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Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman

Titel: Der Alte, dem Kugeln nichts anhaben konnten - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Verbrechen an, ich sehe mir auch die anderen Verbrechen an, und ich sehe, dass der Killer clever war. Steinblatt hat sein gesamtes Blut verloren. Es ist auf den Boden gesprudelt und an die Wände gespritzt. Aber keine Spur von Blut auf dem Korridor, und niemand hat eine blutbesudelte Person weglaufen gesehen. Der Täter trug wahrscheinlich einen Kittel oder einen Overall und hatte ein Ersatzpaar Schuhe mitgebracht. Vielleicht hat er die blutigen Sachen an der Tür in eine Plastiktüte gepackt, damit er makellos sauber hinausgehen konnte. Das ist genau die Methode, die der geniale Anwalt und Enkel eines Detective wählen würde, um einen Mord zu begehen. Und bei den beiden vorangegangenen Morden haben wir dasselbe gesehen. An den Schauplätzen herrschte ein entsetzliches und blutiges Chaos, aber es gab weder Blutstropfen noch blutige Fußspuren, die vom Tatort wegführten.«
    »Ich weiß, dass Tequila es nicht getan hat. Er war bei mir zu Hause, als Steinblatt umgebracht wurde.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Ich habe ihn sofort angerufen, nachdem der Direktor mir die Leiche gezeigt hatte. Ich wollte ihm erzählen, was passiert war.«
    »Auf Ihrem Festanschluss?«
    Ich dachte kurz nach. »Nein, auf seinem Mobiltelefon.«
    Jennings runzelte die Stirn. »Also hätte er sonstwo sein können.«
    »War er aber nicht. Er war bei mir zu Hause.«
    »Selbst wenn das stimmt, ist Ihr Haus doch weniger als fünf Autominuten von hier entfernt. Er hätte unentdeckt wieder zurück sein können.«
    Er hatte Recht. Ich grunzte widerwillig.
    Jennings seufzte. »Hören Sie, der Junge hat seinen Vater verloren, und das ist für jeden, der so was erlebt, entsetzlich. Und wie Sie bestimmt wissen, gibt es manche Menschen, die sich von so einem Verlust nie wieder erholen.«
    Er versuchte, mich zu einer emotionalen Reaktion anzustacheln. »Darüber brauchen wir nicht zu reden.«
    »Die Sache ist doch, wenn ein Mann so etwas durchmachen muss, könnte er leicht ausrasten. Und aus meiner Sicht ist das die einzige Erklärung, die Sinn ergibt, es sei denn, Sie wissen etwas, das Sie mir vorenthalten haben.«
    Ich könnte auspacken, was das Gold betraf, alles Weitere Jennings überlassen und den Verdacht auf andere Leute lenken. Aber es musste doch einen Weg geben, aus diesem Tohuwabohu zu entrinnen, ohne den Schatz zu verlieren. Mir fiel nur keiner ein.
    »Wollen Sie ihn deswegen unter Anklage stellen?«, fragte ich.
    »Reden will ich mit ihm, das ist doch wohl klar. Nur aus Höflichkeit von Berufs wegen warte ich bis morgen. Ich vertraue darauf, dass Sie den Jungen nicht laufen lassen. Bringen Sie ihn bis zum Mittag in die Stadt, wenn Sie ihm die Schmach ersparen wollen, in der Öffentlichkeit vorgeführt zu werden. Ansonsten werden wir die Fahndung ausschreiben. Wir haben reichlich Beweise.«
    Ich grunzte erneut. »Nichts als Indizien.« Doch ich hatte schon eine Menge Verurteilungen erlebt, die sich nur auf Indizien stützten.
    Er klopfte mir auf die Schulter, aber ich schob seine Hand beiseite.
    »Vielleicht sollten Sie die Zeit nutzen, um sich anwaltliche Hilfe zu suchen«, sagte er.
    Was ich nicht vergessen will:
    Tequila hätte im Sommer, als Brian starb, zu Hause sein können, aber er war im College geblieben. Angeblich machte er ein Praktikum, aber hauptsächlich ging es ihm darum, mit seinen Freunden aus der Verbindung Spaß zu haben. Er wollte seine Nachmittage im Swimmingpool verbringen und abends mit einem der jungen Mädchen ins Bett gehen.
    Eines Abends rief Tequila zu Hause an. Sein Vater war draußen und sprach mit einem Nachbarn. Er konnte nicht ans Telefon kommen. Kein Problem, sie würden sich nächstes Mal unterhalten. Fünfzehn Stunden später war Tequila auf dem Weg nach Hause, um dem Begräbnis seines Vaters beizuwohnen. Juden sind schnell, wenn es darum geht, ihre Toten unter die Erde zu bringen.
    Ich erinnere mich daran, dass er während der gesamten Trauerfeier schluchzte. Dass er am Grab schluchzte. Es war seine Aufgabe, die erste Schaufel Erde auf den Sarg seines Vaters zu leeren. Das tat er, und dann rannte er davon, um sich auf dem Friedhofsparkplatz zu übergeben.
    Während der anschließenden Schiwa-Woche gingen Besucher ein und aus. Rose und Fran und ich saßen da, um sie zu empfangen, und Frans Eltern waren ebenfalls zugegen. Tequila schloss sich in seinem Zimmer ein und verbrachte dort den größten Teil der Trauerwoche.
    Er kam nur heraus, um in die Synagoge zu gehen, zweimal am Tag, morgens um sieben und

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