Der Auftrag
Pferde. Sie sind weites, freies Land gewöhnt.«
»Was sind eure Absichten in Jawendor?«
»Wir sind hier, um ein paar gewinnbringende Unternehmungen abzuwickeln, da könnten wir die Unterstützung der Berglöwen gebrauchen.«
Sofort flammten Rastafans Augen begeistert auf. Ja, so kannte Zahira ihren Sohn! Seine Lebensgeister erwachten wieder. Das musste ein schwächlicher Fluch gewesen sein …
»Da machen wir mit. Worum geht es?«
»Doron, euer nichtswürdiger König, will König Nemarthos von Xaytan an die hundert Sklaven verkaufen. Bei der Übergabe wird die Bezahlung fällig – und die holen wir uns.«
»Hm. Ihr seid dreißig, wir sind achtundzwanzig. Muss ein großer Brocken sein, wenn es sich lohnen soll. Was bringen hundert Sklaven schon ein? Menschenware ist billig heutzutage.«
Lacunar lächelte wie ein Schakal. »Es handelt sich nicht um gewöhnliche Sklaven. Nemarthos hat Ansprüche. Er fordert ausgesucht schöne Knaben, zwölf bis sechzehn Jahre alt. Dorons Schergen sollen in allen Dörfern nach geeigneten Objekten fahnden.«
»Dann sollten wir lieber den Sklaventransport überfallen«, bemerkte Rastafan und grinste unverschämt.
»Rastafan!«
»Ja, schon recht, Mutter. Was sollten wir hier auch mit hundert Knaben anfangen? Aber wenn zwei oder drei für uns abfielen – darüber wäre ich nicht unglücklich.«
»Dahin also geht deine Neigung?«, sagte Lacunar und blinzelte ihm zu. »Ja, auch bei uns gibt es solche Männer. Mein eigener Sohn – nun, das ist ein anderes Thema. Jedenfalls möchte ich lieber einen Sack Flöhe hüten als hundert hübsche Jungs von meinen Männern bewachen lassen.«
Alle lachten. »Was bringt uns das Abenteuer ein, was meinst du, Lacunar?«, fragte Zahira.
»Wir rechnen mit fünfhundert goldenen Ringmünzen je Sklave.«
»Beim dreischwänzigen Waldmännlein, das ist ein Vermögen!«, entfuhr es Rastafan erstaunt.
»Was König Dorons Kassen füllen würde, damit seine Speichellecker sich noch hemmungsloserer Völlerei, noch wilderen Ausschweifungen hingeben können. Ich finde, wir sollten das verhindern.«
»Und das Gold wollt ihr euch nicht allein einstecken?«
»Der Zug wird streng bewacht. Ich dachte, ein paar Mann mehr wären nicht von Übel. Außerdem seid ihr keine Fremden für mich, ihr seid die Leute meiner Schwester.«
Rastafan schlug seiner Mutter auf die Schulter. »Du hast mir nie von deinem fabelhaften Bruder erzählt. Wann geht es los?«
»Schwer zu sagen. Die Knaben müssen erst einmal zusammengetrieben werden. Die Sache soll gewaltfrei ablaufen, man will wohl keine Aufstände riskieren. Meine Spione sind unterwegs. Ich sage euch rechtzeitig Bescheid.«
»Wann und wo schlagen wir zu?«
»Das ist noch unklar. Ich nehme aber an, die Übergabe wird am Grenzfluss Lenthari stattfinden.«
»Ohne dass der König die Sklaven begutachtet hat?«
»Er wird sich, wie das üblich ist, eines kenntnisreichen Vertrauten bedienen. Üblicherweise ist das ein Eunuch. Ein Mann jedenfalls, der für den Einkauf von Sklaven zuständig ist und den Geschmack des Königs zu treffen weiß.«
»Ich verstehe. Wir werden uns also am diesseitigen Ufer verbergen, und wenn die Übergabe der Sklaven stattgefunden hat, holen wir uns das Gold?«
»Ja. Nicht weit entfernt vom Fluss müssen sie durch ein Waldstück, dort sollten wir zuschlagen.«
»Du weißt sehr gut Bescheid bei uns, verfügst über gute Nachrichten, woher kommt das?«
»Wir haben Leute in Margan, Landsleute. Bei Überfällen geraubt oder Kriegsgefangene. Viele wurden umgebracht, aber die Besten verschonen sie. Jawendor braucht immer wieder frisches Blut, wenn es überleben will.«
»Aber es verkauft seine Knaben.«
»Bauernsöhne. Margan ist interessiert an guten Handwerkern, Künstlern, Gelehrten und Wissenschaftlern.«
»Und die finden sie in Achlad? Ich glaubte, ihr seid ein Reitervolk.«
»Viele sind Krieger geworden, haben die schwarze Tachhar gewählt, denn wir sind arm und müssen oft von Raubzügen leben. Aber in unseren Dörfern ist eine starke Tradition lebendig. Achlad ist nicht Jawendor.«
»Dann habt ihr wohl einen besseren König als wir.«
Lacunar und Zahira tauschten vielsagende Blicke. Zahira lächelte, und Lacunar erwiderte: »Ich bin der Fürst von Achlad.«
11
Suthranna empfing Saric, den Novizen und persönlichen Diener Jaryns, in einem kleinen Zimmer, wo er seine Schreibarbeiten zu erledigen pflegte. Saric nahm Platz auf gleicher Höhe wie der Oberpriester des
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