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Der Atem des Jägers

Titel: Der Atem des Jägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deon Meyer
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ihn gesehen. Oder
     weiß etwas. Er könnte eine Frau oder eine Freundin haben oder Leute, die ihn unterstützen, weil sie glauben, daß er das Richtige
     tut.«
    Joubert tippte wieder mit seinem Kugelschreiber. »Ich verstehe, worauf du hinauswillst.«
    »Ich hasse diesen Ausdruck.”
    »Benny, laß mich mit Tim reden. Das ist das Beste, was ich tun kann. Aber vor Gericht bringen sie uns um.«
    »Wir brauchen kein Gericht. Jedenfalls jetzt noch nicht. Ich will nur, daß die Medien wissen, daß wir Bothma verdächtigen.
     Und daß Laurens unschuldig gewesen sein könnte.«
    »Ich spreche mit Tim.«
    »Danke, Matt.« Griessel wandte sich ab und wollte gehen.
    »Margaret und ich wollten dich zum Essen einladen«, sagte Joubert, bevor er die Tür erreicht hatte.
    Er blieb stehen. »Heute?«
    »Ja. Oder morgen, wenn dir das besser paßt. Sie kocht sowieso.«
    Ihm wurde klar, daß er seit heute morgen nur ein Sandwich im Teeraum gegessen hatte. »Das wäre …« Aber er stellte sich vor,
     wie er an Jouberts Eßtisch saß, neben Matts Frau und den Kindern. Er, ganz allein. »Ich … ich kann nicht, Matt.«
    »Ich weiß, daß hier viel zu tun ist.«
    »Daran liegt es nicht.« Er setzte sich auf den Besucherstuhl. »Es ist bloß … Ich vermisse meine Familie.«
    »Ich verstehe.«
    |255| Plötzlich mußte er darüber reden. »Die Kinder … Ich hatte sie gestern.« Gefühle kochten in ihm hoch. Das wollte er jetzt nicht.
     Er hob die Hand vor die Augen und ließ den Kopf sinken. Er wollte nicht, daß Joubert ihn so sah.
    »Benny …« Er konnte die Unsicherheit hören.
    »Nein, Matt, es ist nur … Scheiße, ich habe so viel kaputtgemacht.«
    »Ich verstehe, Benny.« Joubert erhob sich und kam um den Schreibtisch herum.
    »Nein, Scheiße. Herrgott. Ich meine … ich kenne sie gar nicht, Matt.«
    Es gab nichts, was Joubert hätte sagen können, aber er legte eine Hand auf Griessels Schulter.
    »Es ist, als wäre ich verdammte zehn Jahre weg gewesen. Herrgott, Matt, und es sind gute Kinder. Wirklich.« Er zog einen Ärmel
     unter der Nase entlang und schniefte. Joubert klopfte ihm gleichmäßig auf die Schulter.
    »Tut mir leid. Ich wollte ganz bestimmt nicht heulen.«
    »Ist schon okay, Benny.«
    »Das ist der Entzug. Jetzt bin ich plötzlich voller Gefühle.«
    »Ich bin stolz auf dich. Es ist schon, was, eine Woche?«
    »Neun Tage. Das ist nichts. Was ist das im Vergleich zu zehn Jahren Dreck?«
    »Das wird schon, Benny.«
    »Nein, Matt. Ich habe keine Ahnung, ob das je wieder wird.«
     
    Er ging zu seiner Einsatzgruppe im alten Lehrsaal. Sie saßen alle da und warteten auf ihn. Er war müde. Als hätten ihn die
     Tränen, die er bei Joubert vergossen hatte, die letzte Kraft gekostet. Captain Helena Louw winkte ihn heran. Er ging zu ihr.
     »Wie läuft’s, Captain?«
    »Langsam, Inspector. Wir haben …«
    »Ich heiße Benny.«
    Sie nickte und zeigte auf den Computer vor ihr. »Wir haben eine Datenbank mit allen ungeklärten Fällen begonnen, in |256| denen die Opfer Kinder waren. Es gibt viele …« Sie strahlte etwas Friedliches aus, sprach langsam. »Wir haben mit den Schlimmsten
     begonnen. Mord. Vergewaltigung. Sexueller Mißbrauch. Bislang haben wir hundertsechzig.«
    Griessel pfiff leise durch die Zähne.
    »Ja, Inspector, das ist schlimm. Und das ist nur die Halbinsel. Gott allein weiß, wie viele es im ganzen Land sind. Wir haben
     die Namen der Kinder eingegeben, die Verwandten und die Verdächtigen. Außerdem die Art des Verbrechens und den Tatort. Wenn
     es mit Gangs zu tun hat, haben wir sie mit ›B‹ markiert, denn die sind ein bißchen anders. Wir haben die Waffe angegeben,
     wenn es eine gab. Und die Daten. Das ist alles. Jetzt können wir anfangen, Verbindungen herzustellen. Wenn neue Informationen
     hereinkommen, können wir sie abgleichen.«
    »Klingt gut.«
    »Aber bringt es was?«
    »Man weiß nie, was etwas bringt. Aber wir können es uns nicht leisten, etwas nicht zu tun.«
    Er war nicht sicher, ob er sie überzeugt hatte. »Captain, wir brauchen noch zwei Einträge.«
    »Nennen Sie mich Helena.«
    »Ich möchte noch ein Feld in der Datenbank. Für Autos. Wir haben einen Reifenabdruck. Vielleicht bringt uns das weiter.«
    »In Ordnung.«
    »Und ich bin nicht sicher, wie wir die andere Sache angehen. Ich frage mich, wie er seine Opfer wählt. Der Mörder. Wie entscheidet
     er sich, wen er sich als nächstes vornimmt?«
    Sie nickte.
    »Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder er gehört zum

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