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Der Antares-Krieg

Der Antares-Krieg

Titel: Der Antares-Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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abzuschlachten, hinwegsetzen, wenn sie eine passende Motivation erhielten – zum Beispiel bei Verhandlungen unter den Waffen einer Flottille menschlicher Schlachtschiffe?
    In dem Monat, der seit jenem Abend bei Evelyn Mortridge vergangen war, hatte die Frage für Bethany eine erneute Dringlichkeit angenommen. Dass es Abgeordnete des altanischen Parlaments gab, die so beiläufig von der Auslöschung ganzer Welten sprachen, hatte sie tief erschrocken. Selbst wenn sie sich gegen Todfeinde der Menschheit richtete, störte und beunruhigte sie solche Gefühllosigkeit und hatte ihr einige schlaflose Nächte bereitet.
    »So in Gedanken versunken?«, sagte hinter ihr eine Stimme. Bethany schrak zusammen, und plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie den Arbeitsbildschirm, auf dem ihr Forschungstagebuch dargestellt war, angestarrt hatte, ohne ihn zu sehen.
    »Hallo, Olivia. Ich hörte Sie nicht hereinkommen.«
    »Das denke ich mir. Sie schienen wie in Trance. Ich dachte daran, mich auf Zehenspitzen zurückzuziehen, aber dann fiel mir ein, dass es Sie noch mehr als meine Unterbrechung erschrecken könnte. Probleme?«
    »Nein, nur etwas, was mich beschäftigt hat.«
    »Kann ich vielleicht dabei helfen?«
    »Ich habe darüber nachgedacht, was dieser Galston Highe sagte, als wir kürzlich bei Evelyn Mortridges Soiree waren.«
    »Highe? Der Abgeordnete mit der schnarrenden Stimme?«
    Bethany nickte.
    »Ich erinnere mich nur an ein paar politische Dampfplauderer, die sich wichtig machten. Sicherlich haben Sie ihre Argumente nicht ernst genommen.«
    »Wie können Sie jemanden nicht ernst nehmen, wenn er wie dieser Highe beiläufig davon spricht, ganze Welten zu sterilisieren?«
    »Machen Sie sich seinetwegen keine Gedanken. Er ist verunsichert und frustriert. So reden die Leute, wenn sie fürchten, was die Zukunft bringen mag. Er möchte gern den starken Mann spielen, weil er im Parlament sitzt, aber es ist bloß heiße Luft.«
    »Aber diese Tendenz scheint auch in der Öffentlichkeit Boden zu gewinnen. Mit jeder neuen Verlustmeldung, die uns erreicht, werden die Kommentatoren der Sender wütender in ihrem Hass.«
    »Das ist eine gewöhnliche menschliche Reaktion.«
    »Aber Völkermord! Man liest und hört über solche Ereignisse in der Geschichte, aber man erwartet nicht im wirklichen Leben darauf zu treffen.«
    Olivia seufzte. »Sie waren hier lange Zeit isoliert, Bethany. Die Menschen der Erde haben keine Illusionen. Vielleicht kommt es von unserer viel längeren und blutigeren Geschichte.«
    »Aber Ausrottung ist so endgültig.«
    »Es ist, was die Echsenleute mit uns machen wollen, wenn sie gewinnen.«
    »Das kann es nicht rechtfertigen.«
    Olivia Southington wischte Bethanys Einwand mit einer Handbewegung beiseite. »Als Nächstes werden Sie mir sagen, dass es ›nicht fair‹ ist. Ich persönlich denke, dass diese Leute nur Dampf ablassen. Sie würden wahrscheinlich schockiert sein, wenn die Marine tatsächlich den blutigen Ausrottungsfeldzug durchführen würde, den sie jetzt befürworten. Dennoch müssen Sie sich auf die Tatsache vorbereiten, dass wir die Ereignisse dort draußen nicht unter Kontrolle haben. Sie wissen, was ein Tiger ist, nicht wahr?«
    Bethany nickte.
    »Nun, wir haben einen am Schwanz und reiten ihn. Sollte sich das Kriegsglück gegen uns wenden, oder die Ryall sich als flexibler und kampfkräftiger erweisen als unsere Computermodelle vorsehen, könnte es notwendig werden, ihre Heimatsysteme eins nach dem anderen anzugreifen und die Menschenleben zu opfern, die nötig sind, um ihre Verteidigung zu überwinden.«
    »Aber man kann mit den Ryall vernünftig reden, Olivia. Ich denke, meine Arbeit mit Varlan beweist, dass sie ihre Instinkte überwinden können.«
    »Das ist mir neu, und ich habe die Literatur über den Gegenstand sehr aufmerksam verfolgt. Die meisten Experten scheinen zu denken, dass ein Ryall ungefähr so programmiert ist wie ein Computer, und dass seine Reaktionen genauso automatisch sind.«
    »Die so genannten Experten irren sich.«
    »Dann ist es bedauerlich, dass sie bei den maßgeblichen Stellen Gehör finden, und Sie nicht.«
    Bethany schwieg. Das war es, was ihr keine Ruhe ließ, seit Galston Highe an jenem Abend seinen schrecklichen Vorschlag gemacht hatte. Sie besaß Informationen, die wesentlich für die Kriegsanstrengungen waren, aber niemand hörte auf sie.
    Allerdings gab es eine Person, die immer auf sie hören würde ... Sie wusste nur nicht, was er tun konnte, um ihr zu

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