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Der Atem des Jägers

Titel: Der Atem des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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zum Tor war zu hart, um Spuren
     aufzuweisen. Aber er hatte wenden müssen, wenn er so weit gefahren war. Griessel begann an dem Zaun auf der High-Grove-Seite
     der Straße entlangzugehen, er suchte nach Spuren auf dem sandigen Grund. Wo hätte er geparkt? |249| Vielleicht dort drüben, wo die Rooikrans-Büsche sich weit über den Zaun neigten. Weiß gebleichte Grasbüschel und sandiger
     Boden unterhalb des Zauns.
    Da sah er die Spuren, zwei Streifen Reifenspuren. Und an einer Stelle die erkennbare Delle, wo der Reifen eine Weile stillgestanden
     hatte.
    Hab ich dich, du Sau!
    Er ging langsam, sah die Szene vor sich. Der Assegai-Mann war bis zum Kiesgrubentor gefahren und hatte dann gewendet. So zeigte
     sein Wagen in Richtung der Abbiegung nach High Grove. Er würde das Rooikrans-Dickicht im Mondlicht sogar ohne Scheinwerfer
     gesehen haben. Er fuhr von der Straße und parkte dicht am Zaun. Öffnete die Tür und stellte einen Fuß auf den Boden. Griessel
     suchte nach dem Schuhabdruck.
    Nichts. Zuviel Gras.
    Er ging in die Knie. Nur einen Zigarettenstummel, mehr brauchte er nicht. Ein bißchen Spucke für einen DNA-Test. Aber da war
     nichts zu finden, nur fette, schwarze Insekten, die durch das blasse Gras hasteten.
    Immer noch im Knien rief er Keyter an.
    »Ich habe noch eine Aufgabe für dich.«

30
    Er wußte, es würde ein oder zwei Stunden dauern, bevor die Spurensicherung kam. Er wollte herausfinden, wie der Assegai-Mann
     zum Haus gelangt war. War er über den Zaun geklettert, hier, ohne zu wissen, wo das Haus sich befand? Möglich, aber unwahrscheinlich.
     Die Straße entlang wäre besser. Er konnte Scheinwerfer aus weiter Entfernung sehen und hätte genug Zeit, sich in den Schatten
     zu ducken.
    Griessel ging langsam die Straße entlang. Der Wind wehte von schräg vorn. Die Sonne schien ihm auf den Rücken, seine Schuhe
     knirschten über den Kies. Er schaute auf den Boden, |250| suchte nach Fußabdrücken. Er wurde sich plötzlich seines Vergnügens bewußt. Bloß er hier. Auf der Spur eines Mörders. Allein.
     Er war nie ein Teamplayer gewesen. Er hatte seine besten Ermittlungen allein absolviert.
    Jetzt leitete er eine Einsatzgruppe.
    Joubert verschwieg dem Commissioner seine Alkoholsucht. Vielleicht log er, denn trotz der neu eingeführten Kommandostrukturen
     war die Polizei wie ein kleines Dorf. Jeder wußte alles über alle.
    Aber warum? Tat Joubert Anna leid? Oder war es die Loyalität zu seinem alten Kollegen, der mit ihm den Krieg durchgestanden
     hatte? Die letzten beiden altgedienten Soldaten, die sowohl die Nachwehen des alten Regimes als auch die Minderheitenförderung
     der Neuzeit überstanden hatten. Die überlebt hatten, ohne sich in politische oder irgendwelche anderen Geschichten zu verwickeln.
    Nein. Es lag daran, daß es keinen anderen gab. Heute morgen hatte er dagesessen und sie sich angeschaut. Es waren gute Männer,
     begeisterungsfähige junge Detectives, kluge Leute, die hart und ehrgeizig arbeiteten, aber sie verfügten nicht über die notwendige
     Erfahrung. Sie hatten keine zwanzig Jahre Polizeiknochenarbeit hinter sich. Er war Leiter der Einsatzgruppe, weil er zwar
     soff, aber immer noch auf beiden Beinen stand.
    Aber das war zwischen Baum und Borke. Besser, er schnappte sich dieses Schwein, denn dies war seine letzte Chance.
Letzte Ausfahrt High Grove Reitschule
.
    Er ging bis zur Abbiegung zum Hof. Keine Fußspuren. Er bog ab, der Wind traf ihn nun von hinten. Er wußte, daß sich das Haus
     vierhundert Meter nördlich befand. Die Frage war, wie lange dauerte es, bevor die Hunde den Assegai-Mann in der stillen Nacht
     gehört hatten? Dann hätte er gestoppt, hätte den Weg verlassen und sich versteckt, irgendwo, von wo er den Garten überblicken
     konnte.
    Die Ställe lagen vor ihm, linker Hand. Ein Farbiger hantierte mit einer Heugabel. Der Mann bemerkte ihn nicht. Er |251| ging weiter, konnte jetzt das Haus sehen, zweihundert Meter entfernt. Und die Stelle, an der Laurens gelegen hatte.
    Die Hunde begannen zu bellen.
    Er blieb stehen. Der Arbeiter schaute auf.
    »Guten Tag, Sir«, sagte der Mann unsicher.
    »Guten Tag.«
    »Kann ich Ihnen helfen, Sir?«
    »Ich bin von der Polizei«, sagte er.
    »Oh.«
    »Ich will mich nur umsehen.«
    »In Ordnung, Sir.«
    Hier begann der Garten, Sträucher und Büsche in alten, zugewucherten Beeten. Er wäre hinter die Büsche gesprungen, wenn die
     Hunde mitten in der Nacht zu bellen angefangen hätten. Dann hätte er sich durch die

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