Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Antares-Krieg

Der Antares-Krieg

Titel: Der Antares-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
Vom Netzwerk:
bloße Details, die man im Vorbeigehen bemerkte, während der Teil, der ihre Aufmerksamkeit fesselte – wie die Schöpfer des Museums beabsichtigt hatten –, das aufgerissene Maul war. Das Wesen posierte mit durchgedrücktem Rücken, den Schwanz hoch in der Luft, und das Maul voll rasiermesserscharfer Zähne, die dem Besucher, der diesen Teil der Galerie besuchte, entgegengereckt waren.
    »Das ist ein Schneller Esser?«, fragte Richard Drake, als er zu der Erscheinung aufblickte. Wenn die Erbfeinde der Ryall so ausgesehen hatten, dann war es kein Wunder, dass die Ryall sie noch immer fürchteten.
    »Ja«, antwortete Periskay. »Dies sind die Geschöpfe, gegen die wir so lange kämpften. Viele Millionen unserer Leute verschwanden durch diesen zähnestarrenden Schlund, bevor wir sie ausrotteten.«
    Tarsanau sprach einige Worte, und Periskay fuhr fort:
    »Verstehen Sie jetzt, warum wir nicht glauben, dass unsere zwei Arten in Frieden miteinander leben können?«
    »Es ist vollkommen verständlich«, erwiderte Drake. »Wenn wir in unserer Vergangenheit solche gefräßigen Feinde und Nahrungskonkurrenten gehabt hätten, würden wir wahrscheinlich das Gleiche glauben. Wir denken aber, dass es gefährlich ist, aus Analogien Schlussfolgerungen zu ziehen.«
    Periskay begann zu dolmetschen, stockte dann. »Ich verstehe nicht, was Sie sagen.«
    »Wir glauben, dass nichts, was im Leben geschieht, genau das Gleiche ist, was früher geschah. Zwei Ereignisse mögen ähnlich erscheinen, aber sie sind nicht dasselbe. Deshalb muss man in der Anwendung der Lektionen aus der Vergangenheit vorsichtig sein. Man kann von unbedeutenden Ähnlichkeiten leicht irregeführt werden.«
    »Und der Sinn dieser Bemerkung für unsere bevorstehenden Diskussionen?«
    »Nur, dass wir nicht die Schnellen Esser sind. Lektionen, die damals zu eurem Überleben führten, können heute, wenn falsch angewendet, zu eurer Vernichtung führen.«
    »Ein interessanter, wenn auch fremdartiger Gedanke«, erwiderte Tarsanau. »Ich werde über seine Bedeutung nachdenken. Wollt ihr mehr über die Geschichte meiner Art sehen?«
    »Sehr gern, wenn es keine Umstände macht.«
    Als Tarsanau sie aus der Galerie der Schnellen Esser führte, warfen alle drei Besucher unwillkürlich nervöse Blicke über die Schultern. Die Stielaugen des unheimlichen Wesens schienen sie mit ihrem Blick zu verfolgen.

85
    Kurz vor Dunkelwerden kehrte die Gruppe zu ihrer Insel zurück. Am Ende ihrer Besichtigung waren Richard, Bethany und Phillip in nachdenkliches Schweigen versunken. Sie hatten viel von der Ryall-Hauptstadt gesehen, und der Gesamteindruck war einer des Wiedererkennens gewesen. Die Anordnung der Gebäude, die Kanäle mit reinem Wasser, welche die Straßen der Stadt waren, die Märkte unter freiem Himmel und der Baumgarten – dies alles hätte leicht auf beinahe jede von Menschen besiedelte Welt versetzt werden können. Sogar das Museum hatte einen vertrauten Anblick geboten. Von allen Möglichkeiten, die es zur Darstellung der Vergangenheit einer Art gibt, waren anscheinend Menschen und Ryall über die gleiche Schablone gestolpert.
    Die Form folgte der Funktion, das galt für die Hervorbringungen der Ryall wie für die der Menschen. Bei Richard Drake hatte diese Beobachtung eine Saite zum Klingen gebracht, die mehr Intuition als Gedanke war. Den ganzen Nachmittag war in ihm eine Stimmung gewachsen, die während ihrer Besichtigung des Wasserregulierungsbauwerks ihren Anfang genommen hatte. Eigentlich sollte eine außerirdische Art für ihre alltäglichen Probleme mit fremdartigen Lösungen aufwarten. Doch der Stadtarchitekt hatte keine Kraftfelder verwendet, um die Gezeiten in Schach zu halten, noch eine Wand aus lebenden Pflanzen oder gar eine Eimerkette aus exotischen Tragtieren. Er hatte einen gewöhnlichen, alltäglichen Damm errichtet, um die Flut zurückzuhalten. Gewiss hatte das Bauwerk einige fremdartige Merkmale gezeigt, aber die Form war vorgegeben durch den Zweck, genauso wie es bei einem von Menschen errichteten Damm der Fall war. Es war die beste Form, um die Gewalt des andrängenden Wassers zurückzuhalten. Die Schleusentore waren leicht gebogen, um dem Wasserdruck besser standzuhalten, und mit massiven Scharnieren in vertikalen Säulen verankert, so dass sie gedreht werden konnten, um den Wasserspiegel zu senken oder ansteigen zu lassen. Die Überfälle waren unter den breiten Wasserkaskaden kaum sichtbar gewesen, aber sie waren zweifellos vorhanden, genauso wie

Weitere Kostenlose Bücher