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Der Andere

Der Andere

Titel: Der Andere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian DeLeeuw
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Fifth Avenue und dem Conservatory Garden, der so gut wie nie überfüllt war, auch im Frühling nicht, wenn prächtige Tulpen und Rosen aus dem Rasen schossen. Im Winter beschränkte sich der Garten auf eine Anordnung präzise winklig geschorener Hecken, eine Hommage an Disziplin und Ordnung. Bänke duckten sich im dichten Brombeergestrüpp; geschützte Ecken boten eine Fülle an Verstecken. Schon dieses erste Mal spürte ich eine starke, naive Bewunderung für den Garten, während wir drei an den Toren vorbeigingen und die Straße zum Apartmenthaus der beiden überquerten.
    Der Aufzug setzte uns im Penthouse-Geschoss ab, wo sich die Türen direkt in das vornehme, aber beengte Apartment öffneten. Über Lukes Schulter im Wohnzimmer sah ich einen massiven Holzschrank, der an einer verspiegelten Getränkevitrine lehnte, die wiederum einen niedrigen Glastisch beherbergte, der mit Bambuskörbchen vollgestopft war. In der Diele sah eine Aquarell-Landschaft auf einen Rattanschaukelstuhl hinab. In dem Schaukelstuhl saß Lukes Vater. Die Füße verschränkt, Hände hinter dem Kopf, streckte er sich zu seiner vollen Länge aus. Die Luft in dem Apartment war drückend und schwül. Ich folgte Luke und Claire, unsicher, wo mein Platz hier sein sollte.
    James Tomasi richtete sich auf. »Ich meine mich zu erinnern, dass du vier Uhr dreißig gesagt hast.«
    Claire nickte in Lukes und meine Richtung. »Dein Sohn war dabei, Freunde auf dem Spielplatz zu finden. Das war alles, was ich tun konnte, um ihn von dort wegzubekommen.«
    »Natürlich hattest du nichts damit zu tun.« Wie ein Pantomime zwinkerte er Luke mit einer Hälfte seines Gesichts zu. »Stimmt’s, Chef?« Luke nahm seinen Finger in den Mund und sah seine Mutter an. »Ich sage nur, dass ich es irgendwie geschafft habe, mein Büro zu verlassen und rechtzeitig hier zu sein. Es wäre nett gewesen, wenn du das auch versucht hättest.«
    »Oh, diese Opfer, die du bringst. Ich bin glücklich, mit einem Helden wie dir verheiratet zu sein.«
    James warf den Kopf zur Seite und schnaubte wie ein Pferd. Von meinem Platz hinter Luke beobachtete ich ihn genau. Er war groß und schlank, langfingrig und behende. Schwarze drahtige Haare sprossen in Büscheln auf dem Rücken seiner Finger. Er trug ein blau-weiß gestreiftes Oxford-Hemd, der oberste Knopf über dem gelockerten Krawattenknoten war geöffnet. Über seiner Nase, die er sich schon einmal gebrochen hatte, zogen sich zwei schwarzbraune Augen tief in ihre Höhlen zurück. Von ihm hatte Luke das eine seiner Augen. Weitere Ähnlichkeiten zwischen Vater und Sohn gab es aber kaum. Lukes Gesichtszüge waren filigran und akkurat, während alles an James eher langgezogen und derb war. Trotz der Straffheit seines Körpers wirkte Lukes Vater eher resigniert, gerade so, als sei der Ausgang der Schlacht, die er gerade schlug, bereits entschieden. Er fingerte nach seiner Brieftasche neben dem Rattansessel. »Ich habe alles mitgebracht.« Sein flatternder Blick fiel auf Luke und mich und wanderte dann zurück zu Claire. »Ich glaube nicht, dass einer von uns jetzt groß etwas sagen sollte.«
    »Deine Uneigennützigkeit verschlägt mir die Sprache.« Claire zog ihr Jackett aus und hängte es an einen Haken nahe der Wohnungstür. Zum ersten Mal sah ich ihre dünnen Ärmchen, die fast durchscheinende Haut, die blauen Venen, die wie Tattoos auf der weißen Haut leuchteten. Sie hockte sich vor ihren Sohn hin. »Luke, dein Vater und ich möchten ein paar Dinge allein besprechen. Willst du nicht mit deinem neuen Freund für einen Augenblick in dein Zimmer gehen? Tust du das für mich?«
    Die letzten dünnen Sonnenstrahlen fielen durch die Schlitze der herabgelassenen Bambusrollos ins Schlafzimmer. Luke versetzte einen riesigen freistehenden Globus in Rotation und ließ seine Finger über die Ozeane und Kontinente gleiten, die zu einem unscharfen Farbband verschmolzen. Ein antikes Himmelbett stand an der einen Wand, während ein detailverliebt nachgebautes Puppenhaus sich in eine Ecke zwängte. Luke bemerkte, wie ich das Puppenhaus ansah, und sagte entschuldigend: »Das ist für Mädchen, aber meine Mutter sagt, dass es dafür keinen anderen Platz gibt.«
    Niedlich angezogene Porzellanpüppchen mit bemalten Gesichtern saßen in den Miniaturzimmerchen, tranken Tee und spielten Schach. Jedes Mal, wenn ich in das Haus hineinsah, schien es, als hätten die Puppen geringfügig veränderte Positionen eingenommen, auch wenn ich niemals eine Bewegung

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