Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt
Blick auf die Welt zu tun.«
Scharfe, zwinkernde Augen maßen ihn von Kopf bis Fuß. »Ihr werdet auch aus dem Norden sein, denke ich. Meine Heimat ist Mold.«
»Ich wurde bei Trefriw geboren.«
»Ein Gwynedd-Mann. Aber einer, der sehr viel mehr von der Welt gesehen hat als Trefriw, wenn mich nicht alles täuscht, Bruder. Nun, auch ich bin ein wenig herumgekommen. Hier sind meine zwei Knechte - bereit, meine Waren zu entladen und zum Markt zu tragen, bevor ich einen Teil meiner Ladung flußabwärts nach Bridgenorth sende, wo ich einen Metverkauf abgeschlossen habe. Also, bringen wir zuerst die Waren an Land?«
Der Verwalter bat sie, einen Marktstand an einer Stelle zu wählen, die Meister Rhodri günstig erscheinen würde, nachdem er den Marktplatz in Augenschein genommen hätte, und verließ die beiden, um die Entladung zu überwachen. Rhodris Bootsleute, zwei gewandte kleine Waliser, machten sich eifrig ans Werk, handhabten die schweren Ballen getrockneter Häute und die Wollsäcke mit sachkundiger Geschicklichkeit und stapelten sie auf dem Landesteg.
Rhodri und Cadfael wandten sich unterdessen dem lebhaften Kommen und Gehen ringsum zu, eine Beschäftigung, der sich auch zahlreiche Stadtbewohner und Gäste der Abtei hingaben. An einem schönen Sommerabend war es die beste Unterhaltung, sich über die Mauerbrüstung der Brücke zu beugen oder den grün verwachsenen Pfad am Ufer der Au entlangzuschlendern und die gelandeten Boote und Waren zu betrachten, wenn man es nicht vorzog, das bunte, lärmende Durcheinander auf den Jahrmarktsplätzen zu bewundern, das fraglos einen der Höhepunkte des Jahres bildete. Wenn einige Stadtbewohner mit verdrießlichen Mienen zusahen und ärgerlich miteinander flüsterten, so war auch das kein Wunder. Die Nachricht von der Konfrontation des Vortages hatte sich in der ganzen Stadt verbreitet, und jeder wußte, daß die Zunftmeister abgewiesen worden waren.
Rhodri stand mit gespreizten Beinen auf den federnden Planken.
»Es verdient Beachtung, wie beide Hälften von England im Handel zusammenkommen, während sie auf jedem anderen Gebiet verfeindet sind. Man braucht den Leuten nur zu zeigen, wo Geld zu verdienen ist, und schon sind sie da. Wenn Grafen und Könige den gleichen gesunden Menschenverstand hätten, könnte ein Land in Frieden leben und hübsch dabei verdienen.«
»Ich glaube«, erwiderte Cadfael trocken, »daß es hier sogar zwischen den Kaufleuten einen hitzigen Wettbewerb geben wird, ehe die drei Tage um sind. Da mag manch einen das Verlangen anwandeln, dem Konkurrenten die Kehle durchzuschneiden.«
»Nun, jeder kluge Mann trägt eine Waffe bei sich, auf deren Gebrauch er sich versteht, das ist nur vernünftig. Aber wir leben zusammen - besser, als es den Fürsten gelingt. Wenn ich auch zugebe«, fuhr Rhodri gewichtig fort, »daß die Fürsten von Gelegenheiten wie dieser guten Gebrauch zu machen wissen. Nichts kommt einem der größeren Jahrmärkte gleich, wenn es darum geht, Neuigkeiten und Ansichten auszutauschen, ohne bemerkt zu werden, oder Pläne und Intrigen einzufädeln oder jemanden zu treffen, mit dem man sonst nicht gesehen werden möchte. Nirgendwo ist man so einsam wie in der Mitte eines Marktplatzes!«
»In einem geteilten Land«, meinte Cadfael gedankenvoll, »ist es leider so, da mögt Ihr recht haben.«
»Zum Beispiel - schaut nach links, aber wendet Euch nicht um. Ihr seht den mageren Mann in den feinen Kleidern, den Glattrasierten mit dem gezierten Gang? Er ist gekommen, um festzustellen, wer auf dem Wasserweg eingetroffen ist - Ihr könnt versichert sein, daß er schon frühzeitig gekommen ist und seinen Verkaufsstand bereits aufgeschlagen und mit Waren versehen hat, um uns andere unbehindert von drängenderen Aufgaben zu beobachten. Das ist Euan von Shotwick, der Handschuhmacher, und ein wichtiger Mann an Graf Ranulfs Hof in Chester, das kann ich Euch sagen.«
»Wegen seiner Geschicklichkeit in seinem Gewerbe?« fragte Cadfael, während er mit unauffälligem Interesse die hagere, elegant gekleidete, hochmütige Gestalt beobachtete.
»Wegen seiner Geschicklichkeit auf diesem und anderen Gebieten, Bruder Cadfael. Euan von Shotwick ist einer der wachsamsten und scharfsinnigsten Kundschafter, die Graf Ranulf in Sold hat, und bei Hofe hält man große Stücke auf ihn. Wenn er hier in Shrewsbury einen Marktstand errichtet, dann mag das sehr wohl anderen Zwecken als dem Handel dienen. Und dann auf der anderen Seite - seht Ihr diese große Barke,
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