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Der Angstmacher

Der Angstmacher

Titel: Der Angstmacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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anderen aber ist er der Angstmacher, der die Todesfurcht bringt. Wenn er sich der Seele dieser Menschen annimmt, gibt es kein Entkommen mehr. Er sorgt dafür, daß sie vergehen, vor Angst sterben und die heiße Todesfurcht sie überschwemmt, ohne daß sie sich dagegen wehren können.«
    »Und wenn du spielst, werde ich diese Angst wieder verspüren?«
    »Vielleicht.«
    »Dann versuche es.«
    »Nein, das war einmal. Ich brauch' es nicht mehr.«
    »Könnte es sein, daß du es nicht mehr kannst, Sally? Taugt diese Harfe nichts? Hat dich der Geist verlassen?«
    »Er verläßt mich nie!«
    »Aber er befindet sich nicht mehr in den Saiten. Man muß ihn vertrieben haben.«
    »Du vielleicht?« Sie lächelte wissend, und mein unheimliches Gefühl verstärkte sich. Irgend etwas stimmte nicht, das spürte ich sehr deutlich.
    »Was ist geschehen, Sally?«
    Sie hob einen Arm an und legte den ausgestreckten linken Zeigefinger gegen ihre Lippen. Dabei weiteten sich die Augen, so daß mich ihr schon fast beschwörender Blick traf.
    Ich verhielt mich ruhig.
    Sekunden vergingen. Von draußen drang kein Laut in das alte Haus. Irgendwo knackte es, das alte Holz arbeitete. Ich atmete durch den halb geöffneten Mund und wollte die Stille schon mit einer Frage unterbrechen, als es passierte. Plötzlich hörte ich das schwere Röcheln und Seufzen, als würde jemand dicht vor der Schwelle zum Jenseits stehen. Ich konnte die Richtung, aus der es klang, nicht genau ausmachen, aber ich vernahm die geflüsterte Frage der jungen Harfenistin.
    »Hörst du es auch?«
    Ich nickte.
    »Es ist der Angstmacher«, hauchte sie und fügte ebenso leise hinzu:
    »Schaazar ist frei…«
    ***
    Womit ich bereits gerechnet hatte, war mir von Sally Saler bestätigt worden. Der Geist hatte die Harfe verlassen. So war sie wieder zu einem normalen Musikinstrument geworden, dem auch mein Kreuz nichts anhaben konnte.
    Sallys kaltem Lächeln merkte ich an, daß sie sehr wohl wußte, wie sehr sie mich reingelegt hatte. Sie lauerte förmlich auf eine Reaktion von mir. Ich blieb ruhig, obwohl mich die schmatzenden und seufzenden Geräusche schon stark störten. Zudem ärgerte ich mich darüber, daß ich den Geist nirgendwo sah. »Wie kam er frei?« wollte ich wissen.
    »Durch mich.«
    »Du hast ihn…«
    »Nicht ich direkt. Es war mein Körper, meine Seele und auch die Harfe. Sie mußten eine Einheit bilden, um Schaazar zu befreien. Nur so habe ich den alten Fluch aufheben können.«
    »Und wo treibt er sich herum?«
    »Hörst du ihn nicht?« wisperte sie und stand auf. Sie schob den Stuhl etwas zurück, um sich bewegen zu können. Dann führte sie beide Arme im Kreis. »Hörst du ihn wirklich nicht?«
    »Sein Atmen…?«
    »Genau, die Geräusche. Das Röcheln, das Seufzen, das Gefühl, Druck zu verbreiten. Das ist er und kein anderer.«
    »Dann soll er sich auch zeigen!«
    Das Mädchen hob die schmalen Schultern. Der Schein berührte nicht mehr ihr Gesicht, er glitt jetzt daran vorbei und versickerte in der Dunkelheit. »Hör genau zu, dann wirst du den Lauten entnehmen können, was er sich vorgenommen hat. Er wird diejenigen töten, die nicht zu ihm stehen und seine Feinde sind, denn er hat sich verändert. Er ist wieder so geworden wie früher.«
    »Und wie war er?«
    »Welche eine Frage, Sinclair! Schaazar war damals nicht nur Geist, er besaß eine Gestalt. Die hat er sich wieder zurückgeholt. Wenn du ihn sehen solltest, wird er so vor dir stehen, wie er vor langer Zeit einmal gewesen ist. Darauf mach dich gefaßt!«
    »Dann ist sein Röcheln echt?«
    »Ja…« Sie lächelte, hob den Kopf an und schaute sich um, wobei sie noch horchte, jedoch ebenso wenig vernahm wie ich, da die schrecklichen Atemgeräusche verstummt waren.
    Dennoch konnten wir uns nicht auf eine Stille konzentrieren, weil wir andere Geräusche vernahmen. Diesmal nicht aus dem Haus. Sie drangen von außen durch die offenstehende Tür, und wir brauchten keine Hellseher zu sein, um sie zu erraten.
    Es waren Schritte…
    Nicht von einer Person, mehrere Menschen näherten sich dem Haus. Ich warf Sally einen scharfen Blick zu, die ihn zwar erwiderte, dabei aber lächelte.
    »Wer ist es?«
    »Schau nach!«
    Ich ging zur Tür, sah in die Dunkelheit und erkannte dort die sich bewegenden Schatten. Es waren Menschen…
    Eine Gruppe. Die genaue Anzahl erkannte ich wegen der Dunkelheit nicht, aber mir kamen diese Menschen bekannt vor. Es waren die Kollegen und Kolleginnen der Sally Saler, die sich vor dem Haus

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