Zurückgeküsst (German Edition)
1. KAPITEL
H ör auf zu lächeln. Jedes Mal, wenn du lächelst, muss ein Engel sterben.“
„Wow“, erwiderte ich. „Der ist gut.“
Der Mann, der eine derart negative Einstellung hatte, saß an der Bar und sah aus, als würde er einen schlechten Countrysong leben: Frau weg, Hund tot, Truck kaputt. Armer Kerl.
„Ich weiß, es ist traurig“, sagte ich, „aber manchmal ist eine Scheidung einfach so etwas wie die Euthanasie einer langsam sterbenden Beziehung.“ Mitfühlend klopfte ich ihm auf die Schulter und rückte sein Kollar zurecht, das ein wenig verschoben war. „Manchmal braucht unser Herz einfach Zeit zu akzeptieren, was unser Kopf bereits begriffen hat.“
Der Priester seufzte. „Hören Sie sich nur mal ihre albernen Weisheiten an“, wandte er sich an Mick, den Barkeeper.
„Das war nicht albern“, entgegnete Mick. „Das ist ein guter Rat.“
„Nein, das ist destruktiv.“
„Ach herrje“, erwiderte ich. „Das Ganze scheint Sie mehr mitzunehmen, als ich gedacht hatte.“
„Das stimmt. Nach all der harten Arbeit, die ich geleistet habe, kommen Sie einfach angerauscht und machen alles kaputt.“
„Pater Bruce!“, spielte ich die Empörte. „Ich bin nicht angerauscht gekommen! Das ist gemein!“
Der gute Priester und ich saßen im Offshore Ale, der schönsten Bar der Insel Martha’s Vineyard – ein dunkles, nettes kleines Lokal in Oak Bluffs und bei Ortsansässigen und Touristen gleichermaßen beliebt. Pater Bruce, mein langjähriger Freund und äußerst beliebter katholischer Pfarrer der Insel, war hier häufig anzutreffen.
„Nun kommen Sie schon, Pater“, fuhr ich fort, setzte mich auf den Hocker neben ihn und zog gleichzeitig meinen Rock nach unten, um nicht allzu viel nackte Haut zu zeigen und unschicklich zu erscheinen. „Sie und ich sind uns eigentlich sehr ähnlich.“ Als Antwort kam ein Stöhnen, das ich ignorierte.
„Wir begleiten Menschen durch die Schwierigkeiten des Lebens, führen sie durch ein emotionales Minenfeld. Wir sind die Stimme der Vernunft, wenn sie selbst nicht mehr wissen, wo ihnen der Kopf steht.“
„Das Traurige ist, dass sie daran glaubt, Mick.“
Ich verdrehte die Augen. „Hören Sie auf, so verbittert zu sein, und spendieren Sie mir einen Drink.“
„Die Ehe ist nicht mehr das, was sie mal war“, brummte der Priester. „Mick, einen Bourbon für unseren Hai hier.“
„Tatsächlich möchte ich nur ein Pellegrino, Mick. Und Ihre letzte Bemerkung werde ich aus dem Protokoll streichen.“ Ich lächelte großzügig. Natürlich war ich ein Hai. Alle guten Scheidungsanwälte sind Haie.
„Sehe ich das richtig, dass Sie wieder verloren haben, Pater?“, erkundigte sich Mick und tat eine Zitronenscheibe in mein Mineralwasser.
„Lassen Sie uns nicht darüber sprechen, Mick. Sie ist auch so schon schadenfroh genug.“
„Ich bin keineswegs schadenfroh“, widersprach ich und schob das Bierglas eines anderen Gasts beiseite, das Pater B. auf den Schoß zu fallen drohte. „Ich habe nichts gegen die Ehe einzuwenden, wie Sie schon sehr bald feststellen werden. Aber im Falle Starling gegen Starling kann ich nur sagen, dass die beiden schon seit dem Tag verdammt waren, da er vor ihr auf die Knie gefallen ist. Was man tatsächlich bei jedem dritten Paar sagen kann …“
Pater Bruce schloss die Augen.
Auch wenn wir beim Thema Scheidung ganz und gar unterschiedlicher Meinung waren, betrachtete ich Pater Bruce als guten alten Freund. Heute war Joe Starling, treues Gemeindemitglied aus Pater Bruce’ Kirchengemeinde, in meine Kanzlei gekommen und hatte mich gebeten, die Scheidung einzureichen. Er war das – lassen Sie mich überlegen – bereits neunte Gemeindemitglied in den letzten zwei Jahren, das die Scheidung wollte, trotz eingehender Bemühungen des guten Pfarrers, die zerschleißenden Bande der Ehe wieder zu erneuern.
„Vielleicht überlegen sie es sich ja noch“, meinte Pater Bruce. Dabei machte er ein so hoffnungsvolles Gesicht, dass ich ihn nicht an die harte Realität erinnern wollte: Keiner meiner Klienten war je von den Scheidungsverhandlungen zurückgetreten.
„Wie geht es denn sonst so, Pater?“, erkundigte ich mich. „Ich habe gehört, dass Sie letzten Sonntag eine Wahnsinnspredigt gehalten haben. Und neulich habe ich Sie power-walken gesehen. Ihre neue Herzklappe muss großartig funktionieren.“
„Ja, so scheint es wohl, Harper.“ Er lächelte – immerhin war er ein Priester und musste mir vergeben. „Und haben Sie heute
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