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Der Atem des Jägers

Titel: Der Atem des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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Pflanzen geschlängelt, bis er näher am
     Haus war. Reichlich Tarnung. Griessel folgte der möglichen Route auf der Suche nach Spuren. Er schätzte die Entfernungen und
     machte sich ein Bild. Man konnte den ganzen Garten von hinter den Pflanzen im Auge behalten. Man konnte beobachten, wie eine
     Frau im Nachthemd, mit einem Revolver in der Hand, herauskam. Man konnte die Hunde sehen, die nervös in der Dunkelheit bellten.
     Jetzt war er nah am Haus, nah an ihr. Man ignorierte die Rufe. »Wer ist da?« Oder vielleicht drohender: »Komm raus, sonst
     schieße ich!« Man wartet, bis sie einem den Rücken zuwendet, dann springt man aus dem Schatten, packt den Revolver, hebt das
     Assegai. Die Hunde schnappen nach deinen Hosen. Man tritt zu.
    So in der Art.
    Er suchte im Blumenbeet nach Fußabdrücken.
    Nichts.
    Wie wahrscheinlich war das? Oder war das Arschloch cool und ruhig genug gewesen, sie zu verwischen?
    Der Arbeiter stand immer noch da und beobachtete ihn. »Wie ist Ihr Name?«
    »Willem, Sir.«
    |252| Er ging hinüber zu dem Mann und streckte ihm die Hand hin. »Ich bin Benny Griessel.«
    »Nett Sie kennenzulernen, Sir.«
    »Üble Sache das, Willem.«
    »Sehr üble Sache, Sir.«
    »Zuerst das Kind, dann Miss Laurens.«
    »Ja, Sir, und was wird nun aus uns?«
    »Wie meinen Sie das, Willem?«
    »Es war Miss Laurens’ Haus. Jetzt wird es verkauft.«
    »Vielleicht sind die neuen Eigentümer gute Menschen.«
    »Vielleicht, Sir.«
    »Denn ich habe gehört, Laurens konnte recht schwierig sein.«
    »Sir, sie war nicht schwierig. Sie war gut zu uns.«
    »Oh.«
    »Die Leute in dieser Gegend zahlen Mindestlöhne, aber Miss Laurens zahlte uns glatte tausend, und wir mußten nichts für die
     Unterkunft abgeben.«
    »Ich habe gehört, sie trank, Willem.«
    »Aber, Sir! Das ist nicht wahr.«
    »Und sie war jähzornig …«
    »Nein, Sir …«
    »Nein?«
    »Sie war bloß streng.«
    »Niemals jähzornig?«
    Willem schüttelte den Kopf und warf einen Blick zum Haus. Elise Bothma stand dort in ihrem Morgenmantel knapp vor der Haustür.
     
    Es war spät am Nachmittag, als er zurück ins Polizeigebäude kam. Matt Joubert saß in seinem Büro, einen Stapel Akten vor sich.
    »Hast du zehn Minuten, Boß?«
    »Ich hab soviel Zeit, wie du brauchst.«
    »Wir haben möglicherweise einen Reifenabdruck vom Wagen des Assegai-Mörders.«
    »Von der Farm?«
    |253| »Knapp außerhalb, am Zaun. Die Spurensicherung hat einen Abguß gemacht. Sie melden sich bei uns. Wenn du das beschleunigen
     könntest, wäre ich dankbar.«
    »Ich werde Ferreira anrufen.«
    »Und Matt, diese Bothma-Tochter …«
    »Ich habe gehört, du hast ein Problem damit.«
    »Du hast gehört?«
    »Tim war hier, nach dem Mittagessen. Er kochte vor Wut. Er sagt, du seiest ein Rassist.«
    »Scheiße.«
    »Entspann dich, Benny. Ich habe mit ihm gesprochen. Was ist das Problem?«
    »Es war nicht Laurens, Sup.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Als wir Bothma am Samstag befragten … Da war etwas – Ich wußte, daß sie irgendwie lügt. Erst dachte ich, es hat mit Laurens’
     Tod zu tun. Aber dann begann ich nachzudenken. Keyter hat die Arbeiter befragt. Heute morgen bin ich selbst hingegangen. Und
     ich glaube, es war nicht Laurens.«
    »Du glaubst, es war Bothma?«
    »Ja.«
    »Und Laurens hat sich verhaften lassen, um sie zu schützen? Teufel, Benny …«
    »Ich weiß. Aber so was passiert.«
    »Hast du Beweise?«
    »Ich weiß, daß Bothma die Jähzornige ist.«
    »Das ist alles?«
    »Matt, ich weiß, daß es nicht für ein Gericht reicht …«
    »Benny, Laurens hat gestanden. Sie hat es zugegeben. Ihre Fingerabdrücke befinden sich auf dem Billardqueue. Und sie ist tot.
     Wir haben keine Chance.«
    »Gib mir eine Stunde mit Bothma …«
    Joubert lehnte sich zurück und tippte mit einem Kugelschreiber auf die Akte vor sich. »Nein, Benny. Das ist Tims Sache. Ich
     kann ihn allerhöchstens bitten, es sich noch einmal sorgfältig anzuschauen. Du hast den Assegai-Fall.«
    |254| »Es ist dieselbe Sache. Wenn Laurens unschuldig war, heißt das, dieser Lynchmörder hat die Falsche bestraft. Das ändert alles.«
    »Wieso?«
    Griessel hob die Arme. »Die ganze verdammte Welt dort draußen ist auf seiner Seite – der Mann, der die Todesstrafe wieder
     eingeführt hat. Der edle Ritter, der erledigt, was die Polizei nicht schafft. Selbst Bushy sagt, wir sollten ihn einfach machen
     lassen; es wäre doch gar nicht so schlecht. Nehmen wir mal an, es gibt irgendwo einen Zeugen. Jemand hat

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