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Spätkontrolle aufschlussreich

Spätkontrolle aufschlussreich

Titel: Spätkontrolle aufschlussreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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1.
     
    »Wenn schon, denn schon, Nor­mans! Den­ken Sie! Den­ken Sie schnell und fol­ge­rich­tig, denn das un­ter­schei­det Sie vom Tier. Al­so …?«
    Mo­ris J. Nor­mans dreh­te mü­he­voll den Kopf. Die Feuch­tig­keitss­pu­ren im In­nern sei­nes ge­schlos­se­nen Druck­helms wa­ren ver­schwun­den. Sein Kör­per, der noch vor zwei Stun­den in der ei­ge­nen Ver­duns­tungs­feuch­tig­keit ge­sot­ten zu wer­den droh­te, hat­te das Sta­di­um der be­gin­nen­den De­hy­drie­rung er­reicht. So sag­ten un­se­re Ex­per­ten zu dem Vor­gang des all­mäh­li­chen Aus­trock­nens in­ner­halb ei­nes Raum­an­zugs, des­sen Le­bens­er­hal­tungs­sys­tem im Be­reich der Kli­ma­ti­sie­rung ver­sagt.
    Ich kann­te die Si­tua­ti­on aus ei­ge­ner Er­fah­rung. Män­ner, die es in­fol­ge von Selbst­über­schät­zung wag­ten, frei­wil­lig in das GWA-Aus­bil­dungs­camp »Höl­len­tor« zu kom­men, hat­ten für den Ent­schluß bit­ter zu bü­ßen.
    Nie­mals war ich so ge­schun­den und ge­quält wor­den wie in die­sem Teil der Sa­ha­ra. Hier, in­mit­ten der ehe­mals gi­gan­ti­schen Wüs­te, na­he dem Ha­ma­da el Ha­ri­cha-Ge­bir­ge, be­trieb die Ge­hei­me Wis­sen­schaft­li­che Ab­wehr ein Fit­neß-Pro­gramm, das un­ter Ein­ge­weih­ten als das här­tes­te und ge­fähr­lichs­te der Welt galt. Hier wur­den sport­lich ge­stähl­te, bes­tens trai­nier­te Män­ner zu wei­nen­den Kin­dern – oder auch zu psy­chisch zer­bre­chen­den Ge­schöp­fen. Es gab nichts, was im Camp »Höl­len­tor« nicht schon ge­sche­hen wä­re.
    Cap­tain Nor­mans war ein Hü­ne von 1,92 Me­ter Kör­per­län­ge. Sei­ne aus­ge­präg­te Mus­ku­la­tur war so­gar un­ter dem Ma­te­ri­al des Druck­an­zugs zu er­ken­nen.
    Sein kurz­ge­well­tes, dun­kel­blon­des Haar hing in der Stirn, aber er be­saß kei­ne Hilfs­mit­tel mehr, die dar­in kle­ben­den Salz­kris­tal­le zu ent­fer­nen. Sie lös­ten sich zum Teil in den letz­ten Spu­ren sei­nes Au­gen­was­sers auf, aber das ge­nüg­te, um ihn noch mehr zu quä­len.
    Er wälz­te sich wie­der auf die Sei­te und ver­such­te, den Not­kon­takt­schal­ter an der un­te­ren, rech­ten Kan­te des Rück­en­tor­nis­ters zu er­rei­chen.
    Als er den Arm nach hin­ten krümm­te, quoll sei­ne Schul­ter­mus­ku­la­tur stark her­vor und ver­här­te­te im ty­pi­schen Krampf­zu­stand.
    Aus mei­nem Vi­si­phon drang sein qual­vol­les Stöh­nen. Das Ge­sicht ver­zerr­te sich hef­ti­ger und war kaum noch zu er­ken­nen.
    Ma­jor Sku­pin, be­rühmt-be­rüch­tig­ter Trai­ner im Sa­ha­ra-Camp »Höl­len­tor«, spie den ver­dorr­ten Gras­halm aus, auf dem er ei­ne hal­be Stun­de lang her­um­ge­kaut hat­te.
    »Ei­ne Fehl­kon­struk­ti­on«, stell­te er fest. Sei­ne gel­ben Pfer­de­zäh­ne zer­nag­ten die Un­ter­lip­pe. »Ei­ne glat­te Fehl­kon­struk­ti­on! Der Not­schal­ter ge­hört an das vor­de­re Hals­stück oder min­des­tens an die Kampf­gür­tel­schnal­le. Män­ner im be­gin­nen­den Mi­nus- Ko­ma könn­ten ihn sonst nicht mehr er­rei­chen.«
    »Er hat beim Aus­fall der Kli­ma­an­la­ge min­des­tens zwan­zig­mal auf den Not­schal­ter ge­drückt, Sku­pin«, kor­ri­gier­te ich den Mann, den wir un­ter uns »Höl­len­hund« nann­ten. »Das be­weist, daß die Mi­kro-Speicher­bank beim Aus­fall des Haupt­ag­gre­gats an­ge­las­sen wer­den kann.«
    Sku­pin fuhr sich mit der Zun­gen­spit­ze über die tro­ckenen Lip­pen. Er hat­te häu­fig und reich­lich Was­ser ge­trun­ken. Nor­mans hat­te es se­hen kön­nen. Die­se psy­chi­sche Qual ge­hör­te zu Sku­pins Pro­gramm. Ich hat­te sie beim Höl­len­marsch durch die Wüs­te im De­zem­ber 2003 als bes­tia­lisch emp­fun­den. Sku­pin und so­gar vie­le Wis­sen­schaft­ler wa­ren an­de­rer Mei­nung.
    »Noch hat er Luft«, über­leg­te Sku­pin laut. »Hei­ße Luft, aber er kann at­men.«
    »Und wie er at­men kann«, reg­te ich mich auf. »Er liegt in der pral­len Son­ne, und un­ter sei­nem Kör­per be­fin­det sich hoch­er­hitz­tes Ge­stein. Das be­deu­tet einen Tem­pe­ra­tur­an­stieg im Sau­er­stof­fauf­be­rei­ter von et­wa sechs­und­fünf­zig Grad Cel­si­us. Die Was­ser­för­der­pum­pe ar­bei­tet

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