Der Agent
„Da ist nichts, an dem man sich richtig festhalten kann. Hast du gesehen, was er mit mir gemacht hat?“
„Holt Feuer aus dem Ofen drinnen!“ befahl der Banditenführer und rieb sich die Hände über seinen glücklichen Einfall. „Wir werden ihn ausräuchern!“
„Nein, das werdet ihr nicht tun!“ trompetete Manches Ding aus dem Hintergrund. „Banditen-Abgaben zu zahlen, ist eine Sache, aber ihr werdet nicht unser Haus abbrennen! Versucht es nur, und ihr werdet sehen, wie schnell ich im Banditental bin und eure Schandtat dem Knochenbrecher berichte! Versucht es nur!“
Ihre Worte brachten die Banditen, die sich einträchtig zur Haustür in Bewegung gesetzt hatten, wieder zum Stehen. Sie berieten sich leise und blickten ab und zu hinauf zu der Öffnung, aus der Bill hinunterspähte.
Schließlich blickte der Anführer zu Bill auf. „Also gut, Shorty!“ sagte er streng. „Du kommst jetzt sofort herunter!“
Bill lachte nur grimmig.
„Was ist daran so komisch?“ fragte der Bandit wütend.
Bill hatte eine plötzliche Eingebung. Ihm war gerade etwas eingefallen, das er in Hypnose gelernt hatte. Erstens, daß sein Gesicht zu wahren – im menschlichen, orientalischen Sinn – den Dilbianern sehr viel bedeutete, da der einzelne Dilbianer in der Gemeinschaft nicht mehr Status besaß, als ihm sein Verstand oder seine Muskelkraft einbringen konnte. Zweitens, daß man in einem dilbianischen Wortwechsel mit den ungeheuerlichsten Behauptungen, solange sie einem abgenommen wurden, dem Gegner um so mehr Gesichtsverlustpunkte beibringen konnte. Vielleicht gelang es ihm, sich aus dieser mißlichen Lage herauszubluffen, indem er sie für die Banditen so demütigend darstellte, daß sie schließlich von ihm ablassen und weggehen würden.
„Du bist es, der so komisch ist!“ entgegnete er mutig. „Warum glaubst du wohl, bin ich hiergeblieben, anstatt wegzulaufen? Weil es zum Lachen ist! Ich konnte mich kaum halten vor Lachen, als ich sah, wie ihr alle übereinandergepurzelt seid mit dem Versuch, mich zu fangen. Warum sollte ich also herunterkommen und dem Spaß ein Ende machen?“
Die Banditen starrten ihn an, und der Anführer machte eine finstere Miene. „Spaß?“ entgegnete er grollend. „Soll das etwa heißen, daß du nur zum Spaß hin und her gerannt bist?“
„Ja, natürlich“, antwortete Bill und lachte wieder, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. „Ihr habt doch wohl nicht gedacht, ich hätte Angst vor euch?“
Sprachlos starrten sie ihn an. „Du meinst, du hattest keine Angst?“ sagte ihr Anführer schließlich.
„Angst? Wer? Ich?“ rief Bill herzhaft und beugte sich etwas weiter aus der Öffnung. „Wir Shorties haben vor nichts Angst, das auf zwei Beinen oder auf vieren läuft. Und auch sonst vor nichts!“
„Oh? Warum kommst du dann nicht wieder herunter aus deinem Loch da oben?“ wollte einer der anderen Banditen wissen.
„Das ist doch ganz klar“, erklärte Bill, „immerhin seid ihr sechs oder sieben, und ich bin nur einer. Wenn das nicht so …“
„He, was ist hier los?“ dröhnte eine neue Stimme und unterbrach ihn. Bill hob seinen Blick, und auch die Banditen drehten sich um. Aus dem Wäldchen trat der größte und hagerste Dilbianer, den Bill bis jetzt gesehen hatte. Er war unbewaffnet, aber bestimmt einen guten Kopf größer als der größte der Banditen, und sein Fell war heller, von rostbrauner Farbe.
„Geht es dich was an, Hochländer?“ knurrte der Banditenführer.
„Nicht, wenn du meinst, daß es mich nichts angeht“, entgegnete der Neuankömmling fröhlich und schlenderte herbei. „Aber es sieht so aus, als hättet ihr etwas da oben in Blechohrs Dach gefangen …“
„Es ist ein Shorty“, berichtete der Banditenführer und blickte wieder zu Bill auf. Offenbar akzeptierte er den Neuankömmling ohne weiteren Protest. „Er ist da hinaufgeklettert, und wenn einer von uns versucht, hinaufzukommen und sich mit Fingerspitzen und Zehennägeln festzuhalten, stößt er ihn hinunter. Er sitzt einfach da und lacht uns aus.“
„Tatsächlich?“ bemerkte der große Dilbianer. „Nun, ich wüßte, wie ich ihn da herausbekäme.“
„Du?“ entgegnete der Anführer verächtlich. „Wieso würdest du ihn da herausbekommen, wenn wir es nicht können?“
„Nun, weil ich nicht hinaufklettern müßte“, erklärte der andere leichthin. „Wie ihr seht, bin ich ein bißchen größer als ihr. Soll ich es mal versuchen?“
„Von mir aus kannst du es gern
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