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Der Auftrag des Aeltesten

Der Auftrag des Aeltesten

Titel: Der Auftrag des Aeltesten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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vorher überhaupt gesehen zu haben.
    Das Innere der Halle war warm und behaglich - ein Hort des Friedens, der Kontemplation und Ruhe. Die Form der Halle gaben die Bäume vor, deren Rinde man innen abgeschält, das Holz poliert und mit Öl getränkt hatte, bis es wie Bernstein schimmerte. Gleichmäßige Lücken zwischen den Bäumen dienten als Fenster; es duftete nach zerstoßenen Kiefernnadeln. Im Gemeinschaftssaal der Halle saßen einige Elfen und lasen oder schrieben, in einer Ecke spielten andere auf Schilfrohrflöten. Alle hielten ausnahmslos inne und hießen Saphira mit einem ehrerbietigen Kopfnicken willkommen.
    »Hier würdet ihr beide wohnen, wenn ihr nicht Reiter und Drache wärt«, erklärte Arya.
    »Es ist wunderschön«, entgegnete Eragon.
    Arya führte ihn und Saphira in dem für Drachen zugänglichen Bereich herum. Jedes Zimmer hielt eine neue Überraschung bereit; keine zwei waren gleich und bei jedem hatte man auf einzigartige Weise den Wald in den Bau miteinbezogen. In einem Gemach perlte an der knorrigen Wand ein silbriger Bach herunter und plätscherte in ein Kiesbett ins Freie hinaus. In einem anderen Zimmer wurden Decke und Wände vollständig von tiefgrünen Kletterpflanzen bedeckt, aus deren Blättern trompetenförmige Kelche mit zartrosa und weißen Blüten heraussprossen. Arya nannte sie Lianí-Ranken.
    Sie betrachteten viele meisterhafte Kunstwerke, angefangen von Wunschbildern über Gemälde und Skulpturen bis hin zu leuchtenden Mosaiken aus buntem Glas - alles in den organischen Formen der Natur.
    In einem offenen Pavillon, der durch überdachte Wandelgänge mit zwei anderen Gebäuden verbunden war, unterhielten sie sich eine Weile mit Islanzadi. Die Königin erkundigte sich nach Eragons Ausbildung und dem Zustand seines Rückens, worauf er mit kurzen, höflichen Sätzen antwortete. Die Königin schien zufrieden zu sein, wechselte noch einige Worte mit Saphira und zog sich wieder zurück.
    Danach gingen sie wieder in den Garten hinaus. Eragon hielt sich neben Arya - Saphira trottete ihnen hinterher - und lauschte verzückt ihrer hellen Stimme, während sie ihm die verschiedenen Blumenarten erklärte, woher sie stammten, wie man sie pflegte und welche man mit Magie verändert hatte. Sie deutete auf Blumen, die ihre Blüten nur in der Nacht öffneten, und wies ihn auf den seltenen weißen Stechapfel hin.
    »Was ist denn deine Lieblingsblume?«, fragte er sie.
    Arya lächelte und führte ihn zu einem Baum, der am Rand des Gartens neben einem kleinen, von Binsen gesäumten Teich stand. Um den untersten Ast rankte sich eine Prunkwinde mit drei samtschwarzen, fest geschlossenen Blüten.
    Arya hauchte sie sacht an und flüsterte: »Öffnet euch!«
    Die Blüten raschelten leise, als sie ihre schwarzen Gewänder entfalteten und den kostbaren Nektar in ihrem Innern offenbarten. Die Blütenkelche schimmerten in einem prachtvollen Königsblau, das zu den Blumenkronen hin in tiefes Schwarz überging, wie der Tag in die Nacht.
    »Ist das nicht die schönste und entzückendste Blume, die es gibt?«, fragte Arya.
    Eragon beobachtete Arya verstohlen, war sich schmerzhaft deutlich ihrer Nähe bewusst. »Ja... sie ist wunderschön«, sagte er. Bevor ihn der Mut verließ, fügte er rasch an: »Genau wie du.«
    Eragon!
, fauchte Saphira.
    Arya starrte ihn durchdringend an, bis er den Blick abwenden musste. Als er es wieder wagte, sie anzuschauen, fühlte er sich zutiefst verletzt, als er ihr amüsiertes Lächeln sah. »Das war sehr freundlich von dir«, murmelte sie. Sie strich über eine der Blüten und schaute von ihr zu Eragon. »Fäolin hat sie in der Nacht einer Sommersonnenwende erschaffen, nur für mich.«
    Eragon trat verlegen von einem Fuß auf den anderen und brummte etwas Unverständliches. Es verletzte und beleidigte ihn, dass sie ihn und sein Kompliment nicht ernst nahm. Er hätte sich am liebsten in Luft aufgelöst, und einen Moment lang überlegte er, ob er einen Zauber wirken könne, der ihm genau das erlauben würde.
    Letztlich räusperte er sich bloß und sagte: »Entschuldige uns bitte, Arya Svit-kona, aber es ist spät und wir müssen zu unserem Baum zurückkehren.«
    Ihr Lächeln wurde noch breiter. »Natürlich, Eragon. Ich verstehe.« Sie begleitete sie zum Eingang, öffnete ihnen die Türen und verabschiedete sich. »Gute Nacht, Saphira, gute Nacht, Eragon.«
    Gute Nacht
, erwiderte Saphira.
    »Sehen wir dich morgen?« Trotz seiner Verlegenheit konnte Eragon sich die Frage nicht

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