Der Antares-Krieg
bevor wir an Bord zurückkehren müssen.«
»Verstehe. Lieutenant Harreck!«
Der Lieutenant, der sie vom Landeplatz hergeführt hatte, kam herein.
»Bitte zeigen Sie unseren Gästen ihren Arbeitsbereich und erläutern Sie ihnen die Bestimmungen, denen unsere Besetzung unterliegt.«
»Ja, Sir.«
»Es hat mich gefreut, Sie kennen zu lernen, Miss Lindquist. Auch Sie, Professor Alvarez. Lieutenant Harreck wird Ihnen Ihren Arbeitsbereich zeigen und Quartiere für Sie bereitstellen.«
»Sehr freundlich von Ihnen, Colonel.«
»Es ist mir ein Vergnügen. Wenn Sie mich nun entschuldigen wollen, ich muss die Evakuierung leiten.«
Die erbeutete Rechenanlage erwies sich als ein ziemlich typisches Beispiel für die informationsverarbeitende Technik der Zentauren. Aber auch so, und trotz Professor Alvarez' Annahme, dass die Verarbeitung der Navigationsdaten relativ einfach zu bewerkstelligen sei, tauchten beinahe sofort Schwierigkeiten auf. Das erste Problem betraf die Inkompatibilität der Speichereinheiten. Das Datenmaterial, das dem Rechner des Erzfrachters entnommen worden war, war in holographischen Datenwürfeln aufgezeichnet worden, während der Rechner des Corlis-Komplexes mit dünnen, durchscheinenden Streifen arbeitete. Zu der Anlage gehörten auch mehrere Bildlesegeräte, die jedoch nicht für holographische Würfel eingerichtet waren.
Alvarez arbeitete annähernd dreißig Stunden ohne Unterbrechung an der Aufgabe, das Würfel-Lesegerät eines Feuerleitcomputers der Marinesoldaten anzupassen, damit eine Schnittstelle mit der Ryall-Anlage geschaffen werden konnte. Dann schliefen er und Bethany sechs Stunden, bevor ein weiterer überlanger Arbeitstag der Aufgabe galt, die gespeicherten Daten des Erztransporters der erbeuteten Rechenanlage einzugeben.
Darauf ergab sich das Problem, die verschiedenen Programme zu aktivieren. Zu Bethanys Überraschung erwies sich Professor Alvarez als ein geschickter und erfahrener Übersetzer der Punktmuster, aus denen die Schrift der Ryall bestand. Zwei Tage lang arbeitete er das Operationshandbuch der Rechenanlage durch und übersetzte diejenigen Abschnitte, welche er für nützlich hielt. Bethany hatte mit der Datenübertragung und ihrer Abspeicherung in leicht abrufbarer Form alle Hände voll zu tun.
Als Alvarez sich endlich so weit mit der Systematik vertraut gemacht hatte, dass er anfangen konnte, die Rechenanlage direkt zu manipulieren, setzte er sich vor den Ableseschirm und ließ die Finger über die etwas schlüpfrige Oberfläche des Eingabe/Ausgabe-Segments gleiten. Die Anlage antwortete mit der Niederschrift eines Punktmusters, das von rechts nach links über den Bildschirm lief.
»Sieht so aus, als wüssten Sie, was Sie tun«, sagte Bethany bewundernd, als ihr die Leichtigkeit auffiel, mit der er das fremdartige Gerät bediente.
Alvarez nickte, offensichtlich erfreut über das Kompliment.
»Ich könnte es um einiges besser machen, wenn ich wie die Ryall einen zusätzlichen Daumen hätte. Dennoch ist es nicht schwierig, wenn man erst einmal den Bogen heraushat.«
»Soll ich die Aufzeichnung vorbereiten?«
»Ja. Wir sollten bald so weit sein, dass wir anfangen können, unsere Datenbasis zu erforschen.«
»Ich fange gleich an. Immerhin ist der schwierigste Teil getan!«
Alvarez sah sie mit dem nachsichtigen Wohlwollen an, das ein Erwachsener einem Kind zuwendet. »Die Vorbereitungen sind abgeschlossen, Miss Lindquist. Der schwierige Teil beginnt erst!«
Ein frischer, kühler Wind blies durch das Tal und wehte Bethany das Haar in die Augen, als sie aus dem Schutz des Gebäudes trat. Sie blieb stehen und reckte die Arme, rollte die Schultern, um die Verspannungen zu lockern, die sich nach allzu vielen Stunden vor einem Computerbildschirm eingestellt hatten. Tief sog sie die klare Luft von Corlis in die Lungen und bemerkte, dass der normale Duft nach Zimt und Orangenblüten durch den Geruch von Regen ergänzt worden war. Die dahineilenden weißen Wolken des späten Vormittags hatten den mächtig ragenden Türmen von Kumuluswolken Platz gemacht, deren Unterseiten sich zusehends verdüsterten. Der Wolkenschirm eines aufziehenden Gewitters bedeckte ein Drittel des Himmels. Es war alles so, wie die Meteorologen vorausgesagt hatten. Bethany machte es nichts aus. Nach Monaten in der Enge der Discovery und ihrer hundertmal wiederaufbereiteten Atemluft war Wetter gleich welcher Art eine willkommene Abwechslung, mochte es sich auch gewalttätig darstellen.
Nachdem sie
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