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Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2

Titel: Der Abschiedsstein: Das Geheimnis Der Grossen Schwerter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Einen Augenblick blieb der Mönch wimmernd sitzen, aber die beißende Pein der auf seiner Wange gefrierenden Tränen zwang ihn wieder in die Höhe. Er hinkte weiter.
    Die Hauptstraße, die durch Naglimund zur Burg hinaufführte, war voller Schneewehen. Häuser und Läden auf beiden Seiten waren unter einer erstickenden Decke aus tödlichem Weiß fast verschwunden. Selbst die noch nicht ganz zugedeckten Gebäude lagen so verlassen da wie Gerippe längst verstorbener Tiere. Auf der Straße gab es nur Hengfisk und den Schnee.
    Als der Wind umschlug, pfiff er noch etwas schriller durch die Scharten der Zinnen oben auf dem Hügel. Der Mönch spähte mit zusammengekniffenen Augen zu den Wällen hinauf und senkte dann den Kopf. Durch den grauen Nachmittag stapfte er weiter, unddas Knirschen seiner Schritte glich einem fast lautlosen Trommelschlag, der das Pfeifen des Windes begleitete.
    Kein Wunder, dass das Volk aus der Stadt in die Burg geflohen ist, dachte er bibbernd. Ringsum gähnten schwarze Löcher in den unter der Schneelast eingestürzten Dächern und Mauern wie die offenen Münder von Schwachsinnigen. In der Burg, unter dem Schutz von Stein und dicken Balken, mussten sie sich sicherer fühlen. Feuer würden brennen, und rote, vergnügte Gesichter – Gesichter von Sündern, erinnerte er sich voller Verachtung, verdammte, unbekümmerte Sündergesichter – würden sich um ihn scharen und staunen, dass er den Weg durch diesen unnatürlichen Sturm gefunden hatte.
    Es war doch schließlich Yuven-Mond, oder nicht? Hatte sein Gedächtnis so gelitten, dass er sich nicht mehr an den Monat erinnern konnte?
    Aber natürlich war es Yuven. Zwei volle Monate zuvor war der Frühling gekommen – ein wenig kalt vielleicht, aber das machte einem Rimmersmann wie Hengfisk, aufgewachsen in der Kälte des Nordens, nichts weiter aus. Nein, das Widersinnige war eben, dass es jetzt so kalt war, dass das Wasser fror und der Schnee durch die Luft wirbelte – jetzt im Yuven, dem ersten Sommermonat.
    Hatte sich nicht Bruder Langrian geweigert, das Kloster zu verlassen, und das nach allem, was Hengfisk getan hatte, um ihn wieder gesund zu pflegen? »Es ist mehr als nur übles Wetter, Bruder«, hatte Langrian gesagt. »Es liegt ein Fluch auf Gottes gesamter Schöpfung. Es ist der Tag, an dem Gut und Böse gegeneinander aufgewogen werden, und er kommt zu unseren Lebzeiten.«
    Nun, wenn das Langrians Meinung war … wenn er in den verbrannten Ruinen der Abtei von Sankt Hoderund bleiben und sich von den Beeren und Früchten des Waldes ernähren wollte – und was würde denn noch wachsen in dieser für die Jahreszeit so unangemessenen Kälte –, dann sollte er seinen Willen haben. Bruder Hengfisk war kein Narr. Naglimund war der Ort, an den man sich jetzt begeben musste. Der alte Bischof Anodis würde Hengfisk willkommen heißen. Der Bischof würde den klugen Blick des Mönches bewundern und alles hören wollen, was er, Hengfisk, über die Vorkommnisseim Kloster und das sonderbare Wetter zu erzählen hatte. Die Naglimunder würden ihn freundlich aufnehmen, ihn speisen, ihm Fragen stellen, ihn an ihrem warmen Feuer sitzen lassen …
    Aber von der Kälte müssen sie ja schon wissen , dachte Hengfisk stumpf und zog die eisstarrende Kutte enger um sich. Er befand sich jetzt unmittelbar unterhalb der Mauern. Die weiße Welt, die ihn seit so vielen Tagen und Wochen umgab, schien hier zu Ende zu sein wie ein Abgrund, der in ein steiniges Nichts führte. Das heißt, sie müssen über den Schnee und alles andere Bescheid wissen. Darum haben sie auch alle die Stadt verlassen und sind in die Burg gezogen. Es ist dieses elende, dämonenverfluchte Wetter, das die Posten von den Wällen getrieben hat. Oder nicht?
    Er blieb stehen und musterte mit irrem Interesse den schneebedeckten Haufen Unrat, der das größte von Naglimunds Toren gewesen war. Die langen Säulen und massiven Steine unter den Schneewehen waren schwarz verkohlt. Das Loch in der eingestürzten Mauer stand weit auf, sodass zwanzig nebeneinanderstehenden Hengfisks, Schulter an knochiger, zitternder Schulter, auf einmal Einlass gewährt werden könnte.
    Schaut doch, wie sie alles verkommen ließen! Oh, wie werden sie kreischen, wenn man das Urteil über sie fällt, schreien und kreischen, ohne auch nur eine einzige ihrer Taten wiedergutmachen zu können. Alles haben sie verkommen lassen – das Tor, die Stadt, das Wetter.
    Ausgepeitscht sollten sie werden für solche Nachlässigkeit. Zweifellos

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