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Der Afghane

Der Afghane

Titel: Der Afghane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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Rauchsäule aus einem Vulkan, als die Ladung zu entweichen begann. Das aufsteigende Gas erreichte eine Höhe von dreißig Metern, aber dann siegte die Schwerkraft über den Druck, und die unsichtbare Wolke, die sich turbulent mit der Nachtluft vermischte, sank wieder auf den Meeresspiegel herunter und verbreitete sich in alle Richtungen rollend nach außen, weg vom Schiff.
    Martin hatte verloren, und er wusste es. Er war zu spät gekommen, und auch das wusste er. Er wusste, dass er seit den Philippinen auf einer schwimmenden Bombe unterwegs gewesen war und dass das, was jetzt aus den Ventilluken strömte, ein unsichtbarer Tod war, der nicht mehr aufzuhalten war.
    Er hatte immer angenommen, die Countess of Richmond, die sich jetzt wieder in die Java Star zurückverwandelt hatte, werde in irgendeinen Hafen einfahren und explodieren lassen, was immer unter Deck verborgen war.
    Er hatte angenommen, sie werde irgendetwas Wertvolles rammen, bevor sie sich selbst in die Luft sprengte. Dreißig Tage lang hatte er vergebens auf eine Gelegenheit gewartet, sieben Männer zu töten und das Schiff in seine Gewalt zu bringen. Diese Gelegenheit war nicht gekommen.
    Jetzt – zu spät – erkannte er, dass die Java Star keine Bombe abliefern würde. Sie war die Bombe. Und während ihre Ladung schnell aus den Tanks entwich, bewegte sie sich keinen Zoll von der Stelle. Das entgegenkommende Passagierschiff brauchte sie nur im Abstand von drei Kilometern zu passieren, um von einem Feuersturm verzehrt zu werden.
    Auf der Brücke hatte er die Unterredung zwischen dem pakistanischen Jungen und dem Ersten Offizier der Queen Mary 2 verfolgt. Nun, da es zu spät war, wusste er, dass die Java Star nicht mit voller Kraft voraus auf das Schiff zufahren würde. Die Kreuzer-Eskorte würde das niemals zulassen, aber es war auch gar nicht nötig.
    Neben Ibrahims Hand wartete ein drittes Schaltelement, ein Knopf, der niedergeschlagen werden musste. Martin sah die Drähte, die von dort zu einer Very-Pistol führten, einer Leuchtpistole, die dicht vor dem Fenster der Brücke montiert war. Nur eine Leuchtkugel, ein einziger Funke, und …
    Die Stadt der Lichter dort draußen war über dem Horizont. Noch fünfzehn Meilen. Dreißig Minuten. Der optimale Zeitraum für eine maximale Gas-Luft-Mischung.
    Martins Blick huschte zu dem Funkgerät auf der Konsole. Die letzte Chance, eine Warnung hinauszuschreien. Seine rechte Hand glitt zu dem Schlitz in seinem Gewand, hinter dem sein Messer an den Oberschenkel gebunden war.
    Der Jordanier sah den Blick und die Bewegung. Er hatte nicht Afghanistan, ein jordanisches Gefängnis und die unerbittliche Fahndung der Amerikaner im Irak überlebt, ohne die Instinkte eines wilden Tieres zu entwickeln.
    Etwas sagte ihm, dass der Afghane trotz der brüderlichen Sprache nicht sein Freund war. Ibrahims unbändiger Hass erfüllte die Atmosphäre auf der engen Brücke wie ein stummer Aufschrei.
    Martins Hand fuhr zu dem Messer unter seinem Gewand. Ibrahim war schneller; seine Pistole lag unter der Seekarte auf dem Kartentisch. Im nächsten Moment war die Mündung auf Martins Brust gerichtet. Die Distanz für Martin betrug dreieinhalb Meter. Drei zu viel.
    Ein Soldat ist darauf trainiert, seine Chancen zu kalkulieren, und zwar schnell. Martin hatte einen großen Teil seines Lebens damit verbracht, genau das zu tun. Auf der Brücke der Countess of Richmond inmitten ihrer Todeswolke hatte er nur noch die Wahl zwischen dem Mann und dem Knopf. Überleben würde er beide Möglichkeiten nicht.
    Worte gingen ihm durch den Kopf, Worte aus längst vergangenen Zeiten, Worte aus dem Gedicht eines Schuljungen: »Für jeden Mann auf dieser Erde kommt früher oder später der Tod …« Und er dachte an Ahmed Schah Massud, den Löwen des Pandschir, und an seine Worte am Lagerfeuer: »Wir sind alle zum Sterben verurteilt, Anglies. Aber nur ein von Allah gesegneter Krieger darf sich aussuchen, wie er stirbt.«
    Colonel Mike Martin traf seine Wahl …
    Ibrahim sah ihn kommen. Er kannte das Flackern in den Augen eines Mannes, der sterben wird. Der Killer schrie und schoss. Die Kugel traf den angreifenden Mann in die Brust, und er begann zu sterben. Aber jenseits von Schmerz und Schock gibt es immer noch die Kraft des Willens, die gerade genügt, um noch eine Sekunde zu leben.
    Als die Sekunde vorüber war, verschwanden die beiden Männer und das Schiff in einer rosaroten Ewigkeit.
     
    David Gundlach riss starr vor Staunen die Augen auf. Fünfzehn

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