Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
der Agentenschreck

der Agentenschreck

Titel: der Agentenschreck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
Vom Netzwerk:
nur ein einziger Paß übrig.« Tsanko wandte sich an Radev. »Den
    müssen Sie sich erst verdienen. Lassen Sie hören, was Sie zu bieten haben.«
    Radev lachte. »Eine ausgezeichnete Gegenleistung. Ich kenne mich mit Sprengstoff aus.
    Das habe ich in Amerika gelernt, bevor man mich ausgewiesen hat. Ich bin ein richtiger
    Gangster und würde mich nicht kränken, wenn ich nie wieder eine Gans sehen müßte. Ich
    kenne auch den Aufseher im Panchevsky-Institut. Er heißt Miroslav. Geben Sie mir ein paar gefälschte Rubel, und ich bezahle damit alle Dienste, die Sie von ihm haben möchten.
    Vielleicht läßt er mich sogar ins Panchevsky ein, wie? Ein wenig Sprengstoff in Plastik verpackt, eine Zündschnur, und vielleicht kann ich da und dort ein paar Schlösser sprengen.
    Das tue ich alles, wenn ich nur einen Paß bekomme.«
    Seine Worte bewirkten einen fühlbaren Stimmungsumschwung. Radev war genau der, den
    sie brauchten. Mrs. Pollifax spürte, wie die Zweifel schwanden und der Begeisterung Platz machten.
    Selbst Mrs. Bemish wurde davon mitgerissen. Sie beugte sich vor und sagte mit
    leuchtenden Augen: »Ich gehe jetzt arbeiten, aber zuerst, ihr tut dies in Nacht, wenn ich dort bin. Ich mache elektrische Sicherungen kaputt, wenn ihr mir zeigt. In Kammer hinter Küche.
    Große Kammer. Elektrische Schalter für Licht und Sirene.«
    »Sirenen — bora! « murmelte Georgi.
    » Da, Sirenen.«
    »Für Notfälle wird bestimmt eine Lichtmaschine vorhanden sein«, sagte Tsanko.
    Mrs. Bemish nickte. »Wenn Licht aus — Schneesturm oder kein Strom — beginnt große
    Maschine.«
    »Wie lange dauert es, bis sie in Betrieb gesetzt ist?«
    »Ich denke«, sagte sie und schloß die Augen. »Vor zwei, drei Jahren, ich in Küche. Elena bringt Kerze und ich schneide vielleicht zehn Melanzani. Dann schäle ich, schneide Kerne aus, bevor Lichtmaschine wieder Licht bringt.« Sie öffnete die Augen. »Zehn, fünfzehn
    Minuten.«
    »Dann haben wir also nur zehn bis höchstens fünfzehn Minuten, um die Gefangenen zu
    holen?«
    »Möchtest du gerne länger im Panchevsky-Institut bleiben?« fragte Boris trocken. »Du hast sie gehört, wir haben zehn Melanzani Zeit.«
    »Noch etwas«, mengte Mrs. Pollifax sich ein. »So schwierig es auch sein mag, wir müssen die Sache unbedingt morgen abend oder Sonntagfrüh über die Bühne bringen. Balkantourist hat mir nahegelegt, abzureisen.«
    »Warum?« fragte Tsanko.
    Sie erzählte ihm von der aufgebrachten Nevena. »Also werde ich morgen eine
    Stadtrundfahrt machen und schrecklich brav sein. Daher müssen die Rollen heute verteilt werden.«
    »Wir setzen lieber keine Frauen ein«, sagte Tsanko.
    »Unsinn«, sagte sie. »Es können nicht alle Strumpfmasken tragen. Sie müssen auch Leute
    verwenden, die Pässe besitzen und das Land verlassen können.«
    »Stimmt«, sagte Radev. »Wenn Sie den Paß mir geben, ich riskiere viel. Diese Frau reist ab und das Mädchen auch. Wenn wir Erfolg haben, wird es später Nachforschungen geben.«
    Tsanko hob hilflos die Hände. »Dann müssen wir uns jetzt ernstlich an die Arbeit machen.«
    »Genau«, sagte Volko. »Wer macht einen Vorschlag?«
    Alle begannen gleichzeitig zu reden. Mrs. Pollifax lehnte sich zufrieden zurück. Sie hatten angebissen.
    Gegen Mitternacht hatten sie einen Plan ausgearbeitet und beendeten die Sitzung, um noch ein paar Stunden zu schlafen.
    Mrs. Pollifax sollte am nächsten Tag neun bulgarische Armbanduhren kaufen — eine für
    jedes Mitglied der Gruppe — damit sie die zur Verfügung stehenden zehn Minuten genau
    von ihren gleichgehenden Uhren ablesen konnten. Debby sollte sich in einer leerstehenden Hütte am Rande der Stadt verstecken. In dieser Hütte wollten auch Volko und Radev ihre
    Bomben herstellen. Assen Radev sollte sich mit dem bestochenen Aufseher des
    Panchevsky-Instituts in Verbindung zu setzen, um zu hören, was sich machen ließ, und Mrs.
    Bemish sollte die vier bulgarischen Gefangenen auf die Fluchtmöglichkeit vorbereiten und gleichzeitig versuchen, mehr über das dritte Stockwerk zu erfahren, wo Phils Zelle war. Der Angriff auf das Panchevsky-Institut war für Sonntag drei Uhr früh angesetzt worden, knapp bevor der Morgen dämmerte. Dann verabschiedeten sie sich voneinander, und jeder staunte insgeheim über die Ereignisse des Abends.

20
    Am nächsten Morgen marschierte Nevena energiegeladen in die Hotelhalle. »Der volle Autobus steht draußen«, verkündete sie Mrs. Pollifax. »Lauter nette Leute, alles Westeuropäer.

Weitere Kostenlose Bücher