Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Atem Manitous

Der Atem Manitous

Titel: Der Atem Manitous Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
sich die Warnung des weisen Mannes zu Herzen genommen.
    Feuer.
    Feuer gegen den Trickster, der sich in Gestalt Makootemanes in ihre Mitte geschlichen hatte!
    Ein Dämon vom Anfang der Welt.
    Wenn ihr wüßtet, dachte der blutgetaufte Jüngling, der seine Vision dort oben auf dem Heiligen Berg gefunden hatte. Eine andere als je ein Arapaho vor ihm.
    Er war kein Trickster. Er war etwas völlig Neues, und dieses Neue war mit Pflichten verbunden, die er kannte.
    Noch bevor der erste Brandpfeil die Sehne eines Bogens verlassen und sein Ziel erreichen konnte, breitete Makootemane beschwörend seine Arme aus und bannte den Stamm, dem er entsprungen war, mit stechenden Blicken voller Magie und heiser hervorgestoßenen Befehlen.
    Augenblicklich verstummte das Geschrei.
    Erlosch der Haß.
    Gerieten alle Furcht und aller zerstörerischer Eifer in den Herzen der Männer, Frauen und Kinder in einen Zustand vollkommener Schwebe.
    »Es ist gut«, sagte Makootemane mit einer Zuversicht, die ihm selbstverständlich erschien. Auch mit dem Schmerz in den Gliedern, Gelenken und Knochen hatte er sich abgefunden.
    Er wußte, daß diese Wachstumsschmerzen noch einige Tage, vielleicht Wochen anhalten würden. Aber dann würde der Lohn offensichtlich sein. Auch wenn ruhige Wasser ihn künftig verleugneten, so würden doch Makootemanes eigene und die Augen der anderen nie wieder den Knaben, sondern den ausgewachsenen Mann, Krieger und Stammesführer erblicken!
    Dort oben auf dem Heiligen Berg der Ahnen war etwas in Gang gesetzt worden.
    Etwas Unvergleichliches, das den Stamm vom heutigen Tag an spalten würde.
    »Die Kinder sollen zu mir kommen«, sagte Makootemane, und seine immer noch ausgebreiteten Arme erweckten nun den Anschein, als wollte er die Jüngsten des Stammes unter seine Fittiche nehmen.
    Gehorsam traten sie auf ihn zu. Es waren dreizehn. Die Kleinsten, die noch nicht selbst laufen, höchstens krabbeln konnten und zum Teil noch in Wiegenbrettern steckten oder von ihren Müttern in um die Hüften geschlungenen Tüchern getragen wurden, zählte Makoo-temane nicht mit.
    Zumindest für die bevorstehende Zeremonie hatten sie keine Bedeutung. Wohl aber für die Zukunft des zweigeteilten Arapaho-Stammes.
    Die einen sollten die anderen in Zukunft nähren. Mit dem kostbaren Wasser, das in ihren Adern floß ...
    *
    GEGENWART
    Als Lilith aus unruhigem Schlaf erwachte, glaubte sie immer noch angestarrt zu werden - von Augen, die nicht die eines Menschen waren, sondern in einem Widderschädel saßen.
    Angestarrt von einem Gemälde!
    Dabei hatte sie das Bild nur kurz betrachtet, vor wenigen Tagen im Atelier der jungen Malerin Jennifer Sebree in Salem's Lot. 2 Dort war sie einem Vampir begegnet und hatte ihn im Kampf bezwungen. Aber trotz des Sieges . hatte sie das seltsame Gefühl gehabt, daß dieser Triumph nichts war gegen eine Schlacht, die sie in Wirklichkeit verloren hatte.
    Erst viel später, als die Träume kamen, erkannte Lilith Eden die Wahrheit hinter diesem ungewissen Gefühl.
    Es war das Bild gewesen!
    Darauf zu sehen waren die junge Künstlerin selbst - und eben jenes unheimliche Zwitterwesen: der muskulöse, hochgewachsene Mensch mit dem Kopf eines Widders.
    Schon damals war Lilith das Bild seltsam ... lebendig vorgekommen, aber sie hatte das irreale Gefühl den Nachwehen des gerade mit letzter Kraft geführten Kampfes zugeschrieben. Als sie sich dessen bewußt wurde, war es bereits zu spät gewesen.
    Sie hätte das Bild zerstören können.
    Doch als sie zurückgekehrt war, hatte es nicht mehr an seinem Platz gestanden. Auch ihre weitere Suche war ergebnislos verlaufen: Es schien fast so, als hätte das Gemälde nie existiert.
    Daß es nicht so war, erlebte Lilith seitdem immer wieder im Schlaf. Wenn sie die Augen des Widderköpfigen auf sich fühlte; seinen animalisch-menschlichen Blick, der ihr Innerstes verheerte und gleichzeitig Gelüste in ihr weckte, die sie angesichts seiner Gestalt ekelten.
    Ein Blick, der trotz allem . unschuldig war wie der eines Kindes.
    Es klang verrückt, und sie hätte es auch nicht begründen können. Aber wer konnte schon Träume erklären?
    Lilith schüttelte die beklemmenden Gedanken ab und erhob sich von ihrem Lager. Sie fühlte sich benommen, so als hätte sie Schwierigkeiten, die letzten Schleier des Schlafes abzustreifen und vollends in die Wirklichkeit zurückzukehren.
    Sie hatte hier am Highway 95, wenige Meilen hinter dem Städtchen Clinton, in einem Motel Zwischenstation eingelegt. Sie

Weitere Kostenlose Bücher