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Der Algebraist

Der Algebraist

Titel: Der Algebraist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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zehn
Lichttage entfernten Habitat der Cessoria irgendwo im
Kuipergürtel des Systems und konnte daher nicht zugezogen
werden. Man hatte überlegt, ihr eine Warnung zukommen zu lassen,
dann aber entschieden, dies sei verfrüht und womöglich
sogar schädlich, solange man nichts Genaueres über diese
rätselhafte Bedrohung wüsste.
    Olmey zuckte die Achseln: »Die Überreaktion könnte
sich auch auf die Wahl der sprachlichen Mittel zur Beschreibung des
vermeintlichen Problems erstrecken«, sagte sie.
    »In letzter Zeit häufen sich die
Beyonder-Anschläge«, bemerkte Verpych nachdenklich.
    In den zweihundert Jahren nach dem Verlust des Arteria-Portals
waren die sporadischen (und in der Regel gegen Randbezirke des
Systems und militärische Ziele gerichteten) Angriffe der
Beyonder-Rebellen auf Ulubis so stark zurückgegangen, dass sie
kaum mehr als ein Ärgernis darstellten. Auf jeden Fall waren sie
weit weniger zahlreich als in den Jahren vor der Zerstörung des
Wurmlochs. Fast alle Systeme der Merkatoria hatten sich im Lauf von
Jahrtausenden an die lästigen, aber selten vernichtenden
Attacken gewöhnt – sie banden Schiffe und Material und
sorgten für eine gewisse Nervosität in der gesamten
MetaZivilisation, aber zu wirklichen Gräueln war es bisher nicht
gekommen. Deshalb war die Bevölkerung von Ulubis erleichtert und
empfand es als unverhofftes Geschenk, dass die Präsenz des
Militärs im System in dieser Zeit der Isolation aus
unerfindlichen Gründen eher reduziert als verstärkt worden
war.
    Im Laufe des vergangenen Jahres hatten die Angriffe jedoch leicht
zugenommen – zum ersten Mal in zweihundert Jahren war die
jährliche Rate gestiegen anstatt zu fallen – und sie hatten
eine etwas andere Qualität, als man es bisher gewöhnt war.
Zum einen waren die Ziele nicht mehr nur Militäreinrichtungen
oder Teile der Infrastruktur gewesen. Eine Bergwerkskolonie in einer
Kometenwolke war zerstört worden, einige im Gürtel und in
den Wolken eingesetzte Schiffe wurden vermisst oder waren haltlos
treibend, leer oder völlig ausgebrannt aufgefunden worden, ein
kleines Linienschiff, das zwischen Nasqueron und dem
äußersten Gasriesen des Systems verkehrte, war spurlos
verschwunden, und vor einem halben Jahr war plötzlich mitten im
System ein schwerer Raketenkreuzer aufgetaucht, der mit achtzig
Prozent Lichtgeschwindigkeit geradewegs auf Borquille zusteuerte. Man
hatte ihn mühelos abgeschossen, aber die Entwicklung gab doch
Anlass zur Sorge.
    Slovius rutschte wieder auf seinem Wannensessel hin und her und
verspritzte Wasser auf den Holzboden. »Gibt es etwas, das du uns nicht sagen darfst, Neffe?«, fragte er und machte ein
verwirrendes Geräusch, das sich so anhörte, als gluckse er
vergnügt in sich hinein.
    »Nichts Bestimmtes. Ich soll über die ganze
Angelegenheit mit niemandem sprechen, außer um meine…
Mission zu fördern. Die im Moment lediglich darin besteht,
morgen bis Stunde fünfzehn nach Borquille zu kommen. Ich
verstehe das natürlich so, dass ich mich euch dreien bedenkenlos
anvertrauen kann. Ich möchte euch jedoch bitten, nichts
weiterzutragen.«
    »Nun«, sagte Slovius mit einem kehligen Laut, der wie
ein Gurgeln klang, »hiermit stelle ich dir für den Transfer
nach Pirrintipiti mein eigenes Suborbschiff zur
Verfügung.«
    »Vielen Dank. Aber es hieß, für den Transport
wäre gesorgt.«
    »Die Navarchie hat für morgen früh eine halbe
Stunde vor Vier einen Start angemeldet«, bestätigte
Verpych. »Den werden sie verlegen müssen, wenn sie
vorhaben, Sie bis Fünfzehn Uhr nach Sepekte zu bringen«,
fügte er hinzu und rümpfte die Nase. »Sie werden den
ganzen Flug über fünf bis sechs Ge ertragen müssen,
Fassin Taak.« Haushofmeister Verpych lächelte. »Ich
kann Ihnen nur raten, Ihre Wasser- und Nahrungsaufnahme von jetzt an
entsprechend zu dosieren.«
    »Mein Schiff bleibt auf jeden Fall in Bereitschaft«,
sagte Slovius, »falls dieses Transportmittel nicht auftauchen
oder sich als allzu primitiv herausstellen sollte. Sie sorgen
dafür, Haushofmeister.«
    Verpych nickte. »Zu Befehl.«
     
    »Onkel, auf ein Wort?«, fragte Fassin, als alle sich zum
Gehen anschickten. Er hatte gehofft, Slovius vor Beginn der
Zusammenkunft unter vier Augen sprechen zu können, aber sein
Onkel war zusammen mit Verpych gekommen. Er hatte energiegeladen und
siegesgewiss ausgesehen, während Verpych beunruhigt, ja sogar
besorgt schien.
    Slovius entließ seinen Haushofmeister und Olmey mit einem
knappen Nicken.

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