Der 8. Tag
einen Anruf von Ihnen ankündigte«, antwortete Jonathan.
»Mir gegenüber wurde der Name einer gewissen Dr. Tessa Lambert erwähnt«, sprach der Premierminister weiter. »Wer immer mit mir gesprochen hat, meinte, dass Ihnen dieser Name bekannt wäre. Stimmt das?«
»Ja, das stimmt.« Er erklärte, wer Tessa war und in welcher Beziehung er zu ihr stand.
Der Premierminister hörte zu und nickte von Zeit zu Zeit.
»Ich weiß nicht, wie das alles zusammenpasst«, meinte er schließlich. »Ich weiß nur, dass die Lage in Brinkley Sands kritisch ist. Ich habe den bestmöglichen Ratgeber. Peter Fraser hält sich nebenan auf und verfolgt hautnah die Entwicklungen.« Lord Fraser of Clayton-le-Woods war der erste wissenschaftliche Berater des Premierministers. »Soweit ich das verstehe, handelt es sich um ein riesiges Computerproblem. Der Computer, der den Reaktorkern steuert, sollte eigentlich völlig autark sein, er ist aber auf mysteriöse Weise unter die Kontrolle von einer oder mehreren Personen außerhalb der Anlage geraten. Ich vermute, dass wir es mit irgendeiner Terroristengruppe zu tun haben. Doch mit welcher? Können Sie mir da weiterhelfen?«
Jonathan holte tief Luft, blickte auf seine Hände hinunter und schaute dann dem Premierminister direkt in die Augen.
»Ich kann Ihnen nur sagen«, setzte er an, »was mir berichtet wurde. Ich muss eingestehen, dass es in meinen Augen durchaus Sinn ergibt. Ich nehme an, das ist der Grund, warum ich die Nachricht überbringen soll.«
»Schaltet die Kamera aus!«
Walter Chapman hatte trotz des Anflugs von Panik gerade bemerkt, dass die Kamera lief und jedes Wort aufnahm. Er stürzte vor, doch Joe machte einen Schritt zur Seite, senkte die Kamera um Chapmans unbeholfenes Stolpern einzufangen.
»Hören Sie auf damit, Walter!« Sarah streckte die Hand aus um ihm aufzuhelfen. »Wenn wir uns darüber streiten wollen, dann später. Jetzt aber machen Joe und Greg weiter ihre Arbeit.« Sie war von der Art, wie die beiden Männer mit der Situation fertig wurden, beeindruckt, sagte aber nichts dazu.
Wenn die beiden Angst hatten, dann zeigten sie es nicht. Nur Roger machte einen zunehmend verstörten Eindruck.
»Hören Sie, Walter«, sagte sie und klopfte den Staub von seinem Jackett, »wenn Sie mir nicht erklären können, was vorgeht, dann frage ich Nick Tate und Bob Fulton dort drüben.«
»Nein!« Er griff nach ihrem Arm. »Sie können da nicht hin, bitte!«
Die beiden Gemeinten standen jetzt über die Hauptkontrolltafel gebeugt. Beide trugen Kopfhörer und änderten, gemäß den Anweisungen, die sie bekamen, dauernd die Einstellungen an den Geräten vor ihnen.
»Es steht auf Messers Schneide. Wenn sie nicht das tun, was man ihnen sagt, dann geht die ganze Anlage zum Teufel. Das wird wahrscheinlich ein paar Stunden dauern, aber wir sind hier eingeschlossen und überhaupt wird der radioaktive Niederschlag halb Europa verwüsten.«
Sarah entwand sich seinem Griff und schaute ihn an. »In Ordnung. Erklären Sie mir… «
Sie versicherte sich mit einem Blick auf Greg, dass mit dem Ton alles in Ordnung war, bevor sie fortfuhr. »Sagen Sie mir genau, woran wir sind.«
Chapman zog das seidene Einstecktuch aus seiner Brusttasche und fuhr sich beim Reden damit über das Gesicht.
»Der Computer, der den Reaktorkern steuert, ist im Prinzip völlig von der Außenwelt abgeschlossen. Trotzdem ist irgendetwas hineingelangt.«
»Irgendetwas?«
»Sie glauben, es ist ein Hacker, aber sie wissen nichts Genaues.«
»Wie kann jemand in einen isolierten Computer gelangen?«
»Einer der PCs der Programmierer in einem anderen Teil der Anlage ist mit dem Hauptcomputer verbunden. Diese Verbindung ist nur vorübergehend, aber der PC hat ein Modem, mit dem er die E-Mail empfängt. So ist es wahrscheinlich passiert.«
»Die können doch bestimmt auf manuelle Kontrolle umschalten.«
»Es sieht so aus, als ob dann eine Kettenreaktion einsetzen würde, die sie nicht stoppen könnten.«
»Wie konnte das passieren? Ich dachte, es gebe Sicherheitsvorkehrungen für jeden möglichen Fall.« Der Einwurf kam von Roger, der wie ein kleiner Junge am Rande eines Tränenausbruchs klang.
Chapman blickte zu ihm hinüber und schüttelte den Kopf mit einer Mischung aus Mitleid und Resignation. »Es gibt keine Sicherheitsvorkehrungen gegen jeden möglichen Fall.
Nur gegen die, an die man gedacht hat.«
Roger starrte ihn mit zitternder Unterlippe an.
»Mein Gott«, dachte Sarah.
»Ich muss hier raus«,
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