. »Hm, gut möglich.«
Amy wusste nicht genau, was sie davon halten sollte. Auch wenn sie dadurch fortan immer in Finns Nähe wäre, konnte sie sich nicht richtig über dieses »Erbe« freuen. Die Villa hatte für sie immer etwas Böses an sich gehabt. Kein Ort, an dem man sich gerne aufhielt. Auf der anderen Seite war es das Haus, in dem ihre Mutter aufgewachsen war. Amy musste an all die Sachen denken, die einmal ihr gehört hatten und die nun in dem feuchten Keller vor sich hin moderten. Sie musste sie unbedingt retten. Vielleicht konnten sie ihr Dinge über ihre Mutter verraten, die sie sie schon immer hatte fragen wollen und über die zu reden sie nie Gelegenheit gehabt hatten.
»Du bist auf einmal so still«, sagte Finn. »Geht es dir gut?«
Amy wandte ihm lächelnd das Gesicht zu. »Jetzt schon.«
Danksagung
Diese Geschichte zu erzählen, hat mir unglaublich viel Freude bereitet. Umso schwerer ist es mir am Ende des Buches gefallen, von den Figuren Abschied zu nehmen. So vieles mehr gäbe es über Amy zu erzählen, so vieles mehr aus ihrer magischen Welt zu berichten … und vielleicht werde ich das eines Tages auch tun.
Ich möchte mich herzlich bei Stefan Wendel bedanken. Für die zahlreichen Gespräche und Anregungen, ohne die Der 13. Engel nicht das wäre, was er ist. Ebenso möchte ich Kristin Weigand danken. Vor allem für ihren Beitrag zu Cornelius, der dadurch noch facettenreicher geworden ist. Und Carolin Böttier, dass sie mit Adlerauge all die kleinen Ungereimtheiten ausfindig gemacht hat, die es noch auszubügeln galt.
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