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Der Antares-Krieg

Der Antares-Krieg

Titel: Der Antares-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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ihren Muskeln ein wenig Erleichterung verschafft hatte, entfernte sie sich rasch von dem überkuppelten Gebäude des Hauptquartiers, sorgsam darauf bedacht, auf der harten Oberfläche des Weges zu bleiben. Ihr Ziel war das barackenähnliche Langhaus, wo die gefangenen Ryall untergebracht waren. Unterwegs wurde ihr
    Blick zu den Hügeln gelenkt, die das Tal zu beiden Seiten begrenzten, und zu der Linie bläulich grüner Vegetation, die das Ende des gerodeten Bergwerkskomplexes kennzeichnete. Aus der Ferne ähnelte das Bild täuschend einem Wald des altanischen Hochlandes, obwohl die Bäume knorriger und verkrümmter schienen als jene daheim.
    Ihr Blick folgte dem Waldrand zu dem großen, aus Erde aufgeschütteten Staudamm, den die Ryall talaufwärts von ihrem Komplex errichtet hatten. Marinesoldaten, die bis dorthin vorgedrungen waren, meldeten einen großen Stausee hinter dem Damm. Am Fuß dieses Dammes befand sich ein weißes, rechteckiges Bauwerk, von dem ein Dutzend Rohrleitungen von beträchtlichem Durchmesser ausging. Unterhalb dieses Gebäudes, das offenbar Ablassventile enthielt, teilten sich die Rohrleitungen in zwei Gruppen und verliefen parallel zueinander zehn Kilometer entlang den Talseiten bis zum Verhüttungskomplex.
    In der Ferne erhoben sich jenseits des Dammes mehrere hohe, schneebedeckte Berge. Der Gebirgszug erinnerte Bethany an das Colgategebirge östlich von Homeport, und es machte sie ein wenig traurig, dass sie diese schöne Welt bald würde verlassen müssen.
    Sie blickte in die Ferne und dachte darüber nach, was die Menschheit mit einer Welt wie Corlis anfangen könnte, als sie vor der Gefangenenbaracke anlangte. Sie wies sich bei dem Wachtposten am Eingang eines hastig errichteten elektrischen Zaunes aus, wartete eine Weile und wurde dann von einem zweiten Soldaten in ein Vernehmungszimmer geführt. Das Mobiliar bestand aus einem metallenen Klappstuhl, einem passenden Tisch und einem Übersetzungscomputer. Die Mikrofone waren an den Wänden und der Decke angebracht. Der Raum hatte massive, verstärkte Türen.
    »Varlan wird gleich zu Ihnen gebracht, Madam«, sagte der Sergeant, der sie von der Wache herbegleitet hatte.
    Bethany dankte ihm und wandte sich der dem Eingang gegenüberliegenden Tür zu. Weniger als eine Minute später wurde die Tür geöffnet, und zwei mit Maschinenpistolen bewaffnete Marinesoldaten führten einen Ryall herein. Der Ryall war oben graugrün und unten gelbbraun. Die Schädelwölbung war auffallend, aber das schnauzenartig vorgebaute Gesicht schien kürzer als auf den Fotografien, die Bethany gesehen hatte. Der Körper war auch schlanker als die Kriegertypen, aus denen die Masse der Gefangenen bestand. Der Schwanz war länger, und die Pfoten größer. Der Kopf drehte sich langsam auf dem langen Hals, als der Ryall seine Umgebung betrachtete.
    »Miss Bethany Lindquist«, sagte der Sergeant, »darf ich Ihnen Varlan von den Duftenden Wassern vorstellen, Betriebsleiterin des Corlis-Komplexes. Varlan, ich habe die Ehre, Ihnen Bethany Lindquist vorzustellen, eine bedeutende Persönlichkeit unseres Volkes.«
    Ein schwarzes Auge wie aus Obsidian musterte Bethany. Varlans Mund war offen und zeigte eine Doppelreihe konischer, rasiermesserscharfer Zähne, zwischen denen eine dreifach gespaltene Zunge hin und her glitt. Aus ihren Studien wusste Bethany, dass die Ryall durch den Mund atmeten, was die Ähnlichkeit mit einem hechelnden Hund erklärte.
    »Hallo, Varlan«, sagte Bethany.
    Es folgte ein Geräusch wie der Klang einer Flöte, dann übersetzte der Computer durch den Lautsprecher auf dem Tisch: »Grüße, Bethany von den Lindquists. Wie kann diese hier Ihnen behilflich sein?«
    Bethany blickte zu den drei Marinesoldaten auf, die an den Wänden Aufstellung genommen hatten und ihre Maschinenpistolen schussbereit hielten. »Danke, Sergeant. Würden Sie und Ihre Männer bitte draußen warten?«
    »Davon würde ich Ihnen abraten, Madam. Diese Zähne sind scharf, und einen Schlag mit dem Schwanz vergisst man nie mehr. Einer der Verteidiger hätte mir mit einem Schwanzschlag beinahe den Kopf abgerissen, obwohl ich einen gepanzerten Kampfanzug mit Helm trug.«
    »Ich bin sicher, dass mir nichts geschehen wird, Serge. Varlan wird mir keinen Schaden zufügen, da sie weiß, dass Sie draußen sind.«
    »Wie Sie wollen, Madam. Es ist Ihr Begräbnis.«
    Die Gefangene neigte den Kopf zur Seite und verfolgte den Abgang der Marinesoldaten mit dem rechten Auge, während sie Bethany mit

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