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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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während der Prinz und seine Schar die letzten zerbrochenen Stufen der Steige hinuntertaumelten,griff man sie an. Nur wenige Meter vom Saum des Aldheorte entfernt war rings um sie die Erde geborsten, und die falsche, mit dem Sturm über sie gekommene Nacht war plötzlich erfüllt gewesen von schrillen Schreien.
    Überall waren Gräber aufgetaucht – Bukken, wie der junge Isorn sie nannte. Hysterisch hatte er es herausgebrüllt und mit dem Schwert um sich gehauen. Doch trotz seiner Angst hatte der Herzogssohn viele der Wesen getötet; freilich hatten ihm die scharfen Zähne der Gräber und ihre primitiven gezackten Messer auch ein Dutzend – nicht allzu tiefer – Wunden zugefügt. Das war ein weiterer Grund zur Sorge: im Wald neigten selbst kleine Verletzungen dazu, sich zu entzünden.
    Deornoth bewegte sich unruhig. Auch an seinem Arm hatten sich die kleinen Gestalten festgekrallt wie Ratten. In seiner würgenden Furcht hatte er sich beinahe die Hand vom Körper abgehackt, um die schnatternden Bestien abzuschütteln. Noch jetzt drehte sich sein Magen um, wenn er daran dachte. Er rieb seine Finger und erinnerte sich.
    Endlich war es Josuas bedrängter Schar gelungen zu fliehen. Sie hatten so lange um sich gehackt, bis sie einen jähen Ausbruch in den Wald wagen konnten. Seltsamerweise schien diese so abweisende Front der Bäume Schutz zu bieten. Die wimmelnden Gräber, viel zu zahlreich, um besiegt zu werden, folgten ihnen nicht.
    Gibt es eine Macht in diesem Wald, die sie aufgehalten hat? , grübelte Deornoth. Oder, noch wahrscheinlicher, lebt dort etwas, das noch entsetzlicher ist als sie?
    Auf der Flucht hatten sie fünf zerfetzte Leiber zurückgelassen, die einmal Menschen gewesen waren. Die überlebende Truppe des Prinzen zählte jetzt gerade noch ein Dutzend Köpfe. Nach den qualvollen, keuchenden Atemzügen des Soldaten Helmfest zu urteilen, der in seinen Mantel gewickelt dicht am Feuer lag, würden sie bald noch weniger sein.
    Die Herrin Vara tupfte das Blut von Helmfests bleichen Wangen. Sie hatte den abwesenden, zerstreuten Blick eines Irren, den Deornoth einmal gesehen hatte, wie er stundenlang auf dem Marktplatz des Städtchens Naglimund saß und Wasser von einer Schüssel in dieandere goss, immer und immer wieder, hin und her; nie ging ein Tropfen daneben. Diesen lebenden Toten zu versorgen war ebenso sinnlos, davon war Deornoth überzeugt. Er sah es in Varas dunklen Augen.
    Prinz Josua hatte sich nicht mehr um Vara gekümmert als um die anderen Mitglieder seiner erschöpften Schar. Trotz des Entsetzens und der Müdigkeit, die sie mit den anderen Überlebenden teilte, ließ sich nicht übersehen, dass sie über diese Nichtachtung außer sich vor Wut war. Deornoth kannte die stürmische Beziehung zwischen Josua und Vara nun schon lange, ohne je recht zu wissen, was er davon halten sollte. Manchmal ärgerte er sich über die Frau aus den Thrithingen, weil sie den Prinzen von seinen Pflichten ablenkte; dann wieder tat Vara, deren aus dem Herzen kommende Leidenschaften oft stärker waren als ihre Geduld, ihm leid. Josua konnte die Menschen mit seiner ständigen Bedachtsamkeit manchmal verrückt machen und neigte selbst in seinen besten Zeiten zur Schwarzseherei. Deornoth dachte bei sich, der Prinz müsse für eine Frau, die ihn liebte und mit ihm lebte, ein äußerst schwieriger Mann sein.
    Neben Deornoth unterhielten sich der alte Narr Strupp und Sangfugol der Harfner; es klang mutlos. Der Weinschlauch des Narren lag leer und flach am Boden; es war der einzige Wein gewesen, den die Überlebenden für lange Zeit zu Gesicht bekommen würden. Strupp hatte ihn allein und in nur wenigen Schlucken ausgetrunken, was seine Kameraden zu einer Reihe von spitzen Bemerkungen veranlasst hatte. Seine wässrigen Augen hatten beim Trinken zornig geblinzelt wie die eines alten Hahns, der einen Eindringling vom Hühnerhof scheucht.
    Die Einzigen, die sich im Moment sinnvoll beschäftigten, waren die Herzogin Gutrun, Isgrimnurs Gemahlin, und Vater Strangyeard, der Archivar von Naglimund. Gutrun hatte ihren schweren Brokatrock vorn und hinten aufgeschlitzt und war nun dabei, die offenen Stücke zusammenzunähen, um sich im dichten Unterholz des Aldheorte besser bewegen zu können. Strangyeard, dem diese Idee vernünftig schien, sägte mit Deornoths stumpf gewordenem Messer eifrig am Vorderteil seiner Kutte herum.
    Der finstere Rimmersmann Einskaldir saß in seiner Nähe, vonihm getrennt durch eine still daliegende Gestalt,

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