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Der Alchimist von Krumau

Der Alchimist von Krumau

Titel: Der Alchimist von Krumau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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Ofenbank, ängstlich beäugt vom Bader, der zwischen seinen Bottichen umherschlich.
    »War … im Flu-fluss!« Stammelnd versuchte Flor zu erklären, was er selbst ja längst noch nicht begriff. Im Morgengrauen war er zu sich gekommen, draußen vor der Stadt im Uferkraut, sein Geist so nebelgrau, als ob er Tage und Nächte durchfiebert hätte. Und dabei tropfnass vom Lockenschopf bis zu den bunten Lumpenhosen, die ihm fremd, so fremd erschienen wie sein löchriges Hemd.
    »Wa-weiß nicht … wer und wo.« Beschämt senkte Flor den Kopf. Er fühlte Markétas Blick auf seiner Seite und wagte nicht, sie seinerseits anzusehen. Wie unbeholfen die Wörter aus seinem Mund kollerten! War er nicht früher – gestern noch – ein leidlicher Redner gewesen, ein geachteter junger Herr? Junger Herr?, wiederholte er im Stillen und lauschte wieder in sich hinein. Wer um Himmels willen bin ich – war ich, eh’ ich zum nabellosen Lumpenkerl verwunschen wurde?
    Da sprang in seinem Innern spaltbreit ein Tor auf, und Flor blinzelte in eine lichte Welt hinein. Ein herrschaftliches Haus, die Mauern hell, der weite Saal vor Musik und Lachen erstrahlend. Und mitten drin, in leuchtend blauem Seidenwams
    – er, Flor … Dann verblasste das Bild, wurde durchscheinend wie ein Theatervorhang, und dahinter kam eine andere, ganz andere Welt zum Vorschein: eine leere, riesenhafte Halle, erfüllt von Moderluft, von Dunkelheit und Stille, und unter der Gewölbedecke schwebend, auf lederhäutigen Flügeln, der grässliche Riesenvogel …
    »Denk nicht mehr dran, nicht jetzt. Alles wird gut, mein armer Flor.«
    Wie sanft ihre Stimme auf einmal klang. Und wie nah bei ihm sie auf der Ofenbank saß. Und nun legte sie auch noch ihren Arm um seine Schultern und zog ihn an sich. Wie eine Schwester, dachte Flor. Hatte ich eine Schwester – dort, in jener hellen Welt? Aufs Neue spähte er in sich hinein. Doch ehe sich abermals ein inneres Tor öffnen konnte, erschallte der Bass des Baders, der ihnen von der Tür her zurief: »Los jetzt, wir müssen uns sputen, sonst kommen uns die Büttel doch noch zuvor – oder gar Hezilow!«, fügte er hinzu und sah erschrocken zu ihnen herüber.
    »Pah, was soll das bucklige Scheusal schon ausrichten!«, gab Markéta zurück, sprang aber gleichwohl auf und zog Flor mit sich empor.
    »Was der Puppenmacher ausrichten kann, weiß ich auch nicht«, sagte der Vater, »aber eins steht fest, Markéta: Du hast dir Hezilow zum Feind gemacht, und fortan wird er versuchen, dir und mir zu schaden.«

  7
     
     
    Den verhüllten Fremdling in ihrer Mitte, liefen Markéta und der Bader die Herrengasse empor, auf der sich die herrschaftlichen Kutschen drängten. Markétas Herz klopfte, ihre Wangen brannten. Wieso diese Aufregung, Mädchen, stellte sie sich zur Rede – doch nicht wegen dem schmalen Burschen an deiner Seite, der andauernd zu dir herüberschielt?
    Noch im Durchhaus, als sie ihm den schlammfarbenen Kapuzenmantel überstreifte, hatte sie Flor ins Ohr geflüstert:
    »Keine Angst, ich pass auf dich auf.« Vom ersten Moment an hatte sie sich zu ihm hingezogen gefühlt, wie zu einem jüngeren Bruder, einem Traumgeschwister aus halb versunkener Kinderzeit. Aber wie sonderbar er aussah – mit seinen goldenen Locken, dem braun-grünen Augenpaar, dem nabellosen Leib! Nein, nicht wegen Flor flatterte ihr Herz wie eine Nachtigall.
    Hin und wieder wurden sie mit einem Kopfnicken oder einem Zuruf gegrüßt, und der Bader verneigte sich eifrig nach links und rechts. Wie unterwürfig er sich verhielt, dachte Markéta, selbst gegenüber einfachen Leuten wie den beiden Küfergesellen dort drüben, vor denen er sich mit vernehmlichem Schnaufen verbeugte. Auch zu Haus in der Badestube troffen dem Vater die schmeichlerischen Reden unaufhörlich von den Lippen. Wer ihm auch nur ein Kupferstück in die Hand zählte, konnte gewiss sein, vom Bader Pichler für alle Zeit gepriesen zu werden. Ach, sei nicht ungerecht, schalt sie sich gleich darauf. Er hat sich verändert seit dem schrecklichen Morgen, als er neben der toten Mutter aufgewacht ist. Aber hatte es nicht schon Mutter Bianca verdrossen, wie der Bader die Eitelkeit jedes Tölpels tätschelte, der nur bereit war, seinen Beutel für ihn aufzutun? Ah, die Mutter hat das Badehaus verabscheut, dachte Markéta, auch wenn sie immer versucht hat, ihren Ekel vor all dem nackten Getümmel und den gebresthaften Leibern zu verbergen, die von morgens bis abends ihre Stube füllten.
    Aber warum

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