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Der Auftrag

Der Auftrag

Titel: Der Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Ahrens
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schwanger.«
    »Weshalb fürchteten das alle?«
    »Weil es doch das Kind des Königs war, und wenn es ein Sohn wurde, durfte er nicht leben.«
    »Wer hat davon gewusst? Alle Frauen? Der König?«
    »Sie hat es mir verraten. Wem sie es sonst anvertraut hat, weiß ich nicht. Der König war wohl ahnungslos, sonst hätte man sie besser bewacht. Eines Tages war Nachtblume verschwunden.«
    »Hat ihr jemand aus dem Palast geholfen?«
    »Nein, Erhabener. Das hätte niemand gewagt.«
    »Man hat nie wieder etwas von ihr gehört? Ließ der König nicht nach ihr suchen?«
    Elmyra nickte heftig. »Aber ja! Er war sehr zornig, denn er hatte sie wegen ihrer Schönheit oft zu sich geholt. Es wurde sogar gemunkelt, dass er in sie verliebt sei. Ja, er ließ überall in der Stadt nach ihr suchen, aber er hat sie nicht gefunden. Ich erinnere mich gut an jene Tage, denn König Doron war deshalb sehr aufgebracht.«
    »Dass sie ein Kind von ihm erwartete, das wusste er tatsächlich nicht?«
    »Nein. Schwangere Sklavinnen wurden sofort in einem Geburtszimmer untergebracht und durften es bis zur Niederkunft nicht mehr verlassen.«
    »Aber niemand kann die Stadt verlassen. Sie muss Helfer gehabt haben.«
    »Ja«, hauchte Elmyra schuldbewusst, »aber ich kenne sie nicht.«
    Jaryn starrte nachdenklich auf den Scheitel der Frau hinunter, den ihr gesenktes Haupt seinen Blicken darbot. In Wahrheit sah er nichts. Er stellte sich vor, wohin diese Sklavin sich wohl gewandt haben könne, aber ihm fiel nichts ein. »Wie lautet der richtige Name der Sklavin? Nachtblume kann nur ihr Palastname gewesen sein.«
    »Ja Erhabener, aber niemand wusste ihren wahren Namen. Vielleicht hat der König ihn gekannt.«
    Jaryn verbarg seine Enttäuschung hinter einer verschlossenen Miene. Viel weiter war er durch diese Aussage nicht gekommen. »Mehr kannst du mir über diese Frau nicht sagen? Denk nach!«
    »Sie war sehr still, redete wenig. Immer war sie traurig. Sie hatte Heimweh nach ihrem Dorf.«
    »Wie hieß das Dorf?«, fragte Jaryn rasch.
    »Ich – ich muss nachdenken.« Elmyra stützte den Kopf in die rechte Hand. »Sie hatte es einmal erwähnt. – Oh Erhabener!« Ihre Stimme zitterte. »Ich habe es vergessen.«
    »Nein, du musst dich erinnern!«
    Sie hob den Kopf, schaute in das ebenmäßige Antlitz, das jetzt streng und gereizt wirkte. Sie fürchtete sich vor den funkelnden Augen, als könnten diese sie zu Asche verbrennen. Und aus den Nebeln der Vergangenheit schwebte ein Name heran. »Carneth hieß es«, stieß sie erleichtert hervor. »Carneth.«
    »Carneth ist ein Dorf östlich der Rabenhügler Bergkette. Hatte sie dort Angehörige?«
    »Vielleicht. Ich hatte den Eindruck, als stamme sie aus diesem Dorf.«
    »Gut. Du kannst jetzt gehen. Am Eingang wartet der Priester auf dich, der dich gebracht hat. Er wird dir fünf Silberringe geben für deine Gottesfurcht.«
    »Oh Erhabener, oh Erhabener!«, schluchzte sie und fiel ihm zu Füßen. Jaryn wich bestürzt zwei Schritte zurück, denn sie hatte bereits die Hände nach ihm ausgestreckt. »Hinweg, Frau, hinweg! Du darfst mich nicht berühren. Mach dich nicht unglücklich und mich nicht zu einem undankbaren Fragenden.«
    Sofort waren zwei Diener zu Stelle, die die zusammengesunkene Frau aufhoben und aus dem Tempel zerrten. Saric trat ihnen entgegen. »Lasst sie los! Ihr brecht ihr ja die Arme.«
    Er führte die wankende Frau hinaus ins Tageslicht und drückte ihr das Geld in die Hand. »Geh und vergiss, dass du hier warst, Frau.«
    Elmyra barg die kostbaren Ringe an ihrer Brust, dankte ihm und hastete davon. Saric kehrte zu Jaryn zurück. »Konnte die Frau dir behilflich sein, Herr?«
    »Ja. Besorge etwas Unauffälliges zum Anziehen.«
    »Unauffällig in welcher Umgebung?«
    »Einer Dörflichen. Ich werde nach Carneth gehen.«
    »Verzeiht, Herr, sollte die Spur dieses Kindes nach Carneth führen, so solltet Ihr jemanden schicken, dem Ihr …« Saric räusperte sich. »Dem Ihr vertraut.«
    Jaryn lächelte knapp. »Du meinst dich selbst, Saric? Ich achte deinen Eifer, aber ich fürchte, das muss ich allein tun. Fühlst du nicht, wie das Schicksal mich dorthin ruft? Und von Carneth aus vielleicht wieder an einen anderen Ort? Weil nicht irgendjemand nach diesem Kind suchen kann, sonst hätte Margan genug Helfer, um im ganzen Land auszuschwärmen. Ich allein bin dazu berufen, ich allein kann es finden, das ist mir inzwischen klar geworden. Warum das so ist, weiß ich nicht.«
    »Ihr sprecht weise, Herr. Aber

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