Der Agent
richtig in Bewegung setzen!“
Bill spähte über die pelzige Schulter und sah so etwas wie einen groben Sattel, befestigt an Riemen, die über Kreuz über den Rücken des Dilbianers liefen. Er hielt sich am dicken Nacken seines Retters fest, kletterte vorsichtig über die Schulter, drehte sich um und ließ sich auf dem Sattel nieder. Um zusätzlichen Halt zu haben, faßte er die Schulterriemen und verankerte seine Beine in den unteren Riemen.
„Alles in Ordnung“, meldete er schließlich, und die Worte wurden ihm aus dem Mund geschüttelt.
„Bestens“, erwiderte der andere. „Dann wollen wir ihnen jetzt Staub zu fressen geben. Paß auf, Hacke-und-Schaufel!“
Der Rhythmus der Gangart des Einheimischen änderte sich – es war ein Unterschied wie etwa der zwischen dem Trab und dem Galopp eines Pferdes –, und Bill sah, wie sich auf geradezu magische Weise der Abstand zu ihren Verfolgern vergrößerte. Schon begannen die ersten Banditen aus dem Rennen auszuscheiden.
„Sie geben auf!“ rief er ins Ohr seines Trägers.
„Ganz klar“, antwortete der Dilbianer. „Ich wußte, sie würden es gleich sehen … mich können sie nicht einholen. Niemand kann mich einholen, Hacke-und-Schaufel, kein Tiefländer, kein Hochländer, niemand!“
Er verlangsamte sein Tempo zu einem gleichmäßig schwingenden Schritt. Bill blickte nachdenklich auf den pelzigen Hinterkopf vor seiner Nase.
„Du bist der Bergläufer, nicht wahr?“ fragte er.
„Wer sonst?“ entgegnete der andere, und Bill hatte den Eindruck, daß der Bergläufer nur beeindruckt gewesen wäre, hätte Bill ihn nicht erkannt. „Du hast Glück, mich zu bekommen“, fuhr der Bergläufer ohne falsche Bescheidenheit fort. „Wirklich Glück. Als die anderen Shorties beschlossen, dich herkommen zu lassen, hat man sich gleich an mich gewandt, ob ich nicht Urlaub nehmen könnte vom Postaustragen zwischen Hügeldorf und Wildwaldgipfel und ins Tiefland kommen, um mich um einen weiteren Shorty zu kümmern. Nun, das war gar nicht so leicht, aber zufälligerweise hatte ich einen erfahrenen Ersatzmann zur Hand, der die Postroute übernehmen konnte. Und so bin ich aus den Bergen heruntergekommen. Die zehn Pfund Nägel dafür waren mir schon recht, aber deswegen habe ich es nicht getan.“
„Nein?“ fragte Bill.
Der Bergläufer schnaubte, und das glich einem mittleren Erdbeben. „Natürlich nicht! Das ist eine gute Bezahlung, aber ein Mann braucht mehr als das. Hierbei ging es um meinen guten Ruf. Nachdem ich mich schon einmal um einen Shorty gekümmert habe, um Halbe Pinte per Post, wie konnte ich da einen weiteren wie ihn hier unten in alle möglichen Schwierigkeiten geraten lassen, ohne ihm beizustehen? Das ging natürlich nicht!“
„Nun … vielen Dank“, sagte Bill. „Ich weiß es zu schätzen.“
„Bevor du hier fertig bist, wirst du es noch mehr zu schätzen wissen“, meinte der Bergläufer fröhlich. „Nicht, daß du mich zum Schutz gegen diese dicken, faulen Tieflandkerle mit ihren Messern, Schwertern und Schilden gebraucht hättest. Verstehst du das? Es war nicht Schutz, was du nötig hattest, Hacke-und-Schaufel, sondern Erfahrung und einen zähen, klardenkenden Hochländer wie mich, der dir den Rücken stützt. So, und da wären wir in Sumpfloch.“
Und da waren sie, tatsächlich. Als Bill den Kopf hob, sah er, daß sie sich auf der schlammigen Hauptstraße einer einheimischen Niederlassung befanden, und er verstand, wie das Dorf zu seinem Namen gekommen war.
Zunächst erregten sie wenig Aufmerksamkeit, aber bald wurden sie von den verschiedenen Dilbianern, die sich vor den Holzgebäuden längs der Straße aufhielten, bemerkt, und Rufe in tiefstem Baßton holten weitere Bewohner aus dem Innern der Häuser herbei. Bill und der Bergläufer wurden mit Fragen bombardiert, von denen die meisten witzig und nur wenige höflich waren und die sich auf seine Identität sowie seine unmittelbaren Absichten bezogen, nun, da er an seinem Ziel angelangt war.
Bill erhielt jedoch gar keine Gelegenheit zu antworten, denn der Bergläufer eilte einfach weiter und ignorierte überlegen den Tumult ringsum, als wäre es unter seiner Würde, auf die Zurufe des gemeinen Volkes einzugehen. Endlich kam der Bergläufer zu einem breiteren und moderner aussehenden Holzgebäude am entfernten Ende der Dorfstraße. Bill bemerkte, daß die Tür dieses Gebäudes den Proportionen der Dilbianer – sogar eines Dilbianers von der Größe des Bergläufers – angemessen war,
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