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Der Amboss der Sterne

Der Amboss der Sterne

Titel: Der Amboss der Sterne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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hinein.
    Die neue Fähigkeit betrübte ihn. Von allen Illusionen der Kindheit haßte er am meisten den Verlust der Vorstellung, daß Menschen gemäß unausgesprochenen, aber edlen Zielen arbeiteten, daß sie einem natürlichen Pfad zur Gerechtigkeit folgten und daß sie Irrtum widerstehen und sich auf Selbsterkenntnis zu bewegen würden.
    Zwei Mütter hingen an jeder Seite der Sternsphäre. Die Ruinen von Leviathans Welten erfüllten die Sphäre. Sie zogen langsam und traurig dahin als majestätischer Schrott, Höhlen voll Nebeln, durchzogen mit dem Glühen abkühlender Brocken von Welten und Funken falscher Materie, deren Zerfall noch nicht beendet war.
    »Die Analyse ist noch nicht beendet«, sagte die Stimme des Schiffs neutral und nahe jedem ins Ohr. »Es gibt keinen bekannten Präzedenzfall für die Anwendung von Waffen dieser Stärke und Art. Noch hat es je eine Zivilisation dieser Art gegeben. Die Nachwirkungen sind schwierig zu beurteilen. Die Vernichtung scheint vollständig zu sein; aber eine endgültige Bewertung ist vielleicht auch in kommenden Jahrhunderten nicht möglich.«
    Martin hatte das vermutet. Er hatte von unerwarteten Fällen des Überlebens geträumt, von Zivilisationen, die in einstürzenden Gebäuden codiert waren, verborgen im Schutt und auf eine Chance zum Wiederaufbau wartend; von Treppengöttern, tief begraben in Leviathan selbst.
    »Das Gesetz verlangt Gewißheit. Es ist aber nicht erforderlich, daß ihr dem noch mehr eurer Zeit widmet. Ihr habt euer Urteil gefällt und das Gesetz vollzogen.«
    Hans sagte: »Wir wollten wissen.«
    »Das ist verständlich«, sagte die Stimme des Schiffs.
    »Wir müssen wissen.« Das Gesicht von Hans wurde noch verzerrter. Er hatte etwas Endgültiges erwartet. In dieser Hinsicht zumindest war Martin realistischer gewesen als er.
    »Dann solltet ihr beschließen dazubleiben und mehr Zeit zu opfern.«
    »Welche Wahl haben wir?« fragte Martin.
    »Eure Alternative ist, mit eurem Leben fortzufahren. Wie versprochen, werden wir euch entweder zu eurem Sonnensystem zurückbringen, oder ihr könnt ein anderes System suchen und eine andere Welt finden, die noch nicht bewohnt ist und euren Bedürfnissen entspricht.«
    »Das ist eine andere Phase, ein anderer Teil der Reise«, sagte Martin und schaute Hans an.
    Hans rückte näher an die Sphäre. »Ich habe entschieden, daß meine Zeit als Boss zu Ende ist. Ich hatte gehofft, genau zu erfahren, ob wir unseren Auftrag erfüllt haben, aber… Ich denke nicht, daß ich noch länger Boss sein sollte. Ich danke ab.« Sein Ton war ruhig, aber sein Gesicht schien jetzt noch verzerrter zu sein, fast runzlig.
    »Zeit zur Nominierung«, sagte Anna Gray Wolf. Martin sah, wie die Wirbel sich in Bewegung setzten.
    Die Wendys und die Verlorenen Jungen der größeren Gruppe berieten sich sofort. Jeanettes Gruppe schien im Nachteil zu sein. Martin ging auf Jeanette zu. Sie blieb mit zusammengepreßten Lippen an ihrem Platz.
    Martin sagte mit leiser Stimme: »Du gehörst noch zu uns, wenn du es willst. Wir können uns jetzt nicht spalten.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es genügt nicht, daß Hans abtritt.«
    »Du kannst aus deiner Gruppe nominieren. Komm wieder herein! Ich wünsche, daß du das tust.«
    Jeanette sagte mit gerunzelter Stirn und ärgerlich verzogenem Mund: »Du warst ein Teil der Greueltaten.
    Käme ich zurück, dann ist es so, als ob ich das Geschehene verzeihen würde. Wir sollten lieber mit den Brüdern gehen.«
    »Frag sie!« sagte Martin und hob die Augenbrauen in Richtung auf die Separatisten. »Du kannst diese Entscheidung nicht allein treffen.«
    Es bildeten sich Knäuel von Aktivität, Stimmen wurden in der Debatte lauter und senkten sich wieder zu verschwörerischem Tuscheln.
    »Du willst wieder Boss sein«, sagte Jeanette unsicher, vorwurfsvoll.
    »Nicht einmal zum Spaß«, versicherte Martin.
    Sie wandte sich ab, und die Separatisten bildeten einen eigenen Haufen, der sich dann in kleinere Gruppen aufteilte.
    Hans blieb der Aktivität fern. Er blickte sehnsüchtig auf die Sternsphäre, als ob er seine eigene Antwort zu finden suchte. Martin hielt es für das Beste, ihn jetzt sich selbst zu überlassen und in dieser Zeit sich nicht mit Hans zu verbünden. Hans war ein Abflußbecken von Einfluß, ein Verstoßener. Aber das widersprach Martins Instinkten.
    Er ignorierte seine Instinkte.
    »Wir benennen Patrick Angelfish«, sagte David Aurora. Sechs Leute der Crew standen um Patrick herum, der erschrocken

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