Der Auftrag des Aeltesten
dich abholt. Er wird dich dorthin bringen, wo wir in Ellesméra den Schwertkampf üben. Bleibe eine Stunde dort und dann erst machen wir wie gewöhnlich weiter.«
»Warum unterrichtet Ihr mich nicht?«, fragte Eragon gekränkt.
»Ich kann dir nichts mehr beibringen. Du bist einer der besten Schwertkämpfer, denen ich je begegnet bin. Das Wenige, was ich im Gegensatz zu dir überdies beherrsche, kann ich dir nicht zeigen. Du brauchst nichts weiter zu tun, als dein derzeitiges Niveau zu halten.«
»Warum kann ich das nicht mit Euch tun... Meister?«
»Weil ich den Tag nicht mit Ärger und Streit beginnen möchte.« Oromis sah Eragon an und sein Blick wurde sanfter. »Außerdem wird es dir gut tun, ein paar andere Einwohner von Ellesméra kennen zu lernen. Ich bin nicht repräsentativ für mein Volk. Doch nun genug davon. Schau, da kommen sie!«
Die beiden Drachen kamen aus der Sonne geflogen. Zuerst landete Glaedr schwerfällig im Gras und faltete die goldenen Flügel, dann folgte Saphira, so flink und wendig wie ein Spatz neben einem alten Adler.
Wie schon am Morgen fragten Oromis und Glaedr sie ab, um zu prüfen, ob Eragon und Saphira den Unterricht des anderen mitverfolgt hatten. Das hatten sie zwar nicht ununterbrochen getan, aber da sie rasch die nötigen Informationen austauschten, konnten sie alle Fragen beantworten. Nur die fremde Sprache, in der sie redeten, bereitete ihnen einige Schwierigkeiten.
Schon besser
, brummte Glaedr anschließend.
Viel besser.
Er richtete den Blick auf Eragon.
Wir beide werden demnächst ein bisschen an deiner Flugtechnik arbeiten.
»
Selbstverständlich, Skulblaka.«
Der alte Drache schnaubte und humpelte auf seinen gesunden Beinen auf Oromis zu. Hinter ihm kam Saphira herangeflitzt und biss in Glaedrs Schwanzspitze, zog und zerrte daran und schleuderte den Schwanz mit einem Kopfrucken in die Luft, so wie sie einen Rehbock erlegen würde. Sie sprang erschrocken zurück, als Glaedr herumwirbelte und mit seinen mächtigen Fängen nach ihr schnappte.
Eragon zuckte zusammen und hielt sich rasch die Ohren zu, um sie vor dem gewaltigen Gebrüll des alten Drachen zu schützen. Aus Glaedrs heftiger, blitzschneller Reaktion schloss Eragon, dass Saphira ihn den ganzen Tag lang gepiesackt haben musste. Doch statt Reue nahm er in ihr bloß eine übermütige Verspieltheit wahr - wie bei einem Kind, das ein neues Spielzeug bekommen hat - und eine fast bedingungslose Ergebenheit gegenüber dem anderen Drachen.
»Beherrsche dich, Saphira!«, schimpfte Oromis. Saphira hüpfte zurück und setzte sich aufs Hinterteil, zeigte aber keinerlei Schuldbewusstsein. Eragon murmelte eine schwächliche Entschuldigung und Oromis fuhr mit der Hand durch die Luft und sagte: »Verschwindet, alle beide!«
Ohne Widerspruch kletterte Eragon auf Saphiras Rücken. Er musste sie drängen, endlich loszufliegen, und als sie in der Luft war, zog sie noch drei Runden über der Lichtung, bevor es ihm gelang, sie in Richtung Ellesméra zu lenken.
Was ist nur in dich gefahren, Glaedr zu beißen?
, fragte er. Er glaubte zwar, es zu wissen, wollte es aber von ihr hören.
Ich habe doch nur gespielt.
Es war die Wahrheit, denn sie redeten in der alten Sprache, aber Eragon argwöhnte, dass ihre Antwort nur ein Teil einer größeren Wahrheit war.
Schön, aber was für ein Spiel sollte das denn sein?
Sie versteifte sich unter ihm.
Du hast vergessen, warum wir hier sind. Indem du...
Er suchte nach dem richtigen Wort, und als es ihm nicht einfiel, wechselte er wieder in die Sprache der Menschen.
Indem du Glaedr provozierst, lenkst du ihn, Oromis und mich ab
...
und gefährdest dadurch unsere Ziele. Du bist doch sonst nicht so gedankenlos!
Tu nicht so, als wärst du mein Gewissen!
Er musste herzhaft lachen und neigte sich dabei so weit zur Seite, dass er fast von ihren Schultern heruntergefallen wäre.
Und das aus deinem Mund, nachdem du mir tausendmal gesagt hast, was ich zu tun habe! Ich
bin
dein Gewissen, Saphira, und du bist meins. Du hattest in der Vergangenheit genug gute Gründe, mich zu tadeln und zu warnen, und jetzt ist es eben einmal andersherum: Hör auf, Glaedr nachzustellen!
Sie schwieg.
Saphira?
Ich habe dich schon verstanden.
Das hoffe ich.
Zwei Anfälle an einem Tag,
sagte sie nach einer Minute, in der sie schweigend weitergeflogen waren.
Wie geht es dir jetzt?
Mir tut alles weh und mir ist schlecht.
Er verzog das Gesicht.
Ein Teil rührt vom Rimgar und den magischen
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