Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
Ostraels blutverschmiertem Hals.
    »Einskaldir!« Josuas Gesicht war bleich. »Was soll dieser Irrsinn?«
    Der Rimmersmann sah sich nach ihm um. Ein seltsames Grinsen durchzog sein bärtiges Gesicht. »Das ist kein richtiger Mensch, und wenn Ihr hundertmal glaubt, ihn schon einmal gesehen zu haben.«
    Deornoth streckte die Hand nach Einskaldir aus, zog sie aber schnell zurück, als das Messer des Rimmersmanns an seinen ausgestreckten Fingern vorbeizischte.
    »Narren! Seht doch!« Einskaldir deutete mit dem Messergriff nach dem Feuer.
    Am Rand der Feuerstelle lag in der Glut Ostraels nackter Fuß. Das Fleisch brannte, färbte sich qualmend schwarz, aber der Spießkämpfer selbst lag beinahe gelassen unter Einskaldir, und seine Lungen pfiffen, während er mühsam ein- und ausatmete.
    Einen Augenblick herrschte Schweigen. Ein stickiger, kalter Nebel schien sich über die Lichtung zu senken. Alles war so grauenvoll unheimlich und gleichzeitig so unabänderlich wie in einem Alptraum. Waren sie auf ihrer Flucht vor dem Untergang Naglimunds in das pfadlose Land des Wahnsinns geraten?
    »Vielleicht sind seine Wunden …«, begann Isorn.
    »Dummkopf! Er fühlt kein Feuer«, fauchte Einskaldir. »Und er hat einen Schnitt in der Kehle, der jeden umbringen würde. Hier! Seht !« Er zwang Ostraels Kopf nach hinten, bis die Umstehenden die zerfetzten, flatternden Wundränder sehen konnten, die von einer Kinnseite zur anderen reichten. Vater Strangyeard, der sich dicht darübergebeugt hatte, gab einen würgenden Laut von sich und wandte sich ab.
    »Sagt mir bloß, er wäre kein Geistergeschöpf«, fuhr der Rimmersmann fort und wurde im selben Moment beinah zu Boden geworfen, als der Körper des Spießkämpfers sich unter ihm aufbäumte. »Haltet ihn fest!«, schrie Einskaldir und versuchte sein Gesicht von Ostraels Kopf fernzuhalten, der von einer Seite auf die andere schnellte. Zähne schnappten in die leere Luft.
    Deornoth stürzte vor und umklammerte einen der dünnen Arme; er war kalt und hart wie Stein, aber immer noch grausig biegsam. Auch Isorn, Strangyeard und Josua strengten sich an, den sich windenden, aufbockenden Leib zu bändigen. Das Halbdunkel hallte wider von panikerfüllten Flüchen. Als Sangfugol hinzukam und den letzten noch freien Fuß niederhielt, indem er das Bein mit beiden Armen umschlang, wurde der Körper ruhig. Trotzdem konnte Deornoth fühlen, wie sich unter der Haut die Muskeln bewegten, spannten und entspannten und Kräfte für einen neuen Angriff sammelten. Zischend sog der verzerrte Idiotenmund des Spießkämpfers Luft ein und stieß sie wieder aus.
    Der Kopf hob sich, und das verkohlte Gesicht Ostraels drehte sich einem nach dem anderen zu. Dann schienen mit grausiger Plötzlichkeit die starren Augen schwarz zu werden und nach innen zu fallen. Gleich darauf glühte flackernd ein blutrotes Feuer in den leeren Höhlen auf, und das mühsame Atmen verstummte. Jemand kreischte auf, ein dünner Schrei, dann folgte ein tiefes Schweigen.
    Wie der feuchtkalte, alles zerquetschende Griff einer riesigen Hand erfassten Abscheu und nackte Angst das ganze Lager und hielten es fest, als der Gefangene sprach.
    »So«, begann das Wesen. Nichts Menschliches lag mehr in dieser Stimme, nur der furchtbare, eisige Klang leerer, schwarzer Weiten; die Worte dröhnten durch das Lager. »So wäre es viel einfacher gewesen … doch ein rascher Tod im Schlaf ist euch nun nicht mehr vergönnt.«
    Deornoth fühlte sein Herz rasen wie das eines Kaninchens in der Falle; er dachte, es müsse ihm aus der Brust springen. Dann merkte er, wie ihm die Kraft aus den Fingern rann, die noch den Körper gepackt hielten, der einst Ostrael Firsframs Sohn gewesen war. Durch das zerfetzte Hemd berührte er Fleisch, das kalt war wie ein Grabstein und dennoch von grässlicher Lebenskraft bebte.
    »Was bist du?«, fragte Josua und bemühte sich, seine Stimme ruhig klingen zu lassen. »Und was hast du diesem armen Mann angetan?«
    Das Unwesen lachte, beinahe heiter, wenn nicht diese furchtbare Leere in seiner Stimme gewesen wäre. »Ich habe diesem Geschöpf nichts angetan. Es war schon tot, oder doch fast – die Leichen der Sterblichen waren billig zu haben in den Ruinen deiner Burg, Trümmerprinz.« Jemand hatte seine Fingernägel in die Haut an Deornoths Arm gebohrt, aber das verwüstete Gesicht bannte seinen Blick wie eine glimmende Kerze am Ende eines langen Tunnels.
    »Wer bist du?«, fragte Josua.
    »Ich bin einer der Herren über deine

Weitere Kostenlose Bücher