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Der 21. Juli

Der 21. Juli

Titel: Der 21. Juli Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Ditfurth
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fürchteten, Gots Zeichen zu übersehen. Ich habe es erkannt. Got befiehlt seinem Orden, in die Schlacht zu ziehen. Wie der große Hermann an diesem Ort vor fast zweitausend Jahren die Eindringlinge besiegte, so werden wir unsere Feinde niederwerfen. Wir werden unsere Feinde und alle Verräter richten.«

ERSTES BUCH
- FRÜHJAHR 1953 -

I.
    D ie beiden Männer schwiegen, seit sie die Stadtgrenze von San Diego passiert hatten. Sie hatten in Washington die erste Maschine nach San Diego genommen und am Flughafen bei einem Autoverleiher einen Chrysler Imperial gemietet. Nur wenige Kilometer nördlich der mexikanischen Grenze steuerte der größere von beiden, Al Myers, den wummernden Achtzylinder nach Osten, Richtung Tierra del Sol. »Dieser Irre hat sich wirklich den elendsten Fleck der Welt ausgesucht«, meckerte Stan Carpati und staunte über die Kakteen am Straßenrand. Es gab große dünne und kleine dicke, krumme und krüppelige, solche mit mächtigen Ästen, wogegen andere wie Säulen nackt und gerade herumstanden. Kein Kaktus sah aus wie der andere. Lächerlich wenig Wasser und die ewig brennende Sonne reichten aus, um skurrile Formen in unendlicher Zahl zu schaffen.
    Carpati schaute auf Myers. Ich hätte mich abtreiben lassen mit so einem Zinken in der Fresse, dachte er. Myers Nase war unnatürlich rot, zur Spitze hin schwoll sie leicht an und war übersät von hunderten von kleinen Kratern. Wahrscheinlich soff er heimlich. Carpati griff aus seiner rechten Gesäßtasche einen Kamm und zog ihn durch seine schwarzen Haare, denen man ansah, dass sie von einem italienischen Friseur verwöhnt wurden.
    Myers brummte etwas Unverständliches. Was sollte er mit diesem parfümierten Lackaffen groß reden. Ihn stießen dessen geölte Haare ab und die ewige Kämmerei. Was für Typen die heute einstellen, wunderte er sich. Er hatte es bald hinter sich. In einem Jahr würde er seinen Bauch in die Sonne halten, die Welt mussten dann andere retten. Wenn er an Carpati dachte, war ihm nicht wohl bei dieser Vorstellung.
    Ein Pick-up vor ihnen deckte sie mit einer Staubwolke ein. Sie kurbelten die Fenster hoch, feiner Sand drang durch die Schläuche der Lüftung ins Wageninnere. Myers hustete, zog den Chrysler im Staubnebel nach links und überholte den Pickup. Jetzt schluckt der unseren Dreck, grinste er in sich hinein. Carpati starrte beim Überholen ängstlich in die Staubwand vor ihnen und hielt sich am Griff über der Tür fest. »Wollen Sie uns umbringen?«, schimpfte er.
    Myers lächelte: »Auf so einer Straße haben sich noch nie drei Autos getroffen.«
    Carpati schwor sich, nie wieder einen ehemaligen Frontkämpfer an das Steuer eines Autos zu lassen, in dem er saß, auch wenn der im Dienstrang höher war. Myers hatte die Invasion in Nordfrankreich mitgemacht, in einer Sondereinheit, und seitdem glaubte er offenbar, unverwundbar zu sein. Die alten Männer mit ihren Kriegsgeschichten gingen Carpati sowieso auf die Nerven. Der Krieg war lange vorbei, jetzt waren wendige und intelligente Leute gefragt. Leute wie er.
    Der Staub verklebte mit seinem Schweiß und begann auf der Haut zu jucken. Carpati kämmte sich Sand aus dem Haar. Wenn diese Tour einen Sinn hätte, würde er das alles gern auf sich nehmen. Aber sie hatte keinen Sinn. Wahrscheinlich war dieser irre Deutsche, der sich Vandenbroke nannte, getürmt, als er ihr Telegramm erhalten hatte. Carpati hatte Vandenbroke bei der letzten Vernehmung erlebt, vor ein paar Jahren. Vandenbroke hatte ausgepackt, Wissen gegen Geld. Am Ende hatte er gesagt: »Mehr weiß ich nicht. Hören Sie auf mit der Fragerei. Jetzt erfüllen Sie Ihren Teil unserer Vereinbarung. Und dann lassen Sie mich in Ruhe, für immer.« Seitdem hatte er alle Kontaktversuche abgewiesen.
    Schließlich hatte die CIA es aufgegeben. »Dann soll der Bekloppte doch mit Klapperschlangen und Rothäuten spielen«, schimpfte Reginald Crowford, Chef der CIA-Europaabteilung und Carpatis Vorgesetzter. Daran hatten sie sich einige Jahre gehalten. Aber nun war alles anders. Nun musste Vandenbroke mitziehen. Das bildete sich jedenfalls Crowford ein, und er hatte Myers und Carpati in eine Gegend geschickt, in der sich Schlangen, Kojoten und Rothäute wohl fühlen mochten. Und verrückte Deutsche.
    Vandenbroke saß im Schatten der Veranda und sah die Staubwolke am Horizont. Der Wagen kam aus Richtung Tierra del Sol. Sie waren pünktlich. Vorgestern hatte er das Telegramm erhalten: ICH SCHICKE ZWEI MÄNNER IN ZWEI TAGEN. SIE

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