Der 48-Stunden-Mann (German Edition)
Fall.“
Hannah fühlte förmlich, wie die allgemeine Aufmerksamkeit sich auf sie beide konzentrierte. Heiß schoss ihr die Röte in die Wangen.
„Ich habe sie aufs Schiff zurückgebracht und mich um sie gekümmert.“ Nick neigte sich zu ihr und gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Für mich war es Liebe auf den ersten Blick. Aber Hannah sah das anders und hat mich abgewiesen. Letztlich habe ich sie dann aber doch mürbe gemacht.“Verschwörerisch senkte er die Stimme. „Hannah ist nicht so schnell bereit, jemandem zu vertrauen, aber der Aufwand hat sich gelohnt.“
Ein paar der Frauen seufzten. „Das ist so romantisch“, meinte Jill, die hochschwanger war. „Ich weiß, es sind nur die Hormone, aber ich glaube, mir kommen die Tränen.“ Sie schniefte.
Kyles Frau – Hannah war nicht sicher, wie sie hieß – reichte ihr ein Taschentuch. „Wir sollten alle in der Lage sein, romantische Geschichten zu erzählen.“
„Unsere Geschichte ist doch auch romantisch, Sandy“, entgegnete Kyle. „Jedenfalls meiner Meinung nach.“
Sandy lachte. „Glaub nur weiter daran“, neckte sie ihn. „Niemand wird dich eines Besseren belehren.“
Noch immer völlig überwältigt von Nicks Story, hörte Hannah dem Geplänkel der anderen zu. Das Ganze war reine Erfindung, bis auf den Schluss. Es war richtig, dass sie niemandem so leicht vertraute. Wie hatte er das herausgefunden?
Die Unterhaltung versiegte und Hannah ahnte, dass die nächste Fragerunde eingeläutet werden sollte. Anstatt sich dem zu stellen, versuchte sie es mit einem Ablenkungsmanöver. „Hier laufen eine Menge Kinder herum. Große Familien scheinen euch zu gefallen.“
Craig streichelte den dicken Bauch seiner Frau. „Offensichtlich sind wir eine fruchtbare Bande.“
Dem konnte Hannah nur zustimmen. Gut, dass sie Schwangerschaftsverhütung nie auf die leichte Schulter genommen hatte.
„Alles in Ordnung mit dir, Liebes?“, fragte Louise.
„Ja. Ich bin nur ein wenig überwältigt.“
„Denk daran, wenn es dir zu viel wird, kannst du dich jederzeit zurückziehen. Sie werden Verständnis dafür haben.“
Den Kopf voller Fragen schaute Hannah die Frau an, die sie geboren hatte. Warum hatte sie ihr Kind weggegeben? Wie waren ihre Lebensumstände gewesen, als sie schwanger war? Wusste Earl Haynes, dass er eine Tochter hatte?
Es gab noch viel mehr Fragen, aber Hannah war klar, dass dies weder die richtige Zeit noch der richtige Ort dafür waren. Sie würde zwei Wochen bleiben, sodass Louise und sie ausreichend Gelegenheit hätten, sich allein zu unterhalten.
Plötzlich schlug Louise die Hände zusammen. „Was habe ich mir nur dabei gedacht? Ich wette, ihr beide seid geradewegs durchgefahren, richtig? Habt ihr wenigstens angehalten, um etwas zu essen?“
„Nicht wirklich“, gestand Hannah.
„Ihr müsst Hunger haben.“
„Nein, nicht doch …“
„Ich sterbe vor Hunger“, fiel Nick ihr fröhlich ins Wort.
Louise stand auf. „Kommt mit“, sagte sie entschieden. „Es ist eine Menge übrig geblieben. Jeder hat etwas mitgebracht, darum habt ihr eine große Auswahl. Glücklicherweise haben alle Jungs Frauen geheiratet, die ausgezeichnet kochen.“
Wie ferngesteuert folgte Hannah Louise. Nick kam gleich hinterher, ebenso der Rest der Familie. Hannah unterdrückte ein Stöhnen. Es war schon schlimm genug, dass sich alle um sie geschart hatten und mit ihnen reden wollten. Jetzt würden sie auch noch vor Publikum ihr Abendbrot verzehren.
Auch die Küche war groß. Die Schränke waren aus gebleichtem Eichenholz, die Arbeitsplatten abwechselnd weiß und kobaltblau. Auf der einen Seite der zentralen Kochinsel stand ein Topf, auf der anderen Seite gab es einen Essbereich mit hohen Barhockern.
„Setzt euch hierher“, forderte Louise sie auf und führtesie zu den Hockern. „In einer Minute habe ich alles fertig.“
Zwei größere Kinder waren den Erwachsenen gefolgt, weil sie auf ein zusätzliches Dessert hofften, doch sie wurden rasch nach oben gescheucht.
Louise prüfte den Inhalt des übergroßen Kühlschranks, der im rechten Winkel zur Spüle an der Wand stand. „Wir haben Roastbeef, etwas Schinken, ein paar Salate, Gemüse, Brot, gebackene Bohnen. Irgendwas dabei, das ihr nicht mögt?“
„Ich bin pflegeleicht“, erklärte Nick und schwang sich auf einen Hocker.
Hannah setzte sich neben ihn. „Wir sind mit allem zufrieden und wissen es zu schätzen. Mach dir nur keine Mühe.“
Ihre Mutter hielt inne und lächelte sie an.
Weitere Kostenlose Bücher