Der Algebraist
– Dweller,
KI, was auch immer – hatte die meisten Soldaten der
Voehn-Besatzung dazu bewegen können, ihr eigenes Schiff zu
verlassen, indem er einfach die Selbstzerstörungsautomatik der Protreptik neu startete und bis zum allerletzten Moment laufen
ließ.
Die meisten Voehn glaubten, ihr Schiff sei im Begriff, sich selbst
in die Luft zu sprengen, und waren auf die Velpin umgesiedelt.
Alle noch verbliebenen hatten Quercer & Janath getötet.
Nach Aussage des Expeditionscaptains etwa ein Dutzend Mann.
»Sei nicht so sentimental.«
Genau genommen waren es elf.
»Ich hab’s! Wir könnten doch die Ythyn bitten, uns
ein paar von ihren Wracks zu überlassen. Auf diesem Nekro-Schiff
müssen doch tausende davon liegen. Zwei weniger würden gar
nicht auffallen. Verdammt, diese Strahlen lassen sich unglaublich
abschwächen. Wahrscheinlich könnten wir auch ohne ihre
Erlaubnis eins oder zwei wegputzen, ohne dass sie es überhaupt merken.«
Elf Voehn. Einfach so. Elf schwer bewaffnete und gepanzerte
Soldaten. Und sie selbst hatten keine Schramme abbekommen.
»Keine Zeit. Mr. Y’sul und Mr. Taak möchten nach
Ulubis zurück.«
Fassin hörte seinen Namen. Man redete also über Fassin
Taak, den absoluten Versager, der auf einen Einsatz geschickt, mit
einer großen Mission betraut worden war. Und dem am Ende alles
unter den Fingern zerronnen war, so dass er nun mit leeren
Händen dastand.
»Außerdem könnten die Voehn am Ende doch noch
dahinterkommen, wie die Velpin in Gang zu kriegen ist, und
dann rammen sie uns womöglich. Einverstanden. Wir ziehen
ab.«
Zurück nach Ulubis? Wozu denn? Er war gescheitert. Er hatte
die Tage und Monate seit Beginn seiner Mission zusammengezählt.
Inzwischen war die Invasion entweder bereits erfolgt oder stand
unmittelbar bevor. Bis er nach weiteren Wochen auf dem Weg zu dem
Wurmloch im Direaliete-System mit seinen leeren Händen
zurückkehrte, wäre vielleicht schon alles vorüber. Er
brachte keine Schätze mit, er war eine Waise in einem
beschädigten Gasschiff, er hatte nichts zu geben.
Warum blieb er nicht einfach hier bei den Ythyn? Er könnte
Selbstmord begehen und sich neben dem anderen Dummkopf an die Wand
heften lassen. Oder er ließ sich aussetzen, irgendwo im All.
Spurlos verschwinden, einfach davonschweben, sich verlieren zwischen
den Sternen, im Nirgendwo oder ganz woanders, unendlich weit weg,
damit niemand, der ihn kannte, je wieder von ihm hören
würde… Warum eigentlich nicht?
»Sind Sie beide damit einverstanden?«
»Hmmm?«, fragte Y’sul, der gerade so etwas wie ein
Pflaster über die Verletzungen an seiner linken Scheibe klebte.
»Oh ja.«
Fassin erstellte einen Schadensbericht. Nur noch ein Arm
funktionsfähig, die Leistung der Optik durch das Teufelszeug,
das Quercer & Janath in dem Raum freigesetzt hatten, um die
ersten drei Voehn zu töten, auf etwa sechzig Prozent reduziert,
und eine Reihe von kleineren, aber offenbar nicht selbstreparablen
Verletzungen durch die Kombination von Impulswaffe und
Betäubungsnadler, mit dem die Voehn sie auf der Velpin ausgeschaltet hatten.
Natürlich durfte er nicht vergessen, dass er und das
Gasschiff nicht eins waren. Wenn er ausstieg, konnte er wieder wie
ein normaler Mensch auf zwei Beinen gehen. Diese Möglichkeit gab
es immer. Aber er fand die Vorstellung beunruhigend. Er erinnerte
sich an die riesigen Wellen, die auf Mavirouelo an die Küste
gekracht waren.
»Fassin Taak, wollen auch Sie nach Ulubis zurück?«,
fragten Quercer & Janath.
»Wer weiß denn nun, dass ihr eine KI seid?«,
erkundigte sich Fassin, ohne auf die Frage einzugehen. »Oder
zwei KIs.«
»Oder verrückt?«, mutmaßte Y’sul.
Der Expeditionscaptain hüpfte ein Achselzucken. »Nicht
jeder.«
»Computersignale. Hurra!«, rief die andere Hälfte
und spielte an Holo-Schaltungen herum, die strahlenförmig um
einen Steuerknüppel in Form eines Riesenpilzes angeordnet
waren.
»Nur die Munition oder alles?«
»Alles.«
»Ist das nicht großartig!«
»Und wie!«
»Ich begreife das nicht«, sagte Fassin. »Hat es
einen echten Dweller namens Quercer & Janath gegeben, und ihr
habt ihn einfach ersetzt, oder…«
»Moment noch, Seher Taak«, bat der Expeditionscaptain.
Und fragte leise mit veränderter Stimme: »Hast du das
Schiff?«
»Ich habe das Schiff«, antwortete die andere
Hälfte. »Ich rede gerade mit seinem heillos verwirrten
kleinen Computergehirn. Es hält sich für tot. Glaubt, die
Selbstzerstörung hätte stattgefunden.«
»Eine
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