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Der Algebraist

Der Algebraist

Titel: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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Miszellariats anerkannt sein. Unter den
Sammelbegriff Miszellariat fielen alle Gruppen, die der Merkatoria
nützlich waren, aber nicht in eine der gängigeren
Unterkategorien passten. Somit waren alle Seher der Merkatoria in
vollem Ausmaß disziplinarisch unterstellt und hatten allen
Anweisungen von übergeordneten und mit der erforderlichen
Autorität ausgestatteten Instanzen zu gehorchen.
    Praktisch kamen sie allerdings nie in eine solche Situation.
Fassin konnte sich nicht erinnern, dass in der
zweitausendjährigen Geschichte des Sept Bantrabal jemals ein
Mitglied dieses Sept in Friedenszeiten irgendwohin abkommandiert
worden wäre. Warum also jetzt? Und warum gerade er?
    »Kann die Einweisung fortgesetzt werden?«, fragte die
leuchtende Kugel. »Die Sache ist wichtig.«
    »Das mag schon sein, aber ich habe noch Fragen.«
    »Sachdienliche Fragen werden beantwortet, soweit das
möglich und ratsam ist«, erklärte die Kugel.
    Fassin überlegte angestrengt. Musste er sich das wirklich
gefallen lassen? Was hätte er zu erwarten, wenn er nicht
gehorchte? Würde man ihn degradieren? Ihn zwingen, auf sein Amt
zu verzichten? Ihn in die Verbannung schicken? Für vogelfrei
erklären? Zum Tode verurteilen?
    »Fassen wir zusammen«, sagte die Gaskugel. »Seher
Fassin Taak, Sie werden hiermit zur Ocula der Justitiarität
abkommandiert. Was die Geheimhaltungsstufe angeht, werden Sie
ehrenhalber zum kommissarischen Stellvertreter eines Captain
befördert, vom Dienstalter und der disziplinarischen Stellung
her sind Sie Major, Sie erhalten die Besoldung eines Generals und die
Reiseprivilegien eines Feldmarschalls. Dieses Konstrukt ist in diesen
Punkten zu keinerlei Zugeständnissen ermächtigt. Werden Sie
die Bedingungen akzeptieren?«
    »Und wenn ich nein sage?«
    »Haben Sie mit Strafmaßnahmen zu rechnen, die sich auf
jeden Fall gegen Sie persönlich, wahrscheinlich gegen den Sept
Bantrabal und möglicherweise gegen die
›Langsamen‹-Seher von ’glantine in ihrer Gesamtheit
richten. Werden Sie die dargelegten Konditionen
akzeptieren?«
    Fassin hielt wohl oder übel den Mund. Diese schwebende
Leuchtgasblase hatte soeben nicht nur ihn, nicht nur seinen Sept und
die ganze Sippe mit allen Angehörigen und Dienern bedroht,
sondern auch das größte und unersetzliche Zentrum der
Dweller-Forschung auf dem gesamten Planetenmond und eines der drei
oder vier bedeutendsten in der gesamten Galaxis! Das war so
unerhört, so heillos übertrieben, dass es eigentlich nur
ein Scherz sein konnte. Fassin bemühte sich verzweifelt, im
Rückblick alles, was er heute mit Slovius, Verpych und den
anderen erlebt hatte, die sich an einem solchen Scherz beteiligt
haben müssten, zu einem Szenario zusammenzufügen, das
überzeugender wäre als das, womit er soeben konfrontiert
wurde. Es konnte doch nicht sein, dass ihn eine Projektion von so
erschreckend hohem Rang, entsandt von einem Portalträgerschiff,
das noch ein Dutzend Lichtjahre entfernt war, kurzerhand zu einem
Geheimdienst abkommandierte. Einem angeblich allmächtigen
Geheimdienst, der die geballte Macht der Administrata und der
Techniker hinter sich wusste und nur einem Orden und einer
Wissenschaft Rechenschaft schuldig war, von der er nicht mehr
verstand als jeder Laie.
    »Werden Sie Ihre Abkommandierung zu den oben genannten
Bedingungen akzeptieren?«, wiederholte die Kugel.
    Vielleicht, dachte Fassin, richtete sich der Scherz auch gegen den
Sept Bantrabal als Ganzes. Vielleicht wusste hier im Herbsthaus
niemand, dass es sich um einen Schabernack handelte. Aber wer
würde so viel Aufwand betreiben, nur um ihn zu erschrecken und
wie einen armen Tropf aussehen zu lassen? Wann könnte er sich
wohl jemanden zum Feind gemacht haben, der über die Mittel
verfügte, ein solches Schauspiel zu inszenieren? Nun
ja…
    »Werden Sie Ihre Abkommandierung zu den oben genannten
Bedingungen akzeptieren?«, fragte die Kugel noch einmal.
    Fassin gab auf. Wenn er Glück hatte, war die ganze Sache ein
Scherz. Wenn nicht, wäre es dumm und womöglich
gefährlich, sie als solchen zu behandeln.
    »Angesichts deiner unverzeihlich plumpen Drohungen habe ich
wohl kaum eine andere Wahl.«
    »Sollte das eine positive Antwort sein?«
    »So könnte man es nennen.«
    »Gut. Sie können nun Fragen stellen, Seher Fassin
Taak.«
    »Warum werde ich abkommandiert?«
    »Damit Sie die Aufgaben, die man Ihnen stellen wird, leichter
erfüllen und die Ziele, die Sie anzustreben haben, besser
erreichen können.«
    »Und was

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