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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Gottes willen!«
    Das Krachen brechender Äste kam näher. Jetzt waren auch Isorn und die Soldaten aufgesprungen. Hände umklammerten beklommen die Schwertgriffe. Einige der anderen weinten leise und beteten.
    Josua zischte: »Kein Bewohner des Waldes würde einen solchen Lärm machen.« Mit schlecht verhehlter Furcht zog er Naidel aus der Scheide. »Es ist etwas, das auf zwei Beinen geht …«
    »Helft mir!«, ertönte jetzt eine Stimme aus dem Dunkel. Die Nacht schien noch dunkler geworden zu sein, als wollte die Schwärze sich über sie breiten und das matte Lagerfeuer ersticken.
    Gleich darauf drängte sich etwas durch den Ring der Bäume. Als der Feuerschein es erfasste, schlug es die Hände vor die Augen.
    »Gott steh uns bei, Gott steh uns bei!«, rief Strupp heiser.
    »Seht doch, es ist ein Mann!«, keuchte Isorn. »Ädon, er ist ganz voller Blut!«
    Der Verwundete taumelte zwei Schritte näher ans Feuer, sank ruckartig in die Knie und wandte ihnen sein von geronnenem Blut beinahe schwarzes Gesicht zu, aus dem nur die Augen blicklos auf den Kreis verängstigter Menschen stierten.
    »Helft mir«, stöhnte er wieder. Die Worte kamen langsam und verwaschen aus seinem Mund; man konnte ihn kaum verstehen, obwohl der Mann in der Westerlingsprache redete.
    »Was soll dieser Wahnsinn, Herrin?«, ächzte Strupp. Der alte Narr zupfte Herzogin Gutrun am Ärmel wie ein Kind. »Sagt mir, was ist das für ein Fluch, der auf uns liegt?«
    »Ich glaube, ich kenne diesen Mann!« Deornoth schnappte nach Luft und merkte, wie die lähmende Furcht von ihm abfiel. Er sprang nach vorn, um den Zitternden beim Ellenbogen zu nehmen und näher ans Feuer zu führen. Der Ankömmling war in zerfetzte Lumpen gehüllt. Ein Kranz aus verbogenen Ringen – alles, was von einem Panzerhemd übriggeblieben war – hing ihm an einem Kragen aus verkohltem Leder um den Hals. »Es ist der Spießkämpfer, der uns alsWache begleitet hat«, erklärte Deornoth Josua, »damals, als Ihr in dem Zelt vor den Mauern mit Eurem Bruder zusammentraft.«
    Der Prinz nickte langsam. Sein Blick war aufmerksam, seine Miene undurchschaubar. »Ostrael …«, murmelte er. »War das nicht sein Name?« Er starrte den blutbespritzten jungen Spießkämpfer einen langen Augenblick an, dann traten Tränen in seine Augen, und er wandte sich ab.
    »Hier, du armer Unglücklicher, hier …« Vater Strangyeard streckte dem Mann einen Wasserschlauch entgegen. Sie hatten kaum mehr Wasser als Wein, aber niemand sagte ein Wort. Das Wasser füllte Ostraels offenen Mund und floss über, bis es ihm über das Kinn rann. Anscheinend konnte er nicht schlucken.
    »Die … Gräber haben ihn erwischt«, sagte Deornoth. »Ich weiß genau, dass ich gesehen habe, wie sie über ihn hergefallen sind, dort in Naglimund.« Er fühlte die Schulter des Spießkämpfers unter seiner Berührung beben und hörte, wie der Mann pfeifend atmete. »Ädon, wie muss er gelitten haben!«
    Ostraels Augen richteten sich auf ihn. Selbst im trüben Lichtschein waren sie gelb und glasig. Wieder öffnete sich im dunkel verkrusteten Gesicht der Mund. »Helft …« Die Stimme war schmerzhaft langsam, als müsste jedes Wort den Hals hinauf zum Mund gehievt werden, bevor es von dort schwerfällig in die Luft hinausstolperte. »Es … tut mir weh«, schnaufte er. »Hohl.«
    »Gottes Baum, was können wir nur für ihn tun?«, stöhnte Isorn. »Uns tut allen etwas weh.«
    Ostraels Mund stand weit offen. Er starrte mit blinden Augen nach oben.
    »Wir können seine Wunden verbinden.« Isorns Mutter Gutrun hatte ihre beachtliche Haltung wiedergewonnen. »Und ihm einen Mantel geben. Wenn er bis morgen früh am Leben bleibt, sehen wir weiter.«
    Josua hatte sich umgedreht und musterte den jungen Spießkämpfer noch einmal. »Die Herzogin hat wie immer recht. Vater Strangyeard, seht nach, ob Ihr einen Mantel für ihn finden könnt. Vielleicht kann einer der leichter Verwundeten seinen entbehren.«
    »Nein!«, grollte Einskaldir. »Die Sache gefällt mir nicht!«
    Verwirrtes Schweigen breitete sich über die am Feuer Versammelten.
    »Gewiss missgönnst du doch …«, fing Deornoth an und rang dann vor Schreck nach Luft, als Einskaldir einen Satz an ihm vorbei machte, den keuchenden Ostrael an den Schultern packte und grob zu Boden riss. Er hockte sich auf die Brust des jungen Spießkämpfers. Wie aus dem Nichts blitzte das lange Messer des bärtigen Rimmersmannes auf und lag plötzlich wie ein gleißendes Lächeln quer über

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