Der Antares-Krieg
geben, was er braucht.«
Bethany zwinkerte und bemerkte, dass das Bild des weißhaarigen alten Mannes verschwamm.
Whitlow schob seinen Sessel über die Dekorfliesen und legte dann beide Arme um die schluchzende Frau, wie er es in der Vergangenheit so viele Male getan hatte. Die Tränen, das wusste er, bedeuteten, dass Bethany ihre Entscheidung getroffen hatte. Es war eine Entscheidung, die ihm keine Freude machte und Bethany schmerzen musste. Es war jedoch die richtige Entscheidung.
Unter den Umständen war es sogar die einzige Entscheidung.
71
Phillip Walkirk, Kapitän des leichten Kreuzers Queen Julia, zog sich an den Armen aus der Luke, hinter der er die letzten vier Stunden verbracht hatte. Rings um ihn her war das millionenfache Funkeln im Inneren eines Photonenrechners, das an eine Ansammlung besonders dichter, mikroskopischer Sternhaufen gemahnte. Als er in den beleuchteten Axialgang Nr. 4 hinauskam, blinzelte er geblendet in das grelle Licht der Deckenbeleuchtung. Dann stieß er sich sanft mit den Händen ab und drehte sich zugleich in eine aufrechte Position. Das Manöver wurde mit der kaum bewussten Selbstverständlichkeit ausgeführt, die ein monatelanger Aufenthalt unter minimalen Schwereverhältnissen mit sich bringt.
Unter der hellen Korridorbeleuchtung glich Phillip weniger dem Thronfolger als einem jener Unglücklichen, die sich allabendlich in der Hauptstadt versammelten, um neben den warmen Abluftschächten des königlichen Terrariums zu schlafen. Seine Latzhose war nicht nur stark fleckig, sondern in mehreren Schichten dekoriert mit nicht identifizierbaren Substanzen, die seine Aktivitäten seit seiner letzten Gelegenheit, die Kleider zu wechseln, widerspiegelten. Wenn auch für Phillips Ungeduld nicht schnell genug, waren die Reparaturarbeiten an der Queen Julia mit überraschender Schnelligkeit vorangekommen, nachdem die Schlepper den schwer beschädigten Kreuzer in den Kokon des großen Reparaturdocks manövriert hatten. Wie Kapitän Andrejew, der Leiter der Reparaturwerft, erwähnt hatte, erleichterte der Typ des Kreuzers, der baugleich mit den Kriegsschiffen der Klasse Illustrious III war, die Reparaturarbeiten, weil die beschädigten und zerstörten Teile durch Standardmodule ersetzt werden konnten.
Insgesamt verbrachte die Queen Julia 22 Tage in der Reparaturwerft, umgeben von Gerüsten, Kränen und beweglichen Montagebühnen. Am Ende dieser Zeit, als das Schiff wieder vakuumdicht war, ließ Kapitän Andrejew das Reparaturdock räumen, um die Arbeiten an einem weiteren Opfer des andauernden Kampfes um die Herrschaft über das System Spica zu beginnen. Phillip hatte Gelegenheit gehabt, von außen zu beobachten, wie die massiven Flügel des Tores sich öffneten und sein Schiff wieder von Eulystas wärmenden gelben Lichtstrahlen beschienen wurde.
Trotz zu langer Arbeitstage und zu kurzer Schlafperioden konnte Phillip sich rückblickend nicht an eine Zeit erinnern, in der er glücklicher gewesen wäre ...
»Commander«, rief eine Stimme. Phillip drehte sich in der Luft um seine Achse und sah den Ersten Offizier, der Hand über Hand den Korridor entlang auf ihn zu hangelte.
»Was gibt es, Mr. Weintraub?«
»Kapitän Andrejew lässt Sie grüßen, Sir, und bittet Sie, sich um 16:00 Uhr in seinem Büro einzufinden.«
Phillip sah auf seinen Chronometer, »Das ist in zwanzig Minuten.«
»Ja, Sir. Ihr Anschluss war unbesetzt, also machte ich mich auf die Suche nach Ihnen. Sie haben kaum noch Zeit, sich umzuziehen, bevor Sie an der Luftschleuse sein müssen. Kaminski hat das Boot schon startbereit.«
Phillip befühlte schuldbewusst die Tasche seiner Latzhose. Ein Druck, und das vertraute Piepen zeigte, dass sein Anschluss funktionierte. Er hatte ihn ausgeschaltet, weil die Schaltungen des photonischen Rechners zwar immun gegen elektromagnetische Interferenzen waren, einige der Diagnosegeräte an seinem Werkzeuggürtel aber nicht.
»Sagte Kapitän Andrejew, was er will?«
»Nein, Sir. Nur dass Sie sich um 16:00 Uhr bei ihm einfinden möchten.«
»Gut. Melden Sie Kaminski, dass ich in sieben Minuten dort sein und in zehn unterwegs sein möchte.«
Damit stieß Phillip sich ab und glitt vorwärts zur Kreuzung, wo der Axialgang 4 auf den Umfangskorridor Beta stieß. Seine Kajüte war eine Vierteldrehung um das Schiff und zwei Decks vorwärts.
Wenn er seine Bartstoppeln abrasieren und sich kaltes Wasser ins Gesicht spritzen wollte, würde ihm nicht genug Zeit bleiben, seine Uniform
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