Der 48-Stunden-Mann (German Edition)
sie an den Händen fest. Sie war groß, aber er war größer. Er überragte sie um gute zehn Zentimeter. Ein Vorteil, den er bei ihr auch brauchte.
„Es wird alles gut werden“, versprach er, wobei er ihre Finger festhielt und mit dem Daumen ihre Gelenke streichelte. Sie riss sich nicht los. Sie reagierte überhaupt nicht. Wenn er nicht gesehen hätte, wie ihr Puls am Halsansatz flatterte, hätte er angenommen, dass seine Berührung ihr nicht das Geringste ausmachte.
„Das würde ich gern glauben“, erwiderte sie leise. „Ich bin mir einfach nur nicht sicher. Das alles ist so viel mehr, als ich erwartet hatte.“
„Es muss beängstigend sein.“
Hannah riss die dunklen Augen auf. „Es ist der pure Horror. Wenn ich gewusst hätte, worauf ich mich da einlasse, hätte ich die Sache mit meiner Scheidung von Anfang an klargestellt.“
„Das kannst du doch immer noch.“ Gott, er hasste es, wenn er nobel wurde.
Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Es wäre viel zu schwierig, das zu erklären. Ich wüsste überhaupt nicht, was ich sagen sollte.“
„Ich könnte es ihnen sagen.“
„Oh, natürlich. Bring mich nur nicht zum Lachen.“
Es irritierte ihn, dass sie ihn so einschätzte, aber er ignorierte das Aufflackern seiner verletzten Gefühle.
„Wir halten an unserem ursprünglichen Plan fest“, erklärtesie. „Morgen bleibst du noch hier, und übermorgen – also Sonntag – wirst du so tun, als hättest du einen geschäftlichen Anruf bekommen, der deine sofortige Rückkehr nach Southport Beach erforderlich macht. Ich bleibe zwei Wochen hier. Und wenn ich eine Beziehung zu Louise und meinen Brüdern aufgebaut habe, werde ich ihnen alles erklären.“
Ihr Plan würde niemals funktionieren.
„Klingt großartig“, murmelte er.
Wütend funkelte sie ihn an. „Was? Was denkst du? Glaubst du etwa nicht, dass ich das durchziehen kann?“
Ein letztes Mal drückte er ihre Hand, denn gleich würde Hannah sie ihm entreißen. Dazu musste er ihr nur sagen, was er dachte. Zu schade. Hannahs Nähe hatte eine wärmende Wirkung auf seinen ganzen Körper. An einigen Stellen begann er schon regelrecht zu dampfen.
„Beziehungen aufzubauen ist nicht gerade deine starke Seite“, sagte er.
Wie erwartet riss sie sich mit einem Ruck von ihm los und trat zwei Schritte zurück.
„Wovon redest du?“, fauchte sie. „Ich bin ein sehr freundlicher Mensch.“
„Hmm. Darum hast du auch so viele Dates.“
„Bis vor zwei Monaten war ich eine verheiratete Frau.“
„Eine getrennt lebende Frau, Hannah. Es gibt eine Menge Männer, die an dir interessiert sind, also komm mir jetzt nicht auch noch damit. Du verjagst sie alle, weil du keine Nähe erträgst.“
„Ich verjage niemanden. Ich halte nur nichts von Beziehungen am Arbeitsplatz. Ich will nicht, dass man über mich redet.“
„Du willst nicht riskieren, jemandem nahezukommen.“
Sie stemmte die Hände in die Hüften und bebte beinahevor Zorn. Die widerspenstige Haarsträhne flatterte an ihrem Hals. Er wünschte, er könnte sie ihr hinters Ohr zurückstreichen, aber im Augenblick würde er damit diverse Teile seines Körpers gefährden.
„Ich sehe dich auch nicht mit einer Frau und drei Kindern.“
Touché. „Nicht, dass du auch nur das Geringste davon wüsstest.“
Sie drehte ihm den Rücken zu. „Nimm zur Kenntnis, dass ich viele Freunde habe.“
„Nenn mir fünf.“
„Das geht dich nichts an.“
„Nenn mir eine Freundin.“
„Alice.“
„Wo ist Alice?“
„Sie lebt in Chicago. Wir waren zusammen am College. Also habe ich eine Beziehung nicht nur aufgebaut, sondern sie auch aufrechterhalten.“ Hannah stolzierte zum Kamin und starrte auf die ordentlich gestapelten Holzscheite.
„Wann hast du das letzte Mal mit ihr gesprochen?“
Sie räusperte sich. „Bei einer Beziehung zählt nicht die Quantität, sondern die Qualität.“
„Also ist es jetzt wie lange her? Ein Jahr?“
„Weihnachten“, schnaubte sie und sah ihn an. „Wir haben Weihnachten miteinander gesprochen.“
„Das ist keine enge Freundin, meine Liebe. Das ist eine Brieffreundin.“
„Ich bin nicht deine Liebe, und du wirst dir kein Urteil über meine Beziehungen anmaßen. Du weißt nicht, wovon du sprichst.“
Aber das tat er. Er wusste alles über Hannah Pace und wie sie sich die Welt vom Leibe hielt. Das wusste er schon, seit er zum ersten Mal die Müdigkeit in ihren Augen wahrgenommenhatte. Die Wand, die sie um sich herum aufgebaut hatte, würde nur schwer
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