Der Antares-Krieg
anzuziehen. Er würde also seine saubere Uniform aus dem Spind nehmen und sich in der Enge des Bootes umziehen müssen.
Er vermutete, dass Gefreiter Kaminski, der eine Frau war, ihren Enkeln die Geschichte von dem Tag erzählen würde, als sie mit dem künftigen König von Sandar in einer kleinen Bootskabine in der Größe einer Telefonzelle zusammengepfercht war, und wie der Thronfolger sich in der Enge bis auf die Unterhosen ausgezogen hatte. Das setzte natürlich voraus, dass Gefreiter Kaminski lange genug lebte, um Enkelkinder zu haben, und er lange genug lebte, um König zu werden.
Die digitale Zeitanzeige in Kapitän Andrejews Büro stand auf 16:02:36 Uhr, als Phillip durch die Türöffnung schwebte. Der Marinesoldat im Vorzimmer blickte von seiner Arbeit auf und sagte: »Der Kapitän erwartet Sie, Commander. Ich werde Sie anmelden, und Sie können dann gleich hineingehen.«
Phillip zog sich zur inneren Tür, die halb offen stand, klopfte einmal, wie das Protokoll verlangte, und zog sich dann durch die Öffnung.
»Commander Phillip Walkirk, Kommandant Queen Julia, meldet sich zur Stelle, Sir«, sagte er. Andrejew, der mit einer Frau gesprochen hatte, die an einen der Besucherstühle vor seinem Schreibtisch angeschnallt saß, nickte ihm zu und sagte:
»Danke, dass Sie gekommen sind, Commander. Ich glaube, Sie kennen meine Besucherin.«
Phillip wandte sich zur Seite und rief überrascht: »Bethany!
Was tun Sie hier?«
»Hallo, Hoheit«, sagte sie, drehte sich auf ihrem Platz und streckte ihm die Hand hin, die er mit der freien Hand ergriff.
»Wie ist es Ihnen ergangen?«
»Ich hatte eine Menge zu tun«, erwiderte er. Dann zog er sich zu dem Platz neben ihrem und schnallte sich an. Als er sicher saß, wandte er ihr das Gesicht zu und sagte: »Das beantwortet meine Frage nicht. Wie sind Sie hierher gekommen?«
»Mit Großadmiral Beltons freundlicher Unterstützung«, antwortete Andrejew. »Mrs. Drake ist, wie es scheint, auf einer Mission. Unglücklicherweise sehe ich nicht, wie sie erfolgreich sein kann, da sie keine Genehmigung hat, Ihre Reise über Eulysta hinaus fortzusetzen.«
»Mission?«, fragte Phillip.
Bethany nickte. »Ich habe Kapitän Andrejew mein Problem erläutert. Da er wusste, dass Sandar und Alta Schwesterkolonien sind, fragte er mich, ob ich Sie kenne.«
»... Und da Sie und Mrs. Drake alte Freunde sind, dachte ich, ich würde sie und ihr Problem an Sie weitergeben, Commander«, sagte Andrejew. »Sie mögen in einer günstigeren Position als ich sein, um Mrs. Drake zu helfen oder ihr wenigstens zu erklären, warum unmöglich ist, was sie wünscht.«
»Das klingt geheimnisvoll.«
»Überhaupt nicht«, antwortete Bethany. »Es dauert bloß zu lange, um es ausführlich zu erklären.«
»Sind Sie hungrig?«, fragte er.
Bethany nickte.
»Gut, dann können Sie es doch bei einem frühen Abendessen erklären ... Wenn Ihnen das recht ist, Sir.«
Andrejew machte eine Geste wie jemand, der einen schweren Frachtbehälter von sich stößt, der sich irgendwie losgerissen hat und ziellos im Raum treibt. »Sie sind herzlich eingeladen, Commander. Ich fürchte nur, dass Mrs. Drakes Bedürfnisse jenseits meines Zuständigkeitsbereichs und meines Ranges sind.«
»Ich verstehe, Sir. Wir werden Sie nicht von Ihrer Arbeit abhalten. Bethany, wie wäre es mit einem kurzen Ausflug zur Offiziersmesse?«
»Danke sehr, Hoheit.«
»Bitte, mein Name ist Phillip. Ich versuche die Leute daran zu gewöhnen, dass sie in mir nichts weiter sehen als einen kolonialen Marineoffizier.«
»Funktioniert es ... äh, Phillip?«
»Überraschend gut«, antwortete er. »Fragen Sie Kapitän Andrejew. Der Versorgungsoffizier der Werft scheint ein besonderes Vergnügen daran zu haben, meine Anforderungen mit dem Stempel ›abgelehnt‹ zurückzuschicken.«
Die Orbitalwerft Delta Sieben war mehr als ein kompakter Komplex von Werftanlagen, Docks, Werkstätten und Materiallagern. Zusätzlich zu ihrer Hauptfunktion verfügte sie über ein vollständig eingerichtetes Krankenhaus, wo Ärzte verletzte und kranke Besatzungsmitglieder behandelten, während das Werftpersonal mit der Reparatur ihrer Schiffe beschäftigt war.
Für jene, die den Kampf ohne körperliche Verletzungen überstanden hatten, gab es eine große Ruhe- und Entspannungszone, um psychische Verletzungen und Stresssymptome zu behandeln. Teil dieser Einrichtung war ein erstklassiges Restaurant, das Besatzungsmitgliedern, die der normalen Bordrationen
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