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der Agentenschreck

der Agentenschreck

Titel: der Agentenschreck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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Pollifax.
    »Damit uns der gewaltige Bau aber nicht einschüchtert, schlage ich vor, wir betrachten die Skizze nicht als die eines Kerkers mit einer Mauer rundum, sondern sehen sie als zwei
    Schachteln an, von denen eine in der anderen steckt.«
    Assen Radev schnaufte verächtlich.
    »Wir stürmen also Schachteln?« sagte Boris.
    »Aber sie hat recht!« Debby war aufgesprungen. »Seht doch, Phils Zelle liegt zwar hoch
    oben, aber genau über der Mauer.«
    »Drei Stockwerke hoch«, unterstrich Boris.
    »Aber begreifen Sie denn nicht? Um Phil zu befreien, müßten wir das Gefängnis überhaupt nicht betreten, wenn wir bloß von der Mauer aus über den Hof zu einem Fenster gelangen
    könnten.«
    Boris seufzte. »Und wer von uns besitzt Flügel? Wer ist ein Engel? Welche Fenster stehen in einem Gefängnis offen?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte Debby ungeduldig. »Aber dafür weiß ich, wie man eine Distanz auf Seilen überquert. Ich habe doch gesagt, daß ich mich mit Seilen auskenne. Vorigen
    Sommer haben wir im Ferienlager gelernt, wie man Stromschnellen auf Seilen überquert.
    Und ob man sich über Wasser oder einen Gefängnishof hantelt, ist doch einerlei.«
    »Haben Sie das auch praktisch geübt?« fragte Mrs. Pollifax. »Erinnern Sie sich noch genau, wie man das macht?«
    »Ja«, nickte Debby.
    Tsanko schüttelte den Kopf. »Sie vergessen etwas. Bestimmt ist Ihr Lehrer zuerst ans
    andere Ufer geschwommen, um dort das Seil zu befestigen. Aber wie wollen Sie das in
    einem Hof tun?«
    Mit einem schweren Seufzer nahm Boris ein Bein vom anderen. Beinahe widerwillig sagte
    er: »Die Kleine hat nicht unrecht. Ich möchte diesen Irrsinn zwar nicht unterstützen, aber die Lösung liegt auf der Hand: Das Seil läßt sich mit Pfeil und Bogen hinüberschießen.« Damit lehnte er sich zurück und starrte drohend um sich.
    »He!« sagte Debby. Aus ihrem Blick sprach Hochachtung.
    »Verrückt«, lehnte Assen Radev ab.
    »Natürlich verrückt«, belehrte Mrs. Pollifax ihn gekränkt.
    »Aber womit sollen wir denn arbeiten, wenn nicht mit unserer Fantasie?«
    »Okay, Sie wollen verrückte Ideen? Ich habe sie«, sagte Volko, stand auf und trat zur
    Skizze. »Hier im ersten Stockwerk sind unsere Landsleute, unsere Freunde. Betrachten wir sie mal näher. Sie erinnern sich, wie abschüssig hier der Persenk-Boulevard verläuft. Wird einer meiner Lastwagen mit Sprengstoff gestohlen und hier auf der Kuppe des Persenk-Boulevards abgestellt, und sollte er zufällig ganz schlechte Bremsen haben und zu rollen beginnen...«
    Sie schwiegen.
    Georgi sagte: »Er würde bergab rollen und die äußere Mauer sprengen. Weiter käme er
    nicht. Die Hauswände würde er nicht mal streifen.«
    »Sprengstoff? Sie haben Sprengstoff?« fragte Assen Radev.
    »Ich habe nur Gänse und eine Pistole. Wenn Sie Dynamit haben, sage ich Ihnen, was wir
    damit tun können.«
    Während Assen sich von seinem Stuhl erhob, notierte Mrs. Pollifax: Gänse — eine Pistole.
    »Wir brauchen zwei Detonationen, unabhängig voneinander, klar? Eine für die Außenmauer, eine fürs Institut. Was für Sprengstoff haben Sie?«
    »Feuerwerkskörper«, sagte Boris melancholisch.
    »Das soll wohl ein Witz sein? Und was für Sprengzünder?«
    »Eine kleine Menge Pentolit«, sagte Volko. »Aber sie reicht nicht für zwei große
    Sprengungen.«
    Radev runzelte die Stirn. »Im Kollektiv gibt es PETN, mit dem das Geröll gesprengt wird.
    Aber was habe ich davon?« fragte er. »Ich bringe mich nur in Gefahr. Ich kenne keinen von euch, aber ihr wißt alle, wer ich bin. Sie können mich jederzeit auffliegen lassen.«
    Tsanko nickte. »Da hat er nicht unrecht.«
    Mrs. Pollifax sah ein, daß sie ihr Sündenregister um die Preisgabe eines Agenten verlängert hatte. Sie seufzte. »Sie geben dieser Mrs. Bemish einen Paß zur Ausreise«, fuhr Radev fort.
    »Mir ist ein Paß auch lieber als russisches Falschgeld.«
    Die Mitglieder der Gruppe sahen einander an. »Wir haben nur acht Pässe«, meinte Tsanko.
    »Wir haben Mrs. Bemish freies Geleit zu ihrem Bruder versprochen. Einen halten wir für den jungen Trenda bereit, dem der Paß abgenommen wurde, und vier Pässe sind für Landsleute
    bestimmt, die nicht in Bulgarien bleiben dürfen.«
    »Macht sechs«, sagte Radev. »Geben Sie mir einen und behalten Sie dafür fünfzigtausend
    gefälschte Rubel.«
    Tsanko und Volko wechselten belustigte Blicke. Volko sagte: »Wir hätten Verwendung für
    das Falschgeld, wie, mein Freund?«
    »Aber uns bleibt dann

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