Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt
Schultern, während der andere am Landungssteg geblieben war, um die dort gestapelten Waren zu bewachen. Nun begann der Mann im Marktstand zu verstauen, was er mitgebracht hatte, während Rhodri und Cadfael zum Fluß zurückkehrten, um dem zweiten Knecht Anweisungen zu geben. Sie trafen einen der Klosterverwalter, teilten ihm mit, welchen Platz Rhodri gewählt hatte, und einigten sich auf einen Mietpreis. Bruder Cadfaels unmittelbare Pflicht war damit erfüllt, doch wie jeder andere, der so etwas nur einmal im Jahr zu sehen bekam, interessierte auch er sich für das noch immer zunehmende Treiben entlang der Straße und am Severn.
Außerdem war noch etwas Zeit, bevor er zur Komplet gehen mußte.
Und es freute ihn, wieder einmal Walisisch zu sprechen, da sich innerhalb der Klostermauern nur selten eine Gelegenheit dazu bot.
Sie erreichten die Abzweigung des Weges von der Straße am Flußufer und blickten hinab auf eine Szene lebhafter Geschäftigkeit.
Die Barke aus Bristol hatte festgemacht, und ihre drei Bootsleute begannen Weinfässer auf den Landungssteg zu heben, während ein großer, beleibter älterer Herr mit rotem Gesicht und in einem langen Gewand von modischem Schnitt die Arbeit überwachte und Befehle erteilte. Die Kapuze des Gewandes war zu einer Art Hut aufgedreht, und die weiten Ärmel flatterten und wehten mit seinen gestikulierenden Armbewegungen. Sein fleischiges, aber energisches Gesicht war rund und cholerisch, mit struppigen Brauen wie Stechginster und bläulichen Hängebacken. Er bewegte sich mit erstaunlicher Gewandtheit und Schnelligkeit. Offensichtlich hielt er sich für einen bedeutenden Mann und erwartete, daß andere ihn auf Anhieb als solchen erkannten.
»Dachte ich's mir doch!« sagte Rhodri ap Huw, erfreut über seinen Scharfsinn und seine Kenntnis weitverzweigter Angelegenheiten.
»Thomas von Bristol nennen sie ihn, er ist einer der größten Weinimporteure dort und handelt in geringerem Umfang auch mit Luxuswaren aus dem Osten - Süßigkeiten, Gewürzen und Zuckerwaren. Die Venezianer bringen sie aus Zypern und Syrien.
Teuer und einträglich! Die Damen werden hohe Preise für etwas bezahlen, was ihre Nachbarinnen nicht haben. Was sagte ich? Geld bringt die Menschen zusammen. Ob sie für König Stephen oder die Regentin eintreten, sie kommen und verkehren auf Eurem Jahrmarkt miteinander, Bruder.«
»Nach seinem Aussehen zu urteilen«, sagte Cadfael, »muß er in der Stadt Bristol ein angesehener Mann sein.«
»Das ist er, Gott mit ihm, und gut angeschrieben am Hofe Roberts von Gloucester. Aber Geschäft ist Geschäft, und es würde mehr erfordern als die Furcht, sich in feindliches Territorium zu wagen, um ihn daheim festzuhalten, wenn es gutes Geld zu verdienen gibt.«
Sie hatten den Abstieg zum Flußufer begonnen, als sie auf ein anschwellendes, aufgeregtes Gemurmel unter den Zuschauern auf der Brücke aufmerksam wurden, deren Köpfe sich zum Stadttor auf der anderen Seite des Flusses wandten. Der schräg vom Westen einfallende Schein der Abendsonne warf tiefe Schatten von der Mauerbrüstung halb über die Brücke. Darüber schwebte eine durchscheinende, langsam wallende Wolke aus feinem Staub, deren Teilchen in den Sonnenstrahlen glitzerten und die sich dem Klosterufer näherte. Gleich darauf kam eine geschlossene Gruppe junger Männer in Sicht, die wie eine entschlossene kleine Armee dahermarschierten und die Müßiggänger und Schaulustigen beiseite drängten. Während alle anderen den schönen Abend mit angenehmem Nichtstun verbrachten, hatten diese ein Ziel, dem sie schnell und tatendurstig zustrebten, um so eiliger vielleicht, als sie befürchteten, daß Aggressivität und Willenskraft unterwegs verlorengehen könnten. Es mochten etwa fünfundzwanzig sein, allesamt junge Männer. Einige Gesichter waren Cadfael bekannt.
Martin Bellecotes Junge Edwy, Edric Fieshers Geselle und die Sprößlinge eines halben Dutzends geachteter Gewerbe in der Stadt hatten sich eingefunden. An ihrer Spitze schritt der junge Philip Corviser einher, der Sohn des Bürgermeisters, das Kinn kriegerisch vorgestreckt und die geballten Hände im Rhythmus der langen Schritte schwingend. Sie sahen sehr finster und starrköpfig aus, und die Leute blickten erstaunt und nachdenklich zu ihnen hin. Dann folgten sie ihnen etwas langsamer und vorsichtiger, um zu sehen, was geschehen würde.
»Wenn dies nicht das Gesicht des Aufruhrs ist«, sagte Rhodri ap Huw, als die grimmigen jungen Gesichter noch ein
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