Der Antares-Krieg
ich.«
»Dann musst du etwas unternehmen.«
»Ich weiß das. Aber was?«
»Ich denke, du weißt die Antwort. Richard muss von deiner Theorie und den Folgerungen erfahren, die sich daraus ergeben.«
»Richard? Er kennt meine Ideen schon.«
»Weiß er von deinem neuen Ergebnis?«
»Nein«, sagte sie langsam, als wäre es eine seltsame neue Idee. »Ich nehme an, ich könnte ihm einen Brief schreiben und berichten, was ich gefunden habe.«
»Du meinst, das wird ausreichend sein?«
Sie schwieg einen Moment und sah den Menschen an, zu dem sie um Rat gekommen war, solange ihre Erinnerung zurückreichte – ganz sicher seit jener schrecklichen Nacht, als ihre Eltern bei dem Autounfall getötet worden waren.
»Was willst du damit sagen?«
»Du weißt, was ich meine.«
Bethany zog die Stirn in Falten, dann sah sie ihn mit großen Augen an, als das Verstehen in ihr Gehirn einsickerte. »Du meinst, ich soll ihm die Nachricht persönlich überbringen?«
Er nickte ernst.
»Aber ich kann nicht! Ich habe einen Säugling, um den ich mich kümmern muss.«
»Und du hast eine Information, die wesentlich für die Kriegsanstrengungen ist. Information, die nur persönlich überbracht werden kann ... das heißt, wenn sie zur Grundlage von Entscheidungen und Handlungen gemacht werden soll.«
»Sicherlich erwartest du nicht, dass ich Ritchie mitnehme?«
»Nein, das schlage ich nicht vor.« Er blickte ihr unverwandt ins Auge, und seine Stimme war leise genug, sie zu ängstigen.
»Ich verlange nur, was notwendig ist. Diese Information muss so schnell wie möglich überbracht werden, und du bist die Einzige, die sie überbringen kann.«
»Aber ich kann nicht!«
»Du musst.«
»Eine ... eine Mutter verlässt ihr Baby nicht!«
Clarence Whitlow, der den Handrücken seiner Nichte sanft massiert hatte, richtete sich plötzlich auf und lehnte sich zurück. In seinen Augen war ein Ausdruck von Triumph.
»Da, du hast es selbst gesagt. Gut. Nun können wir zu dem springenden Punkt bei der Sache kommen.«
»Welchem springenden Punkt?«
»Du sagst, du hättest entdeckt, dass die Ryall ihre Instinkte überwinden können, aber du kannst nicht einmal deinen eigenen überwinden.«
»Das ist nicht das Gleiche«, antwortete sie störrisch.
»Es ist genau das Gleiche. Du hast einen überwältigenden Drang, den kleinen Ritchie zu beschützen. Das ist natürlich. Schließlich ist der mütterliche Instinkt das Ergebnis von Millionen Jahren menschlicher Evolution. Während ihrer ganzen Geschichte hat unsere Spezies zwei automatische Reaktionen auf drohende Gefahr gezeigt. Beim ersten Waffengeklirr raffen Frauen die Kinder an sich und rennen in die entgegengesetzte Richtung, während Männer zu ihren Speeren greifen und direkt dem Gefechtslärm entgegeneilen. Dieser Instinkt ist so tief in unsere Gene eingebettet, wie die Fremdenfeindlichkeit der Ryall in ihre Gene eingeprägt ist. Die Frage ist, ob du deinen Instinkt überwinden kannst, um zu tun, was notwendig ist. Was sagt dir dein Herz?«
»Mein Herz sagt mir, dass ich Ritchie nehmen und vom Gefechtslärm davonlaufen soll. Ich möchte ins Bett steigen und mir die Decke über den Kopf ziehen, bis wir in einer vernünftigen Welt aufwachen, wo es keine feindlichen Echsen gibt.«
»Ja, das wäre fein, nicht wahr? Aber das ist natürlich nicht dein Ernst.«
»Nicht?«
»Nein. Was du herausgefunden hast, ist zu wichtig, als dass du dich deiner Pflicht entziehen könntest.«
»Die Pflicht einer Mutter ist, sich um ihr Kind zu kümmern.«
»Ja, das ist richtig. Nichtsdestoweniger ist das Nächstliegende nicht immer das Beste für unsere Kinder. Wenn es das wäre, hätte ich dir dieses Pferd gegeben, das du wolltest.«
»Aber was soll ich mit dem kleinen Ritchie tun, wenn ich in den Krieg ziehe? Wer wird sich um ihn kümmern?«
»Wer würde sich um ihn kümmern, wenn du bei einem Autounfall ums Leben kämst?«, fragte er.
»Du, Onkel? Aber er ist ein Säugling. Ich war zwölf, als ich zu dir kam.«
»Glaubst du, ein Säugling ist schwieriger als ein Jugendlicher?«
Bethany errötete, denn die Bemerkung ihres Onkels weckte Erinnerungen, an die sie lieber nicht denken wollte »Die meisten Männer deines Alters werden nicht Väter, schon gar nicht allein erziehende Väter.«
»Ich werde schon zurecht kommen. Keine Sorge, seine körperlichen Bedürfnisse werden befriedigt. Ich werde eine Kinderschwester mieten, und vielleicht eine Haushälterin. Was Liebe angeht, so kann ich ihm alles
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