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Der Atlantis-Komplex

Der Atlantis-Komplex

Titel: Der Atlantis-Komplex Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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brachte Artemis Butler und Juliet auf den aktuellen Stand der Dinge, wobei er sich die Diagnose seiner Krankheit für den Schluss aufhob.
    »Ich habe eine gesundheitliche Störung. Die Unterirdischen nennen sie den Atlantis-Komplex. Das ist ähnlich wie eine Zwangsstörung, manifestiert sich jedoch auch in Wahnvorstellungen und einer Persönlichkeitsspaltung.«
    Butler nickte langsam. »Ich verstehe. Als Sie mich weggeschickt haben, standen Sie also unter dem Einfluss dieses Atlantis-Komplexes.«
    »Genau. Zu dem Zeitpunkt befand ich mich im ersten Stadium, zu dessen Hauptsymptomen eine kräftige Portion Paranoia gehört. Das zweite Stadium haben Sie verpasst.«
    »Worüber Sie froh sein sollten«, rief Holly vom Cockpit herüber. »Dieser Orion war ein bisschen zu freundlich für meinen Geschmack.«
    »Mein Unterbewusstsein hat diese Persönlichkeit namens Orion als mein Alter Ego erschaffen. Wie ihr euch gewiss erinnert, war Artemis die Göttin der Jagd. Der Legende zufolge war Orion ihr größter Feind, deshalb entsandte sie einen Skorpion, der ihn töten sollte. Mein innerer Orion war frei von der Schuld, die ich mir durch meine diversen Unternehmungen aufgeladen hatte, vor allem dadurch, dass ich Holly entführt, meine Eltern mit dem Blick hypnotisiert und miterlebt habe, wie meine Mutter buchstäblich von Opal Koboi besessen war. Hätte ich nicht mit der Magie herumexperimentiert, hätte ich vielleicht eine leichte Persönlichkeitsstörung bekommen oder sogar das Wunderkind-Syndrom, aber aufgrund der gestohlenen Magie, die meine Nervenbahnen umhüllte, hat sich das Ganze unausweichlich zu einem Atlantis-Komplex entwickelt.« Artemis senkte den Blick. »Was ich getan habe, war schändlich. Ich war schwach, und das werde ich für den Rest meines Lebens bedauern.«
    Butlers strenge Miene wurde weicher. »Sind Sie denn jetzt wieder gesund? Hat der Stromstoß Sie geheilt?«
    Foaly hatte es allmählich satt, dass Artemis den ganzen Vortrag alleine hielt, deshalb räusperte er sich und ließ seinerseits einige Informationen einfließen. »Laut der Lexikon-App auf meinem Handy ist die Behandlung mit Elektroschocks veraltet und selten von dauerhafter Wirkung. Der Atlantis-Komplex ist heilbar, aber nur durch eine gründliche Therapie und den vorsichtigen Einsatz von Psychopharmaka. Artemis’ Zwangsstörungen werden bald wiederkehren, und er wird den unwiderstehlichen Drang verspüren, seine Mission zu vollenden, alles zu zählen und der Zahl Vier aus dem Weg zu gehen, offenbar weil sie auf Chinesisch so ähnlich klingt wie das Wort für Tod.«
    »Artemis ist also nicht geheilt?«
    Auf einmal war Artemis froh, dass außer ihm noch fünf weitere Personen in dem Shuttle waren. Ein gutes Omen für ihren Erfolg.
    »Nein, ich bin noch nicht geheilt«, seufzte er.
    Omen? Es geht schon wieder los.
    Artemis rang tatsächlich die Hände, ein körperliches Anzeichen seiner Entschlossenheit.
    Ich lasse mich davon nicht so schnell wieder unterkriegen.
    Und zum Beweis sagte er absichtlich einen Satz mit vier Wörtern: »Ich komme schon klar.«
    »Huuhh«, sagte Mulch, der noch nie einen Sinn für den Ernst der Lage gehabt hatte. »Vier Worte − wie unheimlich.«
    Als Erstes mussten sie hinunter zu der Absturzstelle, da es allen außer Mulch nicht einleuchten wollte, dass die Raumsonde erst punktgenau durch Atmosphäre, Eis, Felsen und Meerwasser gesteuert war, um dann versehentlich mit einem Gefangenenshuttle zusammenzustoßen. Mit Holly im Cockpit schoss das gestohlene Shuttle wenig später durch die Tiefen des Atlantiks, tanzende Linien aus Luftblasen im Kielwasser.
    »Da ist etwas im Gange«, sagte Artemis nachdenklich und hielt die Finger seiner linken Hand fest, damit sie aufhörten zu zittern. »Erst wird Commander Vinyáya getötet, um die ZUP zu schwächen, dann gibt die Sonde ihre Position preis, und die ZUP bekommt per Telefon einen Tipp, so dass die Behörden in Atlantis gerade genug Zeit haben, die Stadt zu evakuieren, und dann landet die Sonde auf einem Shuttle. Pech für die Insassen?«
    »Ist das eine von diesen rhetorischen Fragen?«, wollte Mulch wissen. »Die kapier ich nie. Und wo wir schon dabei sind: Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einer Metapher und einem Vergleich?«
    Holly schnippte mit den Fingern. »Jemand wollte, dass alle in dem Shuttle sterben.«
    »Jemand wollte, dass wir glauben, alle in dem Shuttle wären tot«, berichtigte Artemis sie. »Was für eine Art, seinen eigenen Tod zu

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