Der 48-Stunden-Mann (German Edition)
vorher.“
„Ich glaube nicht, dass ich das Wort hübsch gebrauchen würde“, protestierte Hannah.
„Oh, das würde ich aber schon“, meinte Sandy. Dann grinste sie und fügte hinzu: „Und auch dein Mann sieht sehr gut aus.“
„Für einen Kerl mit blonden Haaren“, flachste Elizabeth.
„Zufällig gefallen mir Nicks blonde Haare“, erwiderte Hannah.
Elizabeth beugte sich zu ihr. „Er ist doch von Natur aus blond, oder?“
Alle Frauen lachten, und auch Hannah stimmte mit ein. Allerdings fühlte sie sich dabei irgendwie unwohl, was nichts mit den Neckereien zu tun hatte. Sie mochte diese Frauen. Der Grund, weshalb sich ihr der Magen zusammenzog, war die Tatsache, dass alles an ihr eine einzige Lüge war. Wären diese Frauen ihr gegenüber auch so offen und freundlich, wenn sie die Wahrheit wüssten?
Sie selbst machte sich immer viele Gedanken darüber, ob die Leute auch das waren, was sie zu sein vorgaben. Diese Frauen aber schienen – obwohl mit Polizisten verheiratet – keinerlei Zweifel an ihrer Geschichte zu haben oder sich auch nur zu fragen, ob sie die Wahrheit sagte. Sie vertrauten ihr.
Für den Bruchteil einer Sekunde dachte sie daran, die Karten auf den Tisch zu legen. Dann aber hob Louise ihr Glas und sagte: „Ich möchte einen Toast aussprechen. Auf meine schöne Tochter und ihren charmanten Mann.“
Hannah blieb gar nichts anderes übrig, als ihr Glas mit dem Eiswasser zu erheben und zu trinken.
Nachdem Louise sie überredet hatte, etwas zu essen,lehnte sie sich auf ihrem Hocker zurück und verkündete: „Ich bin eine sehr zufriedene alte Frau.“
„Du bist überhaupt nicht alt“, erwiderte Elizabeth. „Du bist doch gerade mal was? Einundvierzig?“
„Du warst mir schon immer die Liebste. Nein, nicht mehr lange, dann bin ich siebenundvierzig. Aber gut. Das ‚alt‘ nehme ich zurück, aber alles andere lasse ich so stehen.“ Ihre Miene wurde ernst. „Danke, dass du gekommen bist, um mich zu besuchen, Hannah. Damit hast du mich sehr glücklich gemacht.“
Als ihre Augen brannten, erklärte Hannah sich das mit ihrer Müdigkeit. Letzte Nacht hatte sie kaum geschlafen. Unmöglich konnte es mit Gefühlen zu tun haben, denn sie kannte diese Frau und die anderen doch kaum.
Während sie aß, kamen die Gespräche um sie herum in Gang. Offensichtlich verbrachten die Frauen viel Zeit miteinander. Hannah genoss es, ihnen zuzuhören. Sie wäre gern in einer Familie wie dieser aufgewachsen und würde gern irgendwo dazugehören.
Nach dem Essen merkte sie, dass die extreme Anstrengung des Tages sie schließlich einholte. Sie gähnte und hielt sich die Hand vor den Mund. „Oh, Entschuldigung.“
„Ich bitte dich, Hannah! Ihr habt die lange Fahrt an einem einzigen Tag zurückgelegt. Kein Wunder, dass du müde bist. Komm mit. Wir sammeln deinen Mann ein. Morgen früh können wir uns weiter beschnuppern.“
Geschlossen gingen die Frauen in den Hobbyraum, der fast so groß wie das Wohnzimmer war. Sämtliche Ledersitze waren zu dem Großbildfernseher an der gegenüberliegenden Wand gedreht.
Als sie den Raum betraten, lachten die Männer gerade. Hannah bemerkte, dass sie sich auf Nick konzentrierten und nicht auf das Basketballspiel. Was hatte er ihnen erzählt?Nach der Geschichte mit der Kreuzfahrt wollte sie es allerdings lieber gar nicht so genau wissen.
Er sah auf. „Hallo, mein Schatz.“
„Hi. Ich finde, es wird langsam Zeit, ins Hotel zu fahren.“ Wo sie ihr eigenes Zimmer mit Dusche haben würde. Wo sie endlich allein sein könnte.
„Gute Idee.“
Aber bevor Nick aufstehen konnte, war Travis schon auf den Beinen. „Es ist doch noch früh. Ihr könnt nicht so bald schon wieder gehen.“
„Sie sind müde“, erklärte Louise. „Und sie bleiben ja zwei Wochen. Da haben wir alle Zeit der Welt, uns kennenzulernen.“
„Das sehe ich auch so.“
Hannah glaubte, dass Jordan das gesagt hatte, und als er ins Licht trat, war sie sich sicher.
„Aber ihr werdet doch nicht in ein Hotel gehen“, fuhr er fort. „Wir haben genügend Platz hier.“
„Wir haben auch ein Zimmer für euch“, erklärte Travis. „Nicht wahr, Elizabeth?“
Seine Frau schloss sich der Einladung sofort an. „Ja, natürlich. Ihr seid herzlich eingeladen, bei uns zu wohnen. Das Gästebad hat eine wunderschöne Löwenfußwanne. Es ist sehr romantisch.“
Hannah kämpfte gegen die Panik an. An Romantik war sie nicht interessiert. Sie wollte – sie brauchte etwas Zeit für sich. Und sie konnte sich mit
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