Der Atlantis-Komplex
man früher mal einen kompletten Katastropheneinsatz erledigen, ohne dass auch nur ein Staubkorn übrig blieb. Aber jetzt ist gerade mal genug Technik vorhanden, um uns nicht gegen die Wand zu fahren.«
»Es gibt also keine Möglichkeit zu überprüfen, ob das Gefangenenshuttle sich mit irgendwelchen anderen Tauchfahrzeugen getroffen hat?«
»Nicht von hier aus«, sagte Foaly.
»Ich muss wissen, wie Turnball entkommen konnte«, brüllte Artemis, der erneut die Fassung verlor. »Wie soll ich ihn sonst finden? Versteht das denn keiner außer mir? Bin ich allein im Universum?«
Butler veränderte seine Position, bis er mit gebeugten Schultern vor Artemis saß und ihn fast mit seinem massigen Körper umschloss. »Sie sind derjenige, der die Dinge versteht, Artemis. Das ist Ihre Gabe. Wir folgen Ihnen, so gut es geht.«
»Das gilt vielleicht für Sie«, brummte Mulch. »Ich muss immer vorneweg. Und wenn wir dann ankommen, gefällt’s mir nie, vor allem wenn Artemis das Ziel ausgesucht hat.«
In den beiden Grübelfalten zwischen Artemis’ Augen hingen Schweißtropfen. »Ich weiß, alter Freund. Ich muss einfach arbeiten − das ist das Einzige, was mich retten kann.« Er dachte einen Moment angestrengt nach. »Können wir einen Ionenscan durchführen, um zu überprüfen, ob ein anderes Shuttle Spuren hinterlassen hat?«
»Natürlich«, sagte Foaly. »Selbst diese ausgeweidete Kiste kommt nicht ohne Omnisensor aus.« Er öffnete ein Programm auf dem Bildschirm, und kurz darauf senkte sich ein dunkelblauer Filter vor die Windschutzscheibe. Die Ionenspuren der Rettungsshuttles waren als Spektralstrahlen zu sehen, die sich wie Lichterketten hinter den Motoren herzogen. Einer dieser Strahlen führte aus der Richtung von Atlantis direkt zur Absturzstelle, und eine weitere, sehr viel massivere Lichtsäule hatte sich von oben durchs Wasser gepflügt.
»Das ist das Gefangenenshuttle und das die Sonde. Sonst ist nichts zu sehen. Wie hat er es nur gemacht?«
»Vielleicht hat er es gar nicht gemacht«, meinte Juliet. »Vielleicht ist sein Plan schiefgegangen. In letzter Zeit gab es ja noch mehr Genies, die Bockmist gebaut haben, wenn du verstehst, was ich meine.«
Artemis brachte ein halbes Lächeln zustande. »Ja, ich verstehe, was du meinst, du hast es ja klar und unmissverständlich formuliert, ohne Rücksicht auf meine Gefühle.«
»Nichts für ungut, Artemis«, entgegnete Juliet, »aber wir sind um ein Haar von einer Horde hypnotisierter Wrestling-Fans zerquetscht worden, da finde ich, du solltest ein bisschen Stichelei schon abkönnen. Außerdem arbeite ich nicht für dich, also kannst du mir auch nicht befehlen, den Mund zu halten. Du könntest Butlers Gehalt kürzen, nehme ich an, aber damit kann ich leben.«
Artemis wandte sich an Holly. »Ihr zwei seid nicht zufällig miteinander verwandt, oder?« Dann sprang er auf und hätte sich beinahe den Kopf an der niedrigen Decke gestoßen. »Foaly, ich muss da runter.«
Holly tippte auf die Tiefenanzeige. »Kein Problem. Ich kann um das Riff da herumfahren, dann sind wir außer Sichtweite der Rettungsshuttles. Und selbst wenn uns jemand sieht, wird er annehmen, dass wir von Haven geschickt worden sind. Schlimmstenfalls befehlen sie uns, die Absturzstelle zu verlassen.«
»Ich meine, ich muss raus ins Wasser«, präzisierte Artemis. »In dem Schrank da ist ein Druckschutzoverall, und ich brauche Foalys Handy. Ich werde auf die altmodische Art nach Spuren suchen.«
»Auf die altmodische Art«, spottete Mulch. »Mit einem Druckschutzoverall und einem Hightech-Handy.«
Ein Chor von Proteststimmen erhob sich.
»Kommt gar nicht in Frage, das ist viel zu gefährlich.«
»Du bleibst hier. Ich gehe.«
»Warum ausgerechnet mit meinem Handy?«
Artemis wartete, bis sich der Aufruhr gelegt hatte, dann antwortete er knapp und herablassend, wie es seine Art war. »Ich muss da rausgehen, weil der nächste Teil von Turnballs Plan mit Sicherheit weitere Unterirdische das Leben kosten wird, und das Wohl der vielen wiegt mehr als das Wohl des Einzelnen.«
»Den Spruch kenne ich aus Star Trek «, bemerkte Mulch.
»Diesen Einsatz muss ich übernehmen«, fuhr Artemis fort, »weil wir nur einen Druckschutzoverall haben, und zwar ungefähr in meiner Größe. Und wenn ich mich nicht irre − was höchst selten vorkommt −, ist die passende Größe bei einem Druckschutzoverall äußerst wichtig, wenn man nicht als Flunder enden will.« Hätte jemand anders das gesagt, hätte man es
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