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Der Alchimist von Krumau

Der Alchimist von Krumau

Titel: Der Alchimist von Krumau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gößling
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der Heimat, Jan Mular, ich und etliche andere Burschen aus Krumau.« Anstelle einer Antwort nickte Markéta nur, während in ihr das nebelzarte Bildnis zerfiel.
    »Bestimmt erinnerst du dich auch an Vladislav Kollek«, fuhr Mikesch mit eifriger Miene fort, »der hinter dem Rücken des Herrn Pater immer Fratzen geschnitten hat? Oder an Franz Brodner, den Sohn des Wirts ›Zum Goldenen Fass‹? Wir alle wurden letzten Herbst nach Prag gebracht, in eine Kaserne am Rand der Neustadt. Dort mussten wir exerzieren und schießen, bewachen und belagern lernen, alles für Don Julius, dessen erster Wachkompanie wir beide – Mular und ich – seit dem letzten Weihnachtsfest angehören.«
    »Du redest zu viel, Slatava«, warf Jan Mular ein, in warnendem Ton und mit angespannter Miene, die zu seiner rundlichen Gestalt nicht recht passte. »Wenn du mich fragst, hat Markéta sowieso weder dich noch mich gesucht. Wahrscheinlich wollte sie zu den beiden Alten, die bis vorhin hier an der Brücke Wache standen. Hab ich nicht Recht, Baderstöchterlein?«
    Mit der unvermittelten Frage kehrte auch das Grinsen der Burschen zurück und mit diesem ihre wehrknechtische Dreistigkeit. Jan Mular ließ seinen Blick über die Brüste der Baderstochter gleiten, die sich unter dem groben Sackleinenkleid allerdings nur undeutlich abzeichneten, und der lange Mikesch hob sogar eine Hand, wie um ihr vertraulich übers Haar zu streichen.
    »Dazu braucht’s wenig Scharfsinn«, gab Markéta zurück.
    »Natürlich hab ich nicht erwartet, grad euch hier zu sehen.« Das plumpe Gebaren der beiden machte es ihr leichter, ihre Fassung wiederzugewinnen. Wieso nur hatte sie auf einmal allerorten wunderbare Fügungen gesehen? Plötzlich verstand sie sich selbst nicht mehr. Wie oft hatte sie sich schon geärgert, wenn die Leute vorschnell von Zauberbann und Engelsfäden redeten, während sie doch nur von ihren eigenen Ängsten oder Hoffnungen gefoppt worden waren. So wie eben auch ich selbst, sagte sich Markéta. Aber so war es ihr schon an manchem Morgen ergangen, wenn ihr zuvor im Traum die Mutter erschienen war.
    Nur noch mit einem Ohr hörte sie auf die prahlerischen Phrasen, mit denen Mular und Slatava sich vor ihr in die Brust warfen, währenddessen schaute sie an Mikeschs Schulter vorbei, die Seilergasse hinab. Normalerweise konnte man von hier aus bis zur Pestsäule sehen, die sich in der Mitte des Marktes, wenigstens zweihundert Schritte entfernt, wie eine riesige steinerne Nadel in den Himmel bohrte. Heute aber schien der ganze Platz von Kutschen übersät, die in unabsehbar langem Zug den Berg hinaufkrochen.
    »Was ist mit den Wächtern von heute früh«, fragte sie in beiläufigem Ton und zwang sich, ihren Blick abermals auf Mikesch und Jan zu richten. »Warum sind sie abgelöst worden?«
    »Warum, fragst du?« Mikeschs Wangen blähten sich vor Stolz.
    »Na, weil wir jetzt die Stadt übernommen haben – wir, die Salvaguardia des neuen Herrschers Don Julius!«
    »So halt doch endlich dein Maul, Slatava«, versuchte ihn der andere abermals zu bremsen, aber sein Kamerad achtete nicht auf ihn.
    »Ihr Leute hier in Krumau«, erklärte er eifrig, »glaubt wahrscheinlich immer noch, dass in eurer Stadt alles im alten Trott weitergeht. Aber mit Don Julius’ Ankunft wird sich hier alles von Grund auf ändern! Bis gestern Mittag haben wir Gardisten ja auch noch von nichts gewusst, aber dann bekamen wir holterdiepolter den Befehl, auf Krumau zu marschieren.«
    Markéta mochte Jan Mulars Blick, der immer dreister über ihre Brüste strich, und Mikeschs prahlerische Miene nicht länger ertragen. Aber eine letzte Antwort musste sie den beiden doch noch entlocken:
    »Also bleibt Don Julius für länger droben in der Burg?«
    »Ob er hier bleibt?«, wiederholte diesmal Jan Mular, vor Begeisterung beinahe kreischend. »Da kommt ja sein ganzer Hofstaat aus Prag herbeigerollt – sieh nur hin, Badersmaid!«
    Unter dem Vorwand, ihr die Richtung weisen zu wollen, packte er nach ihrem Arm, den er wie zufällig zwei Fingerbreit verfehlte. Markéta spürte die harte Hand, die sich in ihre linke Brust grub, und als hätte der Wachsoldat seinen Irrtum nicht bemerkt, griff er nur noch fester zu und wollte sie an sich heranziehen.
    Derlei Rüderien abzuwehren hatte die Baderstochter schon als kleines Kind gelernt. Ihre Rechte fuhr empor, und der Soldat zuckte zurück, mit fiependem Schrei. Von seiner Wange, die er, die Augen weit aufgerissen, mit spitzen Fingern befühlte, troff

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