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Der Auftrag

Der Auftrag

Titel: Der Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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Mondtempels. Unter der Herrschaft Zarads war alles ein bisschen anders.
    Suthranna war ein massiger Mann mit einem langen, schwarzen Bart und einem ebensolchen Zopf. Seine Augen unter dichten Brauen waren scharf wie die eines Adlers, Klugheit sprach aus ihnen, aber auch Weisheit.
    »Was kannst du mir berichten, Saric?«
    »Herr, der Erhabene …«
    »Du meinst Jaryn?«
    »Ja.« Den Namen seines Gebieters auszusprechen, ging Saric schwer über die Zunge. »Mein Herr Jaryn ging nach Carneth, um dort jene Frau zu finden, die vielleicht den Sohn des Königs geboren hat.«
    »Weshalb nach Carneth?«
    »Eine frühere Palastsklavin hat ihn auf diese Spur gebracht.«
    »Und er ging allein?«
    »Ja, Herr, verkleidet als Bauer. Ich konnte es ihm nicht ausreden.«
    »Wird er die Frau dort antreffen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Und wenn nicht? Wohin mag er sich dann wenden?«
    »Auch das weiß ich nicht.«
    Suthranna dachte nach. »Es ist nicht gut, dass er allein geht. Wir werden ihm einen Begleiter an die Seite stellen müssen.«
    »Ich bin gern dazu bereit.«
    »Ich weiß, aber ich dachte nicht an dich. Du leistest bereits in Margan ausgezeichnete Dienste. Die ungewöhnliche Angelegenheit mit diesem Räuber hast du geistesgegenwärtig gemeistert. Wie kam es dazu?«
    »Mein erster Gedanke war Bestürzung, und ich zögerte. Mein Zweiter war Erleichterung, da handelte ich. Mein Dritter war Freude, denn an der zufriedenen Miene meines Herrn sah ich, es war recht getan.«
    »Wahrlich, aus dir wird einmal ein Weiser, Saric. Du bist im Sonnentempel für uns und für Jaryn unentbehrlich. Mit ihm soll ein anderer gehen.«
    »Kenne ich ihn?«
    »Ich weiß nicht. Er bereitet bei uns die Salben und die Kräutermedizin zu, ein schlauer und lustiger Geselle. Sein Name ist Caelian.«
    »Ein Rotschopf mit grünen Augen?«
    Suthranna lächelte. »Ja, aber lass ihn das nicht hören. Er sagt, er habe kastanienbraunes Haar, und darauf legt er viel Wert.«
    Nachdem Saric ihn verlassen hatte, ließ Suthranna nach Caelian rufen. Ein schlaksiger Junge trat ein. Er sah aus wie achtzehn, war aber schon vierundzwanzig. Rotbraune Locken umrahmten ein schmales, pfiffiges Gesicht mit kurzer Nase, vollen Lippen und Augen so hellgrün und tief wie die Teiche im Tempelgarten. Anmutig lupfte er sein knöchellanges Priestergewand, dessen Ärmel und Saum zusätzlich mit feiner Spitze besetzt waren, und ließ sich mit einem eleganten Hüftschwung auf dem Stuhl nieder, wo zuvor Saric gesessen hatte. Ein Hauch von Flieder verbreitete sich im Zimmer.
    Suthranna lächelte ihm zu. »Schön, dass du dich von deinen Salben und Tränken hast losmachen können. Ich muss etwas Dringendes mit dir besprechen.«
    Caelian betrachtete seine gepflegten Fingernägel. »Oh ja, was könnte dringender sein als Euer Begehr. Ich lausche.«
    »Kennst du Orchan, den Kaufmann?«
    »Nein«, erwiderte Caelian gelangweilt. »Nur einen fetten Molch in Brokatgewändern, bei denen er nicht einmal Geschmack beweist. Du meine Güte, wenn ich sein Geld hätte …«
    »Dann müsstest du trotzdem dein Priestergewand tragen«, unterbrach ihn Suthranna freundlich. »Dieser Orchan, so wurde mir zugetragen, hat sich mit ein paar Männern und etlichen Ochsenkarren nach Tumkir aufgemacht. Geschickt hat ihn Borrak.«
    Caelian hielt sich demonstrativ die Nase zu. »Erwähnt doch nicht diesen Namen, Herr, er verpestet den ganzen Raum.«
    »Wo es doch hier so schön nach Flieder duftet.«
    »Nach Arbeitsschweiß wollte ich jedenfalls nicht riechen, als ich zu Euch eilte. Oh, diese beiden Namen können einem den schönsten Tag verderben. Aber ich höre.«
    »Borrak hat Orchan befohlen, aus allen Dörfern im Land Knaben auszusuchen. Und Borrak handelt auf Befehl des Königs. Die Knaben sollen von ihren Elternhäusern fortgelockt und dann als Sklaven nach Khazrak an König Nemarthos verkauft werden.«
    Caelian klimperte mit den Augenlidern. »Wie schrecklich. Ich vermute, es handelt sich um junge hübsche Knaben. Kann man das nicht verhindern?«
    »Direkt einmischen können wir uns nicht, da es ein königlicher Befehl ist. Allerdings wurde er nicht offen ausgesprochen. Unruhen sollen wohl vermieden werden.«
    »Schickt doch mich zu König Nemarthos, ich ersetze ihm hundert Knaben – natürlich nur, wenn er attraktiv und großzügig ist.«
    »Ich hörte, er sei klein und hässlich«, schmunzelte Suthranna. Ernst fuhr er fort: »Deshalb will er wohl auch Schönheit und Jugend um sich haben. Sklaven, die

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