Der Antares-Krieg
schwebte zurück in die Passagierkabine, wo er seinen Helm aus einem Ablagefach unter der Decke nahm. Der Bordingenieur des Landungsbootes half ihm beim Aufsetzen und Versiegeln. Nachdem Drake seinen Schutzanzug der Druckprüfung unterzogen hatte, sagte er: »Gehen Sie voran, Mr. Mayer.«
»Ja, Sir.« Gordon Mayers Stimme klang blechern, weil sie durch die äußeren auditiven Sensoren von Drakes Anzug kamen. Mayer zog Drake zur Luftschleuse, half seinem Kapitän hinein und wartete auf das traditionelle Zeichen des emporgereckten Daumens, bevor er die Tür schloss.
»Fertig, Sir?«, hörte Drake über sein Funksprechgerät.
»Sie können die Dekompression einleiten, Mr. Mayer.«
»Dekompression eingeschaltet. Viel Glück, Captain.«
»Danke.«
Drakes Anzug blähte sich um ihn auf, als der Druck in der Luftschleuse auf Null sank. Er stand in der leicht gebeugten, breitbeinigen Haltung, die für einen Mann in einem Schutzanzug typisch war, und lauschte aufmerksam, ob seine Ohren das Geräusch wahrnehmen würden, das jeder Raumfahrer am meisten fürchtet – das Zischen eines Luftlecks. Doch er hörte nichts als sein eigenes Atmen und das leise Summen des Luftumwälzers in seinem Traggestell.
»Die Tür wird jetzt geöffnet, Captain.«
»Verstanden.« Drake wandte sich der äußeren Tür der Luftschleuse zu. Die Innenbeleuchtung ging aus, als ein heller Spalt am Rand der Tür erschien. Er weitete sich, bis ein Mann zu sehen war, der unmittelbar vor der Schleuse schwebte und sich mit einer behandschuhten Hand an der Sicherheitsleine festhielt, die mit einem Karabinerhaken am Rumpf des Landungsbootes befestigt war. Sie führte durch die zehn Quadratmeter große Öffnung in den Rumpf des Schlachtschiffes.
»Bootsmann Coos, Captain. Der Erste Offizier erwartet Sie drinnen.« Drake machte die Armbewegung, die in einem Schutzanzug das Kopfnicken ersetzte. »Einen Augenblick, Bootsmann. Ich möchte mir dieses Ungetüm aus der Nähe ansehen.«
»Ja, Sir«, sagte Coos. Er hatte den singenden Tonfall der Leute vom Ostkontinent. »Die meisten möchten das, wenn ich sie begrüße.«
Drake wandte sich nach vorn, um am Rumpf des Schiffes entlangsehen zu können. Aus diesem Blickwinkel in der Nähe des Hecks sahen die Schäden nicht ganz so schlimm aus. Wenn er nicht allzu scharf hinsah, konnte er sich vorstellen, dass der Behemoth heil und intakt war. Nicht weit vor ihm war die Kuppel einer Gefechtsstation, aus der die hässliche Schnauze eines Partikelstrahlprojektors ragte. Die Kuppel hob sich in ihrer Silhouette vom sternübersäten Schwarz ab und widerspiegelte matt den Lichtschein der Bogenlampen voraus.
»Geht einem irgendwie unter die Haut, nicht wahr, Sir?«, meinte Coos nach einer kleinen Weile.
»Das kann man wohl sagen«, meinte Drake, dem kurz zuvor ein ungebetener Schauer über den Rücken gelaufen war. »Nun bringen Sie mich zu Mr. Marston, Bootsmann.«
»Ja, Sir.«
Die Abteilung innerhalb der offenen Luke schien ein Lagerraum zu sein – jedenfalls war er angefüllt mit einem Haufen sechseckiger Verpackungsbehälter, die in verschiedenen Farben gestrichen waren.
»Willkommen an Bord der Conqueror, Sir«, sagte eine der sechs Gestalten in Schutzanzügen mit Bela Marstons Stimme. Die eingeschalteten Helmlampen der Männer blendeten Drake und verbargen ihre Identitäten, bis sich eine Gestalt von der Gruppe löste und näher kam.
»Danke, Nummer Eins. Ich hatte es satt, immer nur Ihre Berichte zu hören. Darum dachte ich, ich sollte einmal herüberkommen und die Dinge mit eigenen Augen sehen.«
»Ja, Sir. Wir haben einen kurzen Rundgang vorbereitet. Fähnrich Symes wird uns begleiten.«
»Hallo, Sir«, sagte eine weitere Gestalt und kam zu ihnen.
»Hallo, Mr. Symes. Gehen Sie nur voran. Zuerst möchte ich die Toten sehen.«
Sofort nach Abschalten des Antriebs hatte Drake alle nicht unbedingt auf ihren Plätzen benötigten Besatzungsmitglieder an Bord der Conqueror geschickt, um das Wrack zu erkunden. Die Suchtrupps hatten aus jeweils vier Mann bestanden, und jeder von ihnen hatte den Auftrag erhalten, einen bestimmten Sektor zu durchsuchen. Sinn der Aktion war in erster Linie die Suche nach Überlebenden gewesen; man hatte keine gefunden. Der größte Teil des durchlöcherten Rumpfes war dem offenen Vakuum des Raumes ausgesetzt, und in den vereinzelten Räumen und Abschnitten, die noch Atmosphäre enthielten, war die Luft gesättigt mit giftigen Gasen und dem Geruch verbrannter elektrischer
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