Der Algebraist
Geschwindigkeiten beschleunigt und strahlten die
dabei erzeugte Energie zu einem äußeren Sammelring aus
ähnlich großen stationären Schüsseln ab, von wo
sie in große angedockte Akkumulatorenträger geleitet
wurde.
Bei ihrer Ankunft waren das Rad und die Stadt von den
Ausläufern eines kleinen grenzübergreifenden Sturms
gestreift worden, aber beide wurden so schnell wie möglich aus
dessen Bahn gebracht. Vom Planeten selbst bis zu Fassins Zähnen
schien alles zu vibrieren, als das turbulenzfeste Transferschiff die
Reisenden in ihren Kapseln von der WolkenTunnelstation zum Rad
beförderte. Die Triebwerke arbeiteten auf Hochtouren, der Wind
kreischte, Ammoniakhagel prasselte nieder, Blitze zuckten und etliche
von Y’suls Gepäckstücken und
Ausrüstungsgegenständen begannen unter dem Einfluss von
Magnetfeldern zu summen, zu zischen und Funken zu sprühen.
Im Innern des Rades war es ihnen dagegen vergleichsweise ruhig
vorgekommen, obwohl sie an den inneren Rand gepresst und wie in einer
riesigen Zentrifuge herumgeschleudert wurden und sich beim
Überqueren der Scherströmung an der Grenze von Zone und
Gürtel fühlten, als säßen sie auf einem
bockenden Pferd.
Der Sturm hatte Guephuthe schwerer getroffen als Nuersotse. Der
äußere Äquatorring der Stadt drehte sich hektisch,
Teile der peripheren Vororte und der weniger sorgfältig
gewarteten Viertel lösten sich und fielen ab wie ein Haufen
Splitter. Das Transferschiff, das sie geradewegs zu einem
Rangierbahnhof für TunnelWagons außerhalb der eigentlichen
Stadt brachte, musste jähe Haken schlagen, um den Trümmern
auszuweichen. Ein Bündel ausgefranster Kabel schwankte langsam
im Wind hin und her wie eine riesige Anemone.
Eine weitere WolkenTunnelfahrt von mehreren tausend Kilometern
durch die Weiten von Gürtel A, die Nördliche Tropische
Hochebene und ein zweiter – diesmal ruhigerer –
Rad-Transfer nach Zone Zwei schlossen sich an. Als sie die
Mittellinie der Zone überquerten, gewann der militärische
endlich die Oberhand über den zivilen Verkehr. Wagons und
Züge voll gepackt mit Menschen, Vorräten und
Ausrüstung waren auf dem Weg in den Krieg.
In Tolimundarni am Rand der eigentlichen Kriegszone waren sie von
Militärpolizisten aus dem Zug geworfen worden.
Die Soldaten hatten sich von Y’suls wortreichen und schon
vorsorglich mit flammender Empörung vorgetragenen Argumenten
nicht umstimmen lassen. Diese Mission – nein, diese Suchaktion
– habe oberste Priorität und sei von höchster Stelle
angeordnet worden. Er begleite diese – ja, diese beiden –
berühmten und einflussreichen Aliens, es handle sich um hoch
geehrte Gäste, bekannt und berühmt im ganzen System und
über alle Speziesgrenzen hinweg. Sie seien in einer
Angelegenheit von größter Tragweite unterwegs, aber mehr
könne er leider selbst so offensichtlich wichtigen
Angehörigen der Streitkräfte nicht verraten, obwohl er von
ihrer Diskretion natürlich überzeugt sei. Gewiss
würden sie dennoch die Bedeutung ihrer Mission verstehen und
einsehen, dass sie Anspruch auf freie Passage hätten.
Schließlich seien sie Persönlichkeiten von gutem
Geschmack, mit einem feinen Gespür für natürliche
Gerechtigkeit, Dweller, die sich in keiner Weise davon beeinflussen
ließen, dass ihre Kooperation mit einem Kudos-Zuwachs in
geradezu unfassbarer…
Da hatten sie schon in der TunnelKnospe geschwebt und den
abfahrenden Wagons nachgesehen. Scholisch war durch den
echoerfüllten Raum geschossen, um alle herumfliegenden und zu
Boden gefallenen Gepäckstücke einzusammeln, die hinter
ihnen aus dem Zug geworfen worden waren.
Fassin und Hatherence hatten Y’sul drohend angestarrt.
Der hatte sich erst ausgiebig abgeklopft und seine Kleider
zurechtgezupft, bevor er endlich den Blick der beiden bemerkte,
stutzte und schließlich gekränkt verkündete:
»Ich habe einen Cousin.«
Besagter Cousin war technischer Offizier auf dem Panzerkreuzer Sturmschere, einem Dreißigtürmer bei der 487.
Donnergrollen-Flotte der GürtelRotierer. Bindiche, der Cousin,
war wegen eines uralten Familienstreits auf Y’sul böse und
deshalb nur zu gern bereit gewesen, von seinem innerlich
gedemütigten und die Vergangenheit zum Teufel wünschenden,
äußerlich aber ungerührten Vetter eine große
Menge Kudos dafür anzunehmen, dass er ihm den gewaltigen und auf
ewig unvergesslichen Gefallen tat, sich bei seinem Captain für
ihn und seine beiden Alien-Begleiter zu verbürgen und ihnen so
den Transport in die
Weitere Kostenlose Bücher