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Der Andere

Der Andere

Titel: Der Andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian DeLeeuw
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Winkel der Körperteile zueinander ausrichtete. Ich lechzte nach Informationen. Niemand nahm mich wahr. Keiner sah mir in die Augen.
    Wir gingen nach Süden, und Claire und Luke sprachen darüber, warum es dieses Jahr kein Thanksgiving-Essen gegeben hatte. »Die Eltern deines Vaters wollten nicht nach New York kommen«, erklärte Claire. »Also ist er nach Philadelphia gefahren, um sie dort zu besuchen.«
    »Ich erinnere mich an das Haus von Oma und Opa. Das mit den Lichtern draußen.«
    »Was?«
    »Die Lichter.« Luke fuchtelte mit den Fingern vor seinem Gesicht herum. »Tausende von Lichtern am ganzen Haus.«
    »Ach so! Das ist nur Weihnachten so. Ja, dein Vater war letztes Wochenende dort.«
    »Wann fahren wir wieder hin?«
    »Gar nicht«, sagte sie.
    Er überlegte einen Augenblick. »In Ordnung«, sagte er dann. »Ich mochte es dort sowieso nicht.«
    »Das ist nicht nett«, sagte Claire, aber ihre Stimme erschien mir halbherzig, verlogen. Ich fragte mich, ob Luke aufgeweckt genug war, um zu erkennen, dass er genau das gesagt hatte, was Claire hören wollte.
    Wir gingen weiter, bis wir auf eine Lichtung kamen. Vor uns erstreckte sich eine lange Fläche, kahl und frostig. Sechs Baseballfelder umringten den fleckigen Rasen. Claire deutete über die Rasenfläche auf eine kleine Burg auf einem Schieferhügel. »Camelot«, sagte sie. Auf dem Weg den Hügel hinauf blickte die Bronzestatue eines Kriegers vom Sattel seines mächtigen Schlachtrosses finster auf uns herab. Zwei Breitschwerter hoch über seiner Krone gekreuzt, folgte uns sein Blick auf unserem Weg den ansteigenden Pfad entlang. Unten glitten Schwäne über die schwarze Fläche eines Teichs. Ich sah hinunter auf das Wasser, in dem sich ein fast mitternächtlicher Himmel spiegelte.
    Durch den Eingang der Burg gelangten wir auf die Aussichtsplattform, von der aus man über die Freifläche sehen konnte. Wir waren allein, bis auf ein Ehepaar mittleren Alters, das in dunkelgraues und braunes, gut geschnittenes Woll- und Kaschmirtuch gehüllt war. Sie führten einen Reiseführer mit sich und eine Kamera mit Teleobjektiv, die sie wie ein Gewehr immer wieder aufeinander richteten. Der Mann – so groß wie James, aber dicker und hübscher – sprach zu seiner Frau in einem spröden, fremd anmutenden Tonfall. »Das sind Briten«, flüsterte Claire uns zu. »Die mögen wir.« Sie ging auf das Ehepaar zu und reichte den beiden die Hand. »Hallo! Ich bin Claire. Haben Sie sich verlaufen? Ich kann Ihnen vielleicht helfen.«
    Die Dame drehte sich um. Sie war attraktiv, wenn auch etwas füllig, hatte volle Wangen und ein fliehendes Kinn, als habe man beim Modellieren ihres Gesichts auf halber Strecke aufgehört. »Oh! Sie haben mich aber erschreckt.« Ein rotes Halstuch, eine einsame Farbexplosion, war im Nacken zusammengebunden, um ihr kurzes Haar zurückzuhalten. Sie wich einen Schritt zurück, und ihr Mann füllte die Lücke. »Danke, alles in Ordnung.« Claire zog ihre Hand nicht zurück, so dass er sie schließlich ergriff und mit seinen Händen umschloss. »Ich bin Simon, und Sie haben sehr kalte Hände.«
    »Ist mir ein Vergnügen«, sagte Claire. Fast sah es aus, als wollte sie einen Hofknicks machen.
    »Ganz unsererseits«, antwortete Simon.
    Er sah Claire mit begehrlichem, nahezu ausgehungertem Blick an. Es war das erste Mal, dass ich wahrnahm, wie Fremde sie sahen, wie sie ihnen ihre Schönheit präsentierte wie eine exotische Maske, aufgesetzt und trotzdem zurückgenommen.
    Simon wandte seinen Blick ab und deutete hinüber zu den Hochhäusern, die sich zu beiden Seiten des Parks über den Bäumen erhoben. »Wenn ich geschäftlich hier bin, komme ich immer an diesen Ort. Und immer habe ich Angst, dass sie weg sind, puff, oder verändert, ›verschönert‹. Aber nein, sie bleiben so, wie sie sein sollen.«
    Aber natürlich würden die Gebäude nicht immer so bleiben, wie sie sein sollen, dachte ich. Jedes von ihnen würde irgendwie, irgendwann einstürzen. Das war die Wahrheit. Jedes einzelne Gebäude auf der Welt würde irgendwann dem Erdboden gleichgemacht sein, entweder als Folge eines zerstörerischen Ereignisses oder aufgrund langsamen Verfalls über die Dauer der Zeit und durch Vernachlässigung. Jedes hatte seinen eigenen geheimen Endpunkt. Was war natürlicher? Dass ich die Gebäude sah und nur über ihr Ende nachdachte, oder dass alle anderen sie sahen und es eben nicht taten?
    »Diese Stadt bietet immer noch einigen Liebreiz«, sagte Claire.
    »Mehr

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